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16.12.21
17:15 Uhr
B 90/Grüne

Bernd Voß zum Wildwegeplan für Schleswig-Holstein

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 20 – Wildwegeplan für Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt der landwirtschaftspolitische Sprecher der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Bernd Voß: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 376.21 / 16.12.2021


Die Zerschneidung der Landschaft ist ein Treiber des Artenrückgangs
Sehr geehrte Damen und Herren,
die SPD spricht mit ihrem Antrag ein wichtiges Thema an. Die Zerschneidung der Land- schaft durch Verkehrswege hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und ist ein Treiber des Artenrückgangs. Dabei geht es nicht nur darum, dass viele Wildtiere auf unseren Straßen getötet werden. Das ist natürlich auch ein Problem, nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Verkehrssicherheit. Aber das größere Problem, und das ist vielen Menschen vermutlich nicht bewusst, ist die genetische Verarmung der Populatio- nen, die aufgrund der Barrierewirkung der Verkehrswege entsteht.
Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten ist ein wichtiger Aspekt der biologischen Viel- falt. Ohne diese Vielfalt, diese Durchmischung der Gene, sind Populationen auf längere Sicht nicht überlebensfähig, denn sie sind nicht fähig zur Anpassung an sich verändernde Gegebenheiten. Und dass sich die Gegebenheiten verändern werden, dafür sorgt allein schon der Klimawandel.
Arten, beziehungsweise deren Populationen brauchen Möglichkeiten zur Wanderung, das wäre auch ohne den menschengemachten Klimawandel so. Besonders gilt dies für Arten, die zu unterschiedlichen Phasen ihrer Lebenszyklen unterschiedliche Habitate nut- zen. Ein gutes Beispiel sind Kröten, die sich bekanntermaßen alljährlich im Frühjahr auf die Wanderschaft zu ihren Laichplätzen begeben. Aber dies trifft auch für viele weniger bekannte Arten zu. Und nicht nur Individuen wandern im Laufe ihres Lebens, sondern die Populationen insgesamt verlagern ihren Lebensraum. Letzteres trifft übrigens auf Wild- pflanzen genauso zu wie auf Wildtiere.

Seite 1 von 2 Die Ausbreitung geschieht über lange Zeiträume. So gibt es Arten, die sich während der letzten Eiszeit in wärmere Gefilde zurückgezogen haben und immer noch auf dem Rück- weg sind, flapsig gesprochen. Daher ist es wohl einleuchtend, dass eine Anpassung der Arten an den durch uns Menschen extrem beschleunigten Klimawandel erst recht auf eine gewisse Durchlässigkeit der Landschaft angewiesen ist.
Ich bin daher froh, dass die SPD dieses Thema anspricht. Das Ansinnen, die Landesre- gierung möge bis April nächsten Jahres einen Wildwegeplan vorlegen, ist allerdings ab- surd. In der Opposition möchte die SPD eben immer alles, und zwar sofort. In Zeiten, in denen sie den Verkehrsminister gestellt hat, war sie in der Hinsicht zurückhaltender.
Es gibt in unserem Land nur noch wenige, unzerschnittene verkehrsarme Räume. Nach einer Definition des Bundesamtes für Naturschutz sind dies Räume mit mindestens 100 Quadratkilometer Größe, die nicht von Verkehrswegen zerschnitten sind. Vorderstes Ziel muss es sein, diese zu erhalten.
Darum wollen wir Grüne auch keine neuen Verkehrswege bauen, sondern die vorhan- dene Infrastruktur erneuern. Dabei muss dann auch, wo das in der Vergangenheit nicht ausreichend geschehen ist, das Wanderverhalten von Wildtieren berücksichtigt werden. Zum Beispiel in Form von Querungshilfen oder in Form von Straßen- und wegbegleiten- den Strukturen. Realistischerweise kann dies nur im Zuge von Instandsetzungsarbeiten oder Umbauarbeiten geschehen. Dazu bedarf es einer ressortübergreifenden Zusam- menarbeit.
Dies hat auch die Landesregierung erkannt und in der Biodiversitätsstrategie berücksich- tigt. Dort ist vorgesehen, bis 2023 eine Fachkonzeption zu erstellen. Das MELUND, ge- meinsam mit dem LLUR als Naturschutz-Fachbehörde, den UNB und der Straßenbau- verwaltung. Diese wird mögliche Maßnahmen aufzeigen, auch in ihrer Priorisierung, um sie dann sukzessive umzusetzen.
Den SPD-Antrag werden wir ablehnen.
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