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Lars Harms: Die Ehe für alle muss geöffnet werden
Presseinformation Kiel, den 18. Juni 2015Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 20 + 21 Beendigung der verfassungswidrigen Diskriminierung eingetragener Lebenspartnerschaften, Ehe für alle! – Gleichstellung jetzt Drs. 18/3076 und 3078 „Die Ehe für alle muss geöffnet werden“Es ist immer wieder erstaunlich, dass man noch ernsthaft darüber diskutiert, ob Menschengleichen Geschlechts die Ehe schließen können sollen. Eigentlich sollte das inzwischen dasNormalste der Welt sein. Die Ehe ist ein vertragsähnliches Versprechen, in bestimmtenSituationen bestimmte Rechtsfolgen gelten zu lassen. Zugegeben ist das eine nicht sehrromantische Formulierung, aber letztendlich ist es das! Es geht hier darum, dass Menscheneine bestimmte Rechtsfolge für bestimmte Fälle beschließen. Den romantischen Teil der Ehestelle ist bewusst zur Seite, weil jeder sicherlich diesen Part auch anders ausleben kann. Aberdie rechtlichen Fragestellungen haben genau die gleiche Relevanz für gleichgeschlechtlichewie für heterosexuelle Paare. Nur, dass die gleichgeschlechtlichen Paare hier immer noch nichtvollständig gleich gestellt sind. Und das ist immer noch ein Skandal! 2Ich bin mir sogar sicher, dass das, was auch schon in den vergangenen Jahren zu einerWeiterentwicklung in dieser Frage geführt hat – nämlich das Klagen vor demBundesverfassungsgericht – immer wieder Erfolg haben wird. Wir können als Politik dabeizusehen, wie Menschen sich ihr verdientes Recht, vor Gericht einklagen oder wir versuchen,den Menschen ihr Recht zu geben. Und mir als Politiker liegt da die zweite Variante näher.Dabei sage ich ganz deutlich, dass wir vom SSW zwar durchaus unterstützen, dassLebenspartnerschaften per Gesetzgebung mit der Ehe gleich gestellt werden sollen, abereigentlich gibt es einen viel einfacheren Weg, nämlich die Öffnung der Ehe fürgleichgeschlechtliche Paare.Diesen Weg ist man auch in Dänemark und vielen anderen Ländern schon gegangen und ichglaube, wir sollten hier uns mit an die Spitze der Bewegung setzen. In Dänemark hat manschon 1989 registrierte Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt und 2012hat das Folketing die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften beschlossen.Dort ist es sogar möglich, kirchliche Trauungen von gleichgeschlechtlichen Paarenvorzunehmen.In Deutschland sind schon viele Bereiche zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft gleich gestellt.Trotzdem gibt es in einigen wenigen Bereichen noch Unterschiede. Der wichtigste hierbei istdas gemeinsame Adoptionsrecht. Zwar können Menschen Kinder aus früheren Beziehungenmit in eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft nehmen und dann kann es auch unterbestimmten Bedingungen zu einer Adoption durch den Partner oder die Partnerin kommen.Aber das Ganze ist immer noch nicht ganz einfach und für zwei Personen in einerLebenspartnerschaft ist es gänzlich unmöglich, gemeinsam ein fremdes Kind zu adoptieren.Hier stellt sich doch die Frage, ob man nicht durchaus annehmen kann, dass die Personen, diesich gemeinsam bewusst für ein Kind entscheiden, obwohl sie sonst keins bekommen könnten- das gilt übrigens auch für heterosexuelle Paare ohne Kinder - hier nicht eine besondereSicherheit geben, dass das Kind wohlbehütet aufwächst. Zumindest will es mir nicht 3einleuchten, dass immer noch solche bewussten Entscheidungen für ein Kind gesetzlichunterbunden werden.Natürlich sind homosexuelle Partner keine Übereltern, aber heterosexuelle Partner, die aufnatürlichem Wege Kinder gezeugt haben, sind auch nicht immer die Garantie dafür, dass esden Kindern am Ende gut geht. Maßstab für uns ist deshalb die Frage, wie bewusst sichMenschen für die Adoption entscheiden und welche Rahmenbedingungen vorhanden sind.Und dabei spielt es keine Rolle, ob beide das gleiche oder ein unterschiedliches Geschlechthaben. Deshalb muss hier auch eine Gleichstellung für eingetragene Lebenspartnerschaftengeschaffen werden.Ich glaube, das sehen die meisten Menschen in Deutschland inzwischen genauso. Wenn esdarum geht, ob die Menschen die eingetragenen Lebenspartnerschaften positiv sehen odernicht, erhält man jetzt regelmäßig Zustimmungsraten von rund 70 %. Das ist eine riesigeUnterstützung aus der breiten Bevölkerung und vielleicht führt das ja zu einem Umdenken beiden politisch Verantwortlichen.Nach unserer Auffassung, darf es dabei keine Denkverbote geben. Kollege Günther hat sich jaschon zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften geäußert. Und wir begrüßen, dasshier jetzt eine Öffnung stattfinden soll und hoffen, dass die CDU auch auf Bundesebenemitzieht. Das könnte ein richtig gutes Zeichen sein und endlich den Menschen die Rechtegeben, die ihnen zustehen. Letztendlich kann die Gleichstellung von Lebenspartnerschaftenund Ehe aber nicht das Ende sein, sondern die Ehe muss für alle geöffnet werden.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html