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10.10.14 , 13:03 Uhr
B 90/Grüne

Eka von Kalben zur Ehrenamtskarte Schleswig-Holstein

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 37 – Ehrenamt in Schleswig-Holstein stärken Pressesprecherin Dazu sagt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Claudia Jacob Grünen, Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Eka von Kalben: Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 402.14 / 10.10.2014


Ehrenamt geht alle an!
Ehrenamt geht alle an! Sie und mich hier im Plenarsaal genauso wie die Menschen drau- ßen in unserem Land. Mehr als ein Drittel aller Menschen in Deutschland engagieren sich neben Beruf, Ausbildung und Familie um die Allgemeinheit.
Ich habe im Frühjahr einige der Ehrenamtsmessen im Land besucht und war beeindruckt, wie vielfältig das Ehrenamt ist und wie viele unterschiedliche Aufgaben man wahrnehmen kann. Dank an die verschiedenen Engagierten. Die Liste des möglichen Engagements ist schier endlos:
z.B. die Freiwillige Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk. Tausende Frauen und Män- ner sind bereit, ihre Gesundheit oder ihr Leben zu riskieren. Sie schützen und bewahren uns alle vor Gefahren
z.B. die Sportvereine. Auf jedem Sportplatz, in jeder Halle stehen Tag für Tag Übungsleite- rInnen, die andere zur Bewegung motivieren.
z.B. die Naturschutzvereine. UmweltschützerInnen schützen Feuchtgebiete, zählen Vögel oder erklären Interessierten die ökologischen Zusammenhänge in der Natur.
z.B. in der Pflege. Gute Geister ersetzen oder ergänzen Familie und Freunde. Ohne ihr freiwilliges Engagement wäre der Alltag der Menschen um einiges ärmer.
In der Jugendarbeit, in der Flüchtlingsbetreuung, in der Kultur, in der Politik: Überall füllt das Ehrenamt unser Gemeinwesen aus. Seite 1 von 3 Alle diese Ehrenamtlichen fragen nicht nach Bezahlung. Sie wissen, dass die Gesellschaft nicht jede gute Tat entlohnen kann. Diese Ehrenamtlichen sind der Kitt unserer Gesell- schaft. Ihnen allen gilt unser Dank! Stellen Sie sich nur mal vor, wir müssten auf all das verzichten. In einigen Bereichen ist es mit dem Nachwuchs ja schon ziemlich problematisch. Es ist enorm wichtig, dass ehrenamt- liches Engagement wahrgenommen, honoriert und unterstützt wird. Salbende Worte rei- chen da nicht immer, wenngleich sie sicher nötig sind.
Bei meinem Rundgang über die Messen habe ich Postkarten mit der Bitte verteilt, Anre- gungen zur Verbesserung des Ehrenamtes mitzuteilen. Der Rücklauf war gering, vermut- lich, weil engagierte Menschen genug zu tun haben. Trotzdem konnte man feststellen, dass es einige gemeinsame Wünsche gab, auch aus den Gesprächen.
Die Freistellung der ArbeitgeberInnen, der Schulen und im Studium, müssen gerade bei Einsätzen im Katastrophenschutz erleichtert werden. Ich weiß, das sagt sich leicht. Wenn sich in einem Betrieb vielleicht zufällig die halbe Feuerwehr ballt, kann das auch zu Un- wuchten führen. Wenn SchülerInnen mehr Zeit im Ehrenamt als im Unterricht verbringt, kann das wirklich nicht aufholbar sein.
Aber im Grundsatz gilt: Ehrenamt darf nicht zur Benachteiligung führen, sondern soll im Gegenteil positiv anerkannt werden. Freiwilliges gesellschaftliches Engagement kann und sollte ein wichtiges Kriterium bei Bewerbungen oder der Stipendienvergabe sein. Auch bei der Studienplatzvergabe wünschte ich mir, dass das Engagement mindestens so viel zäh- len sollte wie die Abiturnote.
Konkret zur Ehrenamtskarte: Die Schleswig-Holsteinische Ehrenamtskarte ist ein Danke- schön. Ein Dankeschön, das von Herzen kommt und das gerne gegeben wird. Viele Koope- rationspartnerInnen beteiligen sich an der Ehrenamtskarte Schleswig-Holstein mit attrakti- ven Angeboten.
Angefangen von Schleswig-Holstein Musik Festival, über Wattwanderungen und Muse- umsbesuchen bis hin zum PC-Shop oder dem Marli-Café. Die Ehrenamtskarte kann jeder und jede beantragen, der drei Stunden in der Woche oder 100 Stunden im Jahr ehrenamt- lich tätig ist. Egal wo und wie.
Eine Ehrenamtskarte bekommen all diejenigen, die auch die Jugendleiterkarte innehaben. Beide Regelungen sind neu und werden den Kreis, derer die eine Karte erhalten können, deutlich ausweiten. Das wiederum kann dazu führen, dass es für die Firmen auch attrakti- ver wird, Angebote zu machen.
Ich hoffe sehr, dass wir beim Unternehmerverband, bei der Handwerkskammer, bei der IHK, aber auch bei den Kommunen jetzt noch einmal einen Schub für eine Aufwertung der Karte bekommen.
So wichtig das Ehrenamt ist: Wir dürfen es erstens nicht überstrapazieren und zweitens keine Festanstellungen verdrängen. Ein Verdrängen, ein Crowding-out, von Fachkräften kann nicht in unserem Interesse sein.

