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Flemming Meyer: Wir fördern aktiv den Kulturtourismus der Minderheitenregionen
Presseinformation Kiel, den 20.03.2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 37 Perspektiven für die Westküste Drs. 18/2584„Wir fördern aktiv den Kulturtourismus der Minderheitenregionen“Als der Landtag am 11. November 2005 schon einmal über die Perspektive der Westküstedebattierte, musste mein Kollege Lars Harms die damalige Landesregierung erst auf vorbildlicheregionale Kultur- und Tourismusprojekte in anderen Gegenden Europas hinweisen. DieLandesregierung hatte damals – also vor ungefähr zehn Jahren – die Idee des kulturellenTourismus der Minderheitenregionen noch überhaupt nicht auf dem Radar. Ob das nun damalsIgnoranz oder Borniertheit entsprang, mag ich heute nicht zu beurteilen – Fakt ist, dass die neueLandesregierung nicht nur den Wert des Kulturtourismus erkennt, sondern auch aktiv fördert.Die Landesregierung hat erkannt, dass sprachliche Vielfalt ein prägendes Alleinstellungsmerkmalim Kreis Nordfriesland ist (S. 22). Damit kann richtig Geld verdient werden. Ich spreche unteranderem von den Biikefest, das inzwischen als Weltkulturerbe anerkannt, das friesische Erbefeiert und gleichzeitig die Saison verlängert. Immer mehr Veranstalter nehmen dieses Volksfestin ihr Programm auf und locken Gäste nach Nordfriesland. Der Februar galt bislang als einer derumsatzschwächsten Monate an der Küste – in Friesland ändert sich das gerade. Auch jenseits 2vom Biikefest zieht die kulturelle Vielfalt. So vermittelt die zweisprachige Beschilderung denTouristen das Gefühl, in einer ganz besonderen Region Urlaub zu machen. Das ist kein gering zuschätzender Vorteil in der Konkurrenz der Regionen um zahlungswillige Urlauber. Die Westküsteprofitiert inzwischen von ihrer Einzigartigkeit, die sie jahrelang nicht aktiv beworben hat. Dasfindet natürlich die besondere Unterstützung des SSW als Partei zweier nationaler Minderheiten.Die Berücksichtigung des Kulturtourismus in der Mehrsprachenregion Nordfriesland ist aber nureines von mehreren Unterschieden zwischen dem aktuellen und dem vergangenemWestküstenbericht. 2005 wurde erstmals der Kreis Steinburg in die Strukturförderung derWestküste miteinbezogen. Wie sich aus heutiger Sicht zeigt, war das eine richtige Entscheidung.Man kann Regionen nicht isoliert betrachten; ansonsten provoziert man massive Strukturfehler.Dass beherzigt die Landeregierung ausdrücklich, indem sie beispielsweise Dänemark nicht nurals Verkehrspartner und Nachbarland in die Planungen einbezieht, sondern auch beim Ausbaudes Stromnetzes einplant. So muss moderne Regionalpolitik aussehen!Vernetzte Regionalpolitik bedeutet gleichzeitig, die Zusammenarbeit an der Westküste,beispielsweise zwischen den Kommunen, zu unterstützen. Auch das macht die Landesregierungin vorbildlicher Art und Weise.Wie nicht erst seit diesem Bericht zur Entwicklung der Westküste feststeht, hat dieLandesregierung einen vollständigen Perspektivenwechsel in der Regionalpolitik vollzogen. DieLandesregierung legt besonderen Wert darauf, die Region nicht von oben nach unten zuentwickeln, sondern ausschließlich im Dialog. „Die anstehenden Herausforderungen können nurgemeinsam vom Land und den regionalen Akteuren bewältigt werden“, (S. 3) heißt eswortwörtlich im Bericht. Damit wird klar, dass die Landespolitik nicht länger auf Konfrontation,sondern auf Kooperation setzt. Was sich in Kiel am Schreibtisch vielleicht ganz plausibel liest,muss eben nicht zwangsläufig an der Westküste auch tatsächlich funktionieren. Hier spart dieAbstimmung vor Ort bares Geld. Das könnte ebenso für Brüssel gelten. Leider müssen sich vieleProjektentwickler der Logik europäischer Förderinstrumente unterwerfen. Ich würde mirwünschen, dass die europäische Förderpolitik mehr Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ortnehmen würde. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema. 3Neu ist auch, dass die Landesregierung anerkennt, wie groß die Kreativität an der Westküstetatsächlich ist. Die Akteure haben zuletzt mit dem Versorgungszentrum in Brunsbüttel gezeigt,dass sie etwas in Gang bringen können. Hier sollten wir weiterhin genau hinhören, damit unsauch nichts durch die Lappen geht.Die Westküste ist Heimat. Bis zu einem gewissen Grad sind die Menschen an der Küste zuKompromissen bereit, zum Beispiel beim Einkommen. Am Jahresende meldeten die Zeitungen,dass das Durchschnittseinkommen in Dithmarschen am Ende alle schleswig-holsteinischenKreise lag, nämlich bei knapp 30.000 Euro. Das ist ein Alarmzeichen, denn man weiß, dass dieMenschen dem Einkommen folgen. Dithmarschen, wie die gesamte Westküste, hat ein Defizit anakademischen Arbeitsplätzen. Da müssen wir am Ball bleiben.Die Landesregierung bemüht sich, diese Entwicklung zu steuern. Arbeits- und Ausbildungsplätzekann aber auch die beste Landesregierung nicht einfach verordnen. Sie kann nichts anderes tun,als die Rahmenbedingungen zu verbessern. Das Landesprogramm Arbeit ist dafür ein wichtigerBaustein. Auskömmliche Arbeitsplätze bilden nämlich die Grundlage für die wirtschaftlicheEntwicklung. Die müssen nicht immer direkt vor Ort sein, aber zumindest gut zu erreichen.Mobilität in Verbindung mit ausreichenden Angeboten im Bereich Kindergarten, Schule,Weiterbildung und Gesundheitsfürsorge sind die Ecksteine für eine gute Entwicklung derWestküste.