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17.09.15 , 16:40 Uhr
B 90/Grüne

Marlies Fritzen zum Verbot bienengefährlicher Neonikotinoide

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin Claudia Jacob TOP 13 – Verbot bienengefährlicher Neonikotinoide Landeshaus ausweiten Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin Zentrale: 0431 / 988 – 1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 Marlies Fritzen: presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 384.15 / 17.09.2015
Unser Ziel ist ein klares Verbot aller dieser Stoffe EU-weit
Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrte Damen und Herren,
Neonikotinoide kommen in der Natur nicht vor, sie werden synthetisch hergestellt. Die- se Stoffe sind stark giftig für Insekten, sie wirken auf die Nervenzellen und stören die Weiterleitung von Nervenreizen. Sie werden zur Bekämpfung von Schadinsekten im Ackerbau eingesetzt, vor allem zur Behandlung von Saatgut. Die ersten Mittel kamen Anfang der 90er Jahre auf den Markt. Inzwischen sind sie sehr stark verbreitet.
Die Stoffe wirken systemisch, das heißt sie bleiben nicht nur äußerlich am Saatkorn kleben und verhindern, dass das Saatkorn von Schadinsekten aufgefressen wird. Sie werden von der Pflanze aufgenommen, sind in der Pflanze relativ stabil und sind auch während der Blütezeit immer noch wirksam.
Sie sind überall in der Pflanze vorhanden, in den Wurzeln, in den Blättern, in den Pol- len, und sind auch in kleinsten Konzentrationen wirksam. Und das macht sie so gefähr- lich, denn ihre Wirkung ist nicht beschränkt auf den so genannten „Schädling“, der das Saatkorn nicht fressen soll. Der Wirkstoff wird von allen möglichen Insekten aufge- nommen und wirkt auf deren Nervenzellen. Er unterscheidet dummerweise nicht zwi- schen „Schädling“ und „Nützling“.
Erstmals aufgefallen ist dieser Kollateralschaden der chemischen Kriegsführung auf dem Acker vor einigen Jahren (2008) am Oberrhein in Baden-Württemberg durch ein Massenbienensterben. Zwar war dieses Ereignis in dieser drastischen Form bisher sin- gulär und auf eine Kombination von Anwendungsfehlern und ungünstiger Witterung zu- rückzuführen. Allerdings ist durch eine Vielzahl von Studien ihre schädigende Wirkung auf Bienen auch bei sachgemäßer Anwendung nachgewiesen. Sie werden in ihrer Ori- entierungsfähigkeit beeinträchtigt und haben Schwierigkeiten, den Rückweg in ihren Seite 1 von 2 Bienenstock zu finden.
In Verbindung mit anderen Umweltgiften, geringem Blütenangebot und Parasiten tra- gen sie zum Bienensterben bei. Auch Wildbienen und andere Insekten sind betroffen.
Zudem gibt es auch Anzeichen, dass anders als bisher geglaubt, auch Wirbeltiere, zum Beispiel Rebhühner, direkt durch diese Stoffe geschädigt werden. Und da in der Natur alles mit allem zusammen hängt liegt es auf der Hand, da viele Vögel sich von Insekten ernähren, dass breit wirkende Insektengifte auch eine Gefahr für die Vogelwelt insge- samt sind. Ein alleiniger Fokus auf Honigbienen bei der Beurteilung der Neonikotinoide greift deshalb zu kurz.
Immerhin wurden die zum damaligen Zeitpunkt bekannten Fakten von den europäi- schen Behörden im Jahr 2013 als ausreichender Grund angesehen, die Zulassung ei- niger Mittel auszusetzen oder deren erlaubte Anwendung stark einzuschränken.
Ein klares Verbot ist diese Regelung jedoch nicht. Von Interessensgruppen aus der chemischen Industrie und auch aus Teilen der Landwirtschaft besteht ein hoher Druck, diese Mittel wieder zuzulassen. Eine Überprüfung auf europäischer Ebene läuft zurzeit.
Wir fordern, dass die bestehenden Einschränkungen EU-weit dauerhaft bestehen blei- ben. Ähnliche Wirkstoffe, für die es bisher noch keine Einschränkungen gibt, müssen einbezogen werden.
In Deutschland gehen die Anwendungsverbote weiter als in der EU. Bei uns ist auch Wintergetreide einbezogen. Im Juli hat der Bundesminister eine Eilverordnung erlassen und auch das Inverkehrbringen von gebeiztem Saatgut verboten.
Dies zeigt, wie wichtig hier EU-weite Regelungen sind, auch im Interesse der Landwirte, die sonst Wettbewerbsnachteile haben. Ich erwarte daher vom Bundesminister, sich auch im EU-Ministerrat für ein klares und weiter gehendes Verbot einzusetzen.
Unser Ziel ist ein klares Verbot aller dieser Stoffe EU-weit.
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