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Lars Harms: Die Polizei war gut vorbereitet und gut organisiert, deas Demonstrationsrecht war immer gesichert.
Presseinformation Kiel, den 21.05.2015Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 25, 27 + 56 G7-Außenministertreffen in Lübeck Drs. 18/2907, 18/2910, 18/2783 (neu) und 18/2991 „Die Polizei war gut vorbereitet und gut organisiert. Das Demonstrationsrecht war immer gesichert.“Getreu einer alten Fußballweisheit ist ja nach dem Treffen vor dem Treffen. Will sagen: es istsehr erfreulich, dass wir nach dem Treffen der Außenminister der G7-Staaten in Lübeckgemeinsam Bilanz ziehen. Diese sollte der Vorbereitung bzw. der Ausgangspunkt zukünftigerinternationaler Konferenzen oder Zusammenkünfte in Schleswig-Holstein sein.Wenn man einem Treffen Bilanz zieht, kommt es natürlich immer auf den Standpunkt an: hatman hohe Erwartungen, dann ist es schwer, kleinen Ergebnisse etwas Positives abzugewinnen.Das gilt insbesondere für das Treffen der Außenminister der G7 Staaten. Da waren dieErwartungen enorm.Die politischen Ergebnisse sind aber eher mager ausgefallen. Die Außenminister sind zwar insGespräch gekommen, was prinzipiell zu begrüßen ist, doch viele Punkte, die auf dertransatlantischen Tagesordnung stehen, wurden gar nicht erörtert oder nur angerissen. Wederzu den Atomverhandlungen mit dem Iran noch bezüglich einer klarer Aussage zum Ukraine- 2Konflikt gab es messbare Fortschritte. Von dieser Warte aus fiel das Treffen eher enttäuschendaus. Trotzdem warne ich ausdrücklich davor, den Ertrag des Treffens klein zu reden. Gerade inSachen Außenpolitik sollte man keine groben Kosten-Nutzen-Rechnungen anstellen. Denn dasist kleinkariert und blendet aus, dass es immer besser ist, wenn Außenminister miteinanderreden, als dass sie sich mit Depeschen überziehen. Es ist Außenminister Steinmeierzuzustimmen, der sagte, dass so ein Treffen eine der seltenen Gelegenheiten darstelle, ohneKurzatmigkeit und Zeitdruck miteinander ins Gespräch zu kommen. Das muss sein, umlangfristig den Frieden zu sichern.Im Gegensatz zur politischen Bilanz fällt die Bilanz bezüglich der Sicherheit der Gäste sehr gutaus. Es gab keine Angriffe auf Diplomaten. Das möchte ich betonen, schließlich waren dieBefürchtungen in Sachen Ausschreitungen im Vorwege enorm. Die Sicherheitslage war aber zukeiner Zeit prekär. Die Polizei war zu jedem Zeitpunkt Herr der Lage. Sie war gut vorbereitetund gut organisiert. Ja, es gab Vermummte und ja, es wurden Flaschen und Steine geworfen,Müllcontainer umgeworfen und Bengalos gezündet. Doch das waren nur einzelne Vorfälle. ImGroßen und Ganzen liefen die Demonstrationen nicht aus dem Ruder. Die Bilanz ist dieserBeziehung ist zwar nicht lupenrein, doch eines ist klar: es bestand keine Gefährdung. In dieserHinsicht können Außenminister, Diplomaten, die Veranstalter der Demonstrationen und diePolizei sehr zufrieden sein. Es ist aber auch gut, dass wir uns heute fragen, wie sie dashinbekommen hat und wie sie sich dabei gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern verhaltenhat. Dieses Informationsrecht ist selbstverständlich. Das sollten wir nicht künstlichüberbewerten. Das ist Teil des parlamentarischen Prozesses. Aber nur solange sich nichtgrundsätzliches Misstrauen in die Debatte schleicht, das sich als Informationsbedürfnisausgibt.Im Nachhinein zeigt sich, dass es richtig war, kein Demonstrationsverbot zu erlassen. DieDemokratie muss Kritik aushalten. Dass der Schutz des Grundrechts auf Demonstrationenerheblichen Aufwand bedeutet, müssen wir akzeptieren. 3Nach dem Treffen wurden 16 Festnahmen und keine Verletzten in den Reihen der Beamtengemeldet. Die Zahl der Festnahmen und die Höhe von Sachschäden sind nach anderenDemonstrationen weit größer. Daran gemessen fiel die Bilanz der Polizeiführung im Großenund Ganzen positiv aus. Für sie hat sich die solide Vorbereitung und der Großeinsatzausgezahlt: es gab keine Gewaltexzesse wie wenige Wochen vorher in Frankfurt.Und die Bilanz für Schleswig-Holstein? Schleswig-Holstein hat die Chance ergriffen und kräftigWerbung für den echten Norden gemacht. Das ist ausgesprochen gut gelungen. Die Bilder vonLübeck gingen um die ganze Welt. Viele Delegationsteilnehmer waren das erste Mal in Lübeckund haben angekündigt, noch einmal zu kommen. Schleswig-Holstein hat sich also als guterGastgeber profiliert. Den Lübeckerinnen und Lübeckern wurde dabei einiges abverlangt. Das istwie beim Familienbesuch, wo alle ein bisschen enger zusammenrücken müssen. ÜbertriebeneHärten gab es nach meiner Einschätzung nicht, weil alle Maßnahmen in Abstimmung mit denBürgerinnen und Bürgern abliefen und weitgehend im langen Vorlauf bekannt gegebenworden waren. Wir hatten es bei dem Außenministertreffen mit einer Ausnahmesituation zutun, die alle gemeinsam gemeistert haben. Und dafür möchte ich mich im Namen des SSW beiallen Beteiligten bedanken.