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Jette Waldinger-Thiering: Ein Gesetz für alle Bürgerinnen und Bürger
Presseinformation Kiel, den 9. Juli. 2014Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 10 Denkmalschutzgesetz Drs. 18/2031 „Dialog ist für die neue Landesregierung eben Programm und nicht nur ein billiger Aufkleber."2012 novellierte die damalige CDU/FDP-Landesregierung das Denkmalschutzgesetz. Dieses Gesetz ist eingutes Beispiel, dass man nicht automatisch alles das, was alt ist, bewahren sollte. Das Gesetz standnämlich von Anfang an unter keinem guten Stern, weil es Fachstandards ignoriert und Fachleute brüskierthat. Insgesamt fiel das Urteil von allen Seiten verheerend aus: die Belange des Denkmalschutzes wurdengeschwächt, durchlöchert oder bestenfalls verschlimmbessert. Dieses Gesetz war wie eine billigePlastikfassade an einem historischen Gebäude: Ins Gebäude wurde zwar investiert, aber optisch zu einerabsolute Katastrophe pervertiert. Also: Weg damit.Die neue Landesregierung hat das alte Denkmalschutzgesetz darum bereits wenige Wochen nachAmtsantritt ins Visier genommen. 2013 wurde ein aufwändiges, transparentes Verfahren eingeleitet. Zielist die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes und die Erstellung eines zukunftsfesten Denkmalrechts.Ich denke, das ist gelungen. 2Bereits bevor wir das Gesetz verabschieden, ist etwas Entscheidendes passiert: es ist der Landesregierunggelungen, den Denkmalschutz zu einem Anliegen Vieler zu machen. Ich möchte in diesem Zusammenhangschon von einer Wende sprechen.Wir alle profitieren und lieben unsere Denkmäler: ob es sich um Mühlen, Herrenhäuser oder Haubargehandelt. Ministerpräsident a. D. Peter Harry Carstensen hat davon gesprochen, dass Denkmale einen Teilunserer Lebensqualität ausmachen. Ich kann ihm nur zustimmen. Doch war bislang der konkrete Schutzdes Denkmals privatisiert, während der Nutzen sozialisiert war. Die Besitzer fühlten sich allein gelassen.Das rief verständlicherweise Proteste hervor und hat dazu geführt, dass sie die Fronten über die Jahrehinweg stark verhärtet haben. Denkmalschutz wurde zu einem Schimpfwort. Viele Eigentümer fühltensich regelrecht bestraft, dass sie in einem Denkmal wohnen und arbeiten wollten. Sie hörten dieSonntagsreden der Landesregierung und blieben aber im echten Leben aber auf Planungskosten undNutzungseinschränkungen sitzen. Sie empfanden ihr Denkmal als Belastung und Bürde.Die Küstenkoalition hat eine neue Gesprächskultur in Gang gebracht. Die Menschen im Land spüren sehrgenau, ob man es ernst mit ihnen meint, oder ob sie nur Kulisse in einem Schaustück sein sollen und habendas Gesprächsangebot zahlreich angenommen. Die Bürgerinnen und Bürger haben gemerkt, dass sie fürihre Anliegen ein offenes Ohr finden und offen ihre Kritik geäußert. So kam beispielsweise auf derRegionalkonferenz in Flensburg der behindertengerechte Umbau von Denkmalen zur Sprache. DerFlensburger Seniorenbeirat machte darauf aufmerksam, dass mobilitätseingeschränkte Senioren aufBarrierefreiheit angewiesen sind. Vor allem bei öffentlichen Gebäuden wurde das gefordert. In denErläuterungen zu § 13 auf Seite 45 können wir das Ergebnis dieser und anderen Einwände nachlesen, dassnämlich die Belange von Menschen mit Behinderung im Denkmalschutz besonders zu berücksichtigenseien. Gerade dieser Punkt zeigt, dass ein schönes, historisches Gebäude nichts wert ist, wenn dieBürgerinnen und Bürger gar nicht hinein kommen können. Ein Denkmal muss sich den Menschenanpassen und nicht die Menschen außen vor lassen. Zahlreiche gute, innovative Lösungen im ganzen Landzeigen, dass der Dialog zwischen Seniorenbeiräten und Planern in Sachen Barrierefreiheit ganz gutfunktioniert.Dialog ist für die neue Landesregierung eben Programm und nicht nur ein billiger Aufkleber. Dass derDialog nicht immer ganz einfach ist, zeigte im Mai ein Besuch der Ministerin in Wees. Sie informiertezusammen mit dem zuständigen Referatsleiter Fælleslandboforeningen for Sydslesvig, in der sich viele 3Bauern organisiert haben, über das neue Denkmalschutzrecht. Zunächst schoss die jahrelang angestauteWut angesichts heraus: Viele Bauern fühlen sich bevormundet. Diese Vorbehalte werden teilweisebewusst geschürt, durch billige Propaganda. Doch die Bäuerinnen und Bauern erkannten schnell, dass dasneue Gesetz für sie auch viele Vorteile bringt, unter anderen durch die Rechtssicherheit. Außerdem gibt esAnsprüche auf Zuschüsse bei Renovierungen und Reparaturen, die ihnen gar nicht bekannt waren.Miteinander sprechen, ist eben immer besser als einfach anzuordnen. Der Dialog hat sich ausgezahlt. Viele,gute Änderungen konnten im Laufe des Verfahrens erarbeitet werden und finden sich in der neuenFassung wieder. Diese können die Betroffenen übrigens ohne Zusatzstudium oder Übersetzungshilfelesen. Dankenswerterweise hat die Landesregierung den Text lesbar gemacht, so dass das Ganze einGesetz nicht nur für Experten, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger geworden ist.Ich denke, dass man überhaupt gar nicht überschätzen kann, was dieses offene Verfahren für die sozialeAkzeptanz der Denkmalpflege im Land geleistet hat. Das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen undBürger wurde gestärkt, so dass sich eher mehr als weniger Menschen berufen fühlen, das kulturelle ErbeSchleswig-Holsteins zu erhalten, zu pflegen und zu bewahren.