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Lars Harms: Friesisch und Dänisch gehören auf die Tagesordnung des Rundfunkrates
Presseinformation Kiel, den 15.05.2014Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 15, 20+41 NDR-Staatsvertrag und Rundfunkgebühren Drs. 18/1761, 18/1834, 18/1555 „Da frasche wan håål mör frasch hiire än uk aw frasch tu waasen füünj, wat önj Fraschlönj for ham gungt. Deeraw hääwe´s en rucht.“ (Die Friesen möchten gerne öfter Friesisch hören und in friesischer Sprache erfahren, was in Friesland vor sich geht. Darauf haben die Friesen ein Anrecht.)Die Bekanntheit der Rundfunkräte steht im krassen Gegensatz zu ihrer Bedeutung. DerRundfunkrat ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk das oberste Organ; tagt aber in der Regelhinter verschlossenen Türen. Dabei stellt der Rundfunkrat die Weichen für die Entwicklung desSenders und wählt den Intendanten. Bei der Vierländer-Anstalt NDR bestimmen 58 Mitgliederüber dessen Geschicke. Der NDR schreibt dazu selbst, dass im Rundfunkrat „in repräsentativerWeise bedeutsame gesellschaftliche, weltanschauliche und politische Organisationen undGruppen aus den vier NDR-Staatsvertragsländern vertreten“ sind. So nachzulesen auf derInternetseite des Senders. Das ist falsch!Die Zusammensetzung des Rundfunkrates spiegelt nicht die gesellschaftliche Vielfalt wider.Zum Beispiel sind die Minderheiten nicht im Gremium vertreten. Das kann man ändern. Wie,zeigt Radio Berlin Brandenburg, RBB. In dessen 29 köpfigen Rundfunkrat bestimmt die Vertreterin der Sorben in Brandenburg die Geschicke ihres Senders mit. Sicherlich nicht nurihretwegen hört und sieht man so viel Sorbisch beim RBB. Das liegt sicherlich auch daran, dassdie Berücksichtigung der sorbischen Sprache gesetzlich vorgeschrieben ist. Im RBB gibt es einJugendmagazin und regelmäßige sorbische Fernsehmagazine mit aktuellen Meldungen.Der NDR bietet dagegen einmal die Woche und dann auch nur im nördlichen Landesteil eineeinzige friesische Sendung an; und die ist nur 3 Minuten lang. Dåt as ai nooch. Da frasche wanhåål mör frasch hiire än uk aw frasch tu waasen füünj, wat önj Fraschlönj for ham gungt.Deeraw hääwe´s en rucht. Drei Minuten sind nicht genug. Die Friesen möchten gerne öfterFriesisch hören und in friesischer Sprache erfahren, was in Friesland vor sich geht. Daraufhaben die Friesen ein Anrecht.Der NDR dagegen argumentiert seit Jahren mit der so genannten Ausschaltfunktion, die dasFriesische habe; zuletzt in einer Stellungnahme des NDR-Sprechers gegenüber Flensborg Avis.Und betrachtet man die Berücksichtigung der dänischen Sprache, dann gilt diese Haltung wohlauch für die zweite Minderheitensprache im Grenzland. Dass es besser geht, zeigt der NDRselbst. Die NDR Welle-Nord hat ein hervorragendes niederdeutsches Angebot und in Hamburg,auf der dortigen Regionalwelle des NDR, hört man jeden Tag morgens um halb NeunNachrichten aus aller Welt - und das bei voller Aktualität. Da zeigt sich doch im eigenen Hause,dass es anders geht.Die unangemessene Berücksichtigung von Friesisch und Dänisch beklagen nicht nur dieVerbände, sondern auch der Europarat seit vielen Jahren im Zuge der Evaluierung derSprachencharta. Von derartigen Rügen zeigt sich der NDR völlig unberührt. Im NDR selbstmüssen sich die Programmchefs und der Intendant nämlich fast nie einer Debatte um denProgrammauftrag des öffentlich-rechtlichen Senders NDR in Sachen Minderheiten stellen. Esfehlen die Minderheitenvertreter im Rundfunkrat. Friesisch und Dänisch gehören aberunbedingt auf die Tagesordnung des Rundfunkrates. Darum unsere Forderung, die Zusammensetzung des NDR-Rundfunkrates zu überprüfen und die Berücksichtigung dänischenund der friesischen Sprache im Staatsvertrag festzuschreiben.Der SSW ist darüber hinaus davon überzeugt, dass wir in Sachen Rundfunkstaatsvertragweitere, positive Entwicklungen und Strukturen anderer Sender übernehmen können. Der WDRhat beispielsweise gute Erfahrungen gemacht mit der Öffentlichkeit derRundfunkratssitzungen. Der WDR-Rundfunkrat tagt in der Regel in der WDR-Kantine. ImAnschluss gibt es sogar die Möglichkeit, Fragen an die Räte zu stellen. Besser lassen sich dieZuschauer doch kaum einbinden. Der WDR bietet sogar einen Newsletter an, in dem dieBeschlüsse des Rundfunkrates nachverfolgt werden können. Was im Westen möglich ist, sollteim Norden auch bald Realität sein. Entsprechende Verhandlungen, die Öffentlichkeit derSitzungen auch beim NDR einzuführen, sollten daher möglichst bald angegangen werden.Was man in Sachsen, Brandenburg oder in Nordrhein-Westfalen hinbekommen hat, sollte auchbei uns möglich sein.