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Lars Harms: Geoblocking ist so überflüssig wie ein Kropf
Presseinformation Kiel, den 20. Mai 2015 Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 33 Geoblocking im öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen Drs. 18/2948 „Geoblocking ist so überflüssig wie ein Kropf“ Internet und Geoblocking: das ist eigentlich ein Widerspruch an sich: Während das Internet Menschen über Grenzen hinweg verbindet, schließt das Geoblocking ausdrücklich Nutzer anderer Länder aus. Es ist es völlig widersinnig, wenn digitale Dienstleistungen an den Landesgrenzen haltmachen, während echte Menschen und echte Waren dank Schengen die Grenzen problemlos passieren können. Geoblocking ist beileibe kein Randphänomen. Das Fernsehen ohne Fernseher wird bei den Nutzern immer beliebter: auf dem Laptop auf dem Campingplatz oder per Smartphone im Bus: auch ohne Fernsehgerät kann man fernsehen. Das gilt besonders für die öffentlich-rechtlichen Sender, deren Internetangebot in Deutschland sehr gut aufgestellt ist; im Bereich Livestreaming schlagen ARD und ZDF sogar die privaten Angebote, die oftmals nur kleine Anreißer auf ihrer Internetseite anbieten. Die öffentlich- rechtlichen Sender sind also einen entscheidenden Schritt vorne und spielen ihre Stärken aus. Die öffentlich-rechtlichen Lokalredaktionen sind mit ihren Nachrichten deutschlandweit am Start. Die NDR-Mediathek bietet Streams aus Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg- 2Vorpommern und Schleswig-Holstein an. Das ist eine solide öffentlich-rechtlicheGrundversorgung – auch und gerade für Zuschauerinnen und Zuschauer, die unterwegs sind.Der Livestream des Schleswig-Holstein-Magazins ist also unproblematisch möglich. InDeutschland, wohlgemerkt. Sobald man im Ausland ist, läuft nichts mehr.Im Grenzland ist das besonders schwer nachzuvollziehen, wenn es beim Standort auf wenigeKilometer ankommt, ob das Angebot zu sehen ist oder der PC-Bildschirm schwarz bleibt. Aufder Dienstreise nach Sonderburg: kein Bild - aber am Bodensee läuft der Livestream? Das istabsolut nicht nachvollziehbar. Zumal mit einem Mausklick auf ein Streaming-Portal die ganzeGeoblocking-Technik locker umgangen werden kann. Damit kann ich auch auf Mallorca NDR-Fernsehen live sehen. Geoblocking von Livesendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunksdiskriminiert also unerfahrene Nutzer, die die Ausweichrouten nicht kennen.Damit ist bewiesen: Geoblocking ist so überflüssig wie ein Kropf. Also sollten wir esunverzüglich aufheben, zumindest, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft. Denn imGegensatz zum allgemeinen digitalen Warenverkehr können wir beim Rundfunk tatsächlichetwas bewirken; schließlich sind wir als Gesetzgeber zuständig. Die Europäische Unionentwickelt auch eine neue digitale Strategie. Die zuständigen EU-Kommissare haben schondurchblicken lassen, dass sie das Geoblocking abschaffen wollen. Darauf sollten wir aber nichtwarten, weil wie immer auf europäischer Ebene noch geraume Zeit verstreichen wird, bistatsächlich das Konzept steht und umgesetzt wird.Die Antragsteller weisen darauf hin, dass besonders die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein unter dem Geoblocking zu leiden hat, weil Programme des dänischen Fernsehensnicht zu empfangen sind, also geblockt werden. Seitdem die gute, alte Antenne keine Rollemehr spielt, können die Anbieter jetzt aufgrund der IP-Adresse trennscharf unterscheiden –und tun das auch. Der Grund liegt bei den Lizenzgebühren, die geringer ausfallen, wenn derLizenznehmer die Zuschauerzahl begrenzt.Das ist ein direkter Verstoß gegen die Europäische Charta für Regional- undMinderheitensprachen, die die Verpflichtung enthält, „den freien direkten Empfang vonHörfunk- und Fernsehsendungen aus Nachbarländern in einer Sprache zu gewährleisten, die in 3derselben oder ähnlicher Form wie die Regional- oder Minderheitensprache gebraucht wird,und die Weiterverbreitung von Hörfunk- und Fernsehsendungen aus Nachbarländern in einersolchen Sprache nicht zu behindern.“ Nachzulesen in Artikel 11. Das gilt in Schleswig-Holsteinfür die dänischen Sender, aber selbstverständlich auch für die friesischen Programme aus denNiederlanden. Geoblocking verstößt in Schleswig-Holstein also faktisch gegen dieSprachencharta, die die Bundesrepublik unterzeichnet hat.Die Bürgerinitiative „Minority Safe Pack“, die die Minderheitenorganisationen in Gangbrachten, fordert, dass zukünftig innerhalb ganz Europas der freie Zugang zu Radio- undFernsehprogrammen für Minderheiten zugänglich sein soll. Diese Forderung drückt imbegrenzten Rahmen genau das aus, um was es geht. Nämlich dass man zumindest innerhalbder EU das Geoblocking vollständig abschafft.