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Jette Waldinger-Thiering: Eine Grundschule ohne Noten ist nicht leistungsfeindlich sondern motivierend
Presseinformation Kiel, den 10.10.2014Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 33 Landesweit einheitliche Standards für Entwicklungsberichte von Kompetenzen in Grundschulen Drs. 18/2212 „Eine Grundschule ohne Noten ist nicht leistungsfeindlich sondern motivierend“Wir haben im Frühjahr große Diskussionen und eine umfangreiche Presseberichterstattungzum Sinn und Unsinn von Notengebung in Grundschulen erlebt. Auslöser war einentsprechender Vorstoß der ehemaligen Bildungsministerin und der regierungstragendenFraktionen. Unser Ziel war es, und unser Ziel ist es, das vor allem in Grundschulen weniger aufNoten und mehr auf Berichts- und Tabellenzeugnisse gesetzt wird. Für die Klassen drei und vierhaben wir diese Möglichkeit zwar eröffnet, letztlich liegt die Entscheidung aber bei derSchulkonferenz. Und auch wenn davon in sehr unterschiedlichem Umfang Gebrauch gemachtwird, gelten für die weiterführenden Schulen ähnliche Regelungen. Diese Punkte dürfteneigentlich allgemein bekannt sein. Warum die Opposition nun aber weiterhin mit Forderungenkommt, die vom Grundsatz her schon umgesetzt werden, verwundert dann doch ein wenig. 2Wie erwähnt, sind Berichts- und Tabellenzeugnisse längst Realität. Und die Forderung, dassdiesen Zeugnissen zur besseren Vergleichbarkeit landeseinheitlich Standards zugrunde liegenmüssen, ist natürlich richtig. Doch auch hier haben wir uns nach meinem Wissen längst aufden Weg gemacht. Verstehen Sie mich nicht falsch: Bei einer so tiefgreifenden Veränderungbei der Beurteilung unserer Kinder müssen wir natürlich sehr gründlich arbeiten. Anregungenund Verbesserungsvorschläge sind uns deshalb sehr willkommen. Es nützt in meinen Augennur wenig, wenn in erster Linie Dinge gefordert werden, die wir eben schon auf den Weggebracht haben oder wo zumindest schon ein erster Aufschlag vorliegt.Losgelöst von Detailfragen freut mich natürlich, dass auch ein Teil der Opposition die Vorteilevon Entwicklungsberichten gegenüber Ziffernnoten sieht. Denn solche Kompetenzrastervermitteln einen deutlich differenzierteren Blick auf Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungender Schülerinnen und Schüler, als schlichte Schulnoten. Das Aneignen von Wissen undmessbaren Kompetenzen ist zwar ein wichtiger Teil der schulischen Bildung. Aber er ist ebennicht der einzige. Daneben stehen auch die Förderung von künstlerischen oder emotionalenFähigkeiten und die Vermittlung von sozialen Kompetenzen. Dinge, die sich nun mal schwer ineine Skala von eins bis sechs zwängen lassen. Und dies gilt ganz besonders vor demHintergrund von zunehmend heterogenen Grundschulklassen in einem inklusivenSchulsystem.Doch die Abkehr von Ziffernnoten macht nicht nur eine viel detailliertere Beschreibung derEntwicklung unserer Kinder möglich. Sie gibt unseren Lehrerinnen und Lehrern auch mehrFreiräume. Durch Zeugnisse in Berichts- oder Tabellenform können Stärken und Schwächenund eben auch individuelle Lernerfolge aufgezeigt werden. So wird zum Beispiel Kindern, dieim Verhältnis zum Durchschnitt vielleicht eher schwächer abschneiden und sich trotzdementwickeln, nicht sofort die Motivation genommen. Wo bisher am Anfang wie am Ende desSchuljahres vielleicht die Note fünf stand, werden jetzt Lernerfolge und Fortschritte genausosichtbar, wie bestehende Defizite. Das halte ich für eine klare Verbesserung. 3Meine Damen und Herren: Ohne Zweifel haben wir es hier mit einer gravierendenVeränderung zu tun. Es liegt in der Natur der Sache, dass auch an den Grundlagen undStandards für die Entwicklungsberichte weiter gefeilt werden muss. Wie bei so vielen neuenDingen, ist nicht alles von Beginn an fehlerfrei und komplett ausgereift. Aber auch hier, aufdiesem sinnvollen Weg in Richtung Entwicklungsbeurteilung anstelle von reiner Bewertung,werden wir immer besser. Um das Ziel einer inklusiven Schule zu erreichen, sehe ich kaum eineAlternative. Inklusive Schule - und hier gebe ich den Piraten völlig Recht - erfordert nun einmalneue Standards der Leistungs- und Lernfortschrittsanalyse. Dass wir im Laufe dieses Verfahrensauch auf einheitliche Standards und auf die Vergleichbarkeit achten müssen, versteht sich inmeinen Augen von selbst.