2 Ehrenamtspolitik - das muss so klar gesagt werden – darf nicht zur Haushaltskonsolidie- rung, zur Stellenstreichung genutzt werden. Es darf nicht unsere Antwort auf die Lücken sein, die der Fachkräftemangel reißen mag.
Ehrenamt braucht Professionelle. Gerade in der Flüchtlingspolitik beobachte ich in Schles- wig-Holstein eine enorme Bereitschaft, sich zu engagieren. Das ist aus zweierlei Gründen super. Erstens erleichtert es die Integration der Menschen, wenn sie mit ihren NachbarIn- nen zusammenkommen und zweitens könnten wir ehrlicherweise dem Zustrom nur mit hauptamtlichen Kräften nicht gerecht werden. So viele ausgebildete BetreuerInnen hätten wir schlicht nicht.
Aber hier zeichnen sich auch zwei Probleme ab: Nicht selten erleben wir eine Überforde- rung des Ehrenamtes. Traumatisierte Menschen können nur von professionellen Kräften versorgt werden. Und Flüchtlinge haben oft Traumata erlebt. Sie sind auch vielleicht nicht immer nur nett und dankbar. Hier kann leicht Frust entstehen, vielleicht auf beiden Seiten.
Außerdem kann mit ehrenamtlichem Engagement nicht der Grad an Verlässlichkeit sicher- gestellt werden, der mit hauptamtlichen Kräften möglich ist. Jugendliche beginnen vielleicht mit viel Freude ein Nachhilfeprojekt. Dann kommt der Abiturstress und ein Wohnungswech- sel wegen der Ausbildung und auf einmal entsteht eine Lücke, die sich nicht immer von selbst wieder schließt.
Ehrenamt braucht Hauptamt, deshalb ist es ganz wichtig, dass ehrenamtliches Engage- ment von professionellen Kräften unterstützt und koordiniert wird. Natürlich gibt es Konkur- renz. Manch ein Profi rauft sich die Haare, wenn er oder sie seine Aufgabe in die Hände von Laien legen soll. Manch einer befürchtet einen Ausverkauf der Qualität z.B. bei der Ar- beit in der offenen Ganztagsschule. Fakt ist aber auch, dass manche Dinge ohne die Eh- renamtlichen gar nicht stattfinden würden.
Meine Damen und Herren, die Ehrenamtskarte ist ein Dankeschön, nicht mehr und nicht weniger. Ich freue mich, dass die Anregungen aus der Praxis zur Absenkung der Voraussetzungen jetzt umgesetzt wer- den. Vielen Dank an Ministerin Alheit und vor allem an all diejenigen, denen die Karte dient.
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