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01.03.23
13:25 Uhr
Landtag

Runder Tisch "SHalom&Moin" nimmt seine Arbeit zur Förderung des jüdischen Lebens und gegen Antisemitismus auf

Nr. 160 / 1. März 2023


Runder Tisch „SHalom&Moin“ nimmt seine Arbeit zur Förderung des jüdischen Lebens und gegen Antisemitismus auf

Heute (Mittwoch) hat sich der Runde Tisch „SHalom&Moin“ unter dem Vorsitz von Landtagspräsidentin Kristina Herbst im Landeshaus konstituiert. Ziel des Gremiums ist es, das jüdische Leben zu fördern, es in der Gesellschaft sichtbarer zu machen und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung stand die Unterzeichnung der Gründungsvereinbarung des Runden Tisches „SHalom&Moin“.
Landtagspräsidentin Kristina Herbst hob hervor, dass es die Kernidee und zugleich das wichtigste Ziel sei, jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer zu machen. „Jüdisches Leben ist untrennbarer Teil unserer Kultur und unserer Geschichte – allerdings ist das nicht immer allen bewusst, und auch das jüdische Leben in Deutschland ist nicht immer sichtbar.“ Deshalb sei es eine vorrangige Aufgabe des Runden Tisches, dieses zu ändern und das jüdische Leben wahrnehmbarer zu machen. Somit werde auch die kulturelle und religiöse Vielfalt in Schleswig-Holstein gefördert. „Nur so gelingt es uns, ein neues Bewusstsein zu schaffen und auch den kommenden Generationen die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens zu verdeutlichen. Das ist ein ganz wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus“, betonte die Parlamentspräsidentin. Herbst dankte allen Beteiligten, die an der Entstehung der Gründungsvereinbarung mitgewirkt haben.
Bildungsministerin Karin Prien ergänzte: „Wir müssen Antisemitismus beim Namen nennen und ihn im Keim ersticken. Und wir müssen ihn mit einer konsequenten Strafverfolgung bekämpfen. Gleichzeitig – und das ist mir sehr wichtig – brauchen wir ein anderes gesellschaftliches Bewusstsein im Umgang mit jüdischen Menschen, mit ihrer Kultur und mit der jüdischen Religion. Wir müssen aufhören, Jüdinnen und Juden als ‚die anderen‘ zu sehen. In diesem Sinne danke ich den Mitgliedern des Runden Tisches ‚SHalom&Moin‘ sehr dafür, dass sie sich für die jüdische Perspektive in unserer Gesellschaft einsetzen, dass sie Begegnungen mit dem heutigen jüdischen Leben, aber auch mit der jüdischen Kultur, Religion und Geschichte fördern – und dass sie Antisemitismus bekämpfen.“
Der Beauftragte für das Jüdische Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Gerhard Ulrich, wies darauf hin, dass der Runde Tisch „SHalom&Moin“ zukünftig einen wichtigen Beitrag leisten werde, um das jüdische Leben in Schleswig-Holstein zu fördern. „Wir werden offene Fragen und gesellschaftliche Problemfelder ansprechen und diskutieren, wie das Jüdische Leben in Schleswig- Holstein sich noch stärker als selbstverständlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens entfalten kann“, so Ulrich. Die Konstituierung sei ein wichtiger Schritt, um die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Schleswig-Holstein zukünftig noch sicherer zu gestalten. „Der Runde Tisch selbst ist ein Zeichen: wer gegen das Jüdische Leben redet oder handelt, fordert die ganze Gesellschaft heraus. Mit der heutigen Konstituierung wird deutlich, dass wir den unterschiedlichen Formen des Antisemitismus in Schleswig-Holstein jeden Platz verwehren wollen“, sagte der Beauftragte. Das sei in dieser Legislatur ein ganz besonderes Anliegen des Landtages, der Landesregierung, der jüdischen Landesverbände und auch der hier anwesenden gesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertreter. „Dafür bin ich als Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus ausgesprochen dankbar“, betonte Ulrich und ergänzte: „Der Runde Tisch wird sich mit der interministeriellen Arbeitsgruppe, die zur Entwicklung eines Landesaktionsplan gegen Antisemitismus zuständig ist, zukünftig eng austauschen. Mit dem heutigen Tag ist das Netzwerk für Jüdisches Leben und gegen Antisemitismus noch einmal stärker geworden."
Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein, Walter Blender, unterstrich, dass der heutige Tag für die jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein historisch sei: „Der Runde Tisch ist ein starkes Zeichen der Partnerschaft und des Bekenntnisses des Landes zur jüdischen Kultur und Tradition in Schleswig-Holstein“, so Blender. Er dankte den Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages für ihre Initiative, Landtagspräsidentin Kristina Herbst, Bildungsministerin Karin Prien und dem Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Gerhard Ulrich, für ihr Engagement und die Vorbereitung des heutigen Tages. Nur gemeinsam könne es gelingen, jüdisches Leben in Schleswig-Holstein wieder sichtbarer zu machen. „Antisemitismus zu verurteilen, dagegen anzukämpfen und ein klares Bekenntnis zu zeigen, das sollte spätestens jetzt, wo jüdisches Leben in Schleswig-Holstein etabliert ist, selbstverständlich sein. Aber gleichzeitig müssen wir im wahrsten Sinne des Wortes auch ‚die Synagoge im Dorf lassen‘. Das bedeutet, dass wir zwar aufmerksam auf das ‚jetzt‘, aber gleichzeitig auch in die Zukunft schauen müssen und nicht rückwärtsgewandt denken dürfen“, so der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden des Landes. Schließlich gehe es hier und heute um beides; um Antisemitismus und jüdisches Leben!
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Igor Wolodarski, wies darauf hin, dass er sich von dem Runden Tisch eine breite Diskussion über die Weiterentwicklung des jüdischen Lebens in Schleswig-Holstein und die Probleme bei der Antisemitismusbekämpfung erwarte. „Als wichtiges Ziel sehen wir eine Einigung aller Beteiligten des Runden Tisches über die historischen, sozialen und kulturellen Wurzeln des Antisemitismus in Deutschland. Es wäre quasi eine notwendige Diagnose dieses Problems, die dann einen erfolgreichen Umgang damit erst ermöglichen würde“, so Wolodarski. Der Runde Tisch solle seiner Meinung nach mit Ideen, Diskussionen und Erklärungen einen wichtigen Beitrag leisten, um die Antisemitismusprävention gemeinschaftlich zu fördern und voranzubringen, damit das jüdische Leben in Schleswig-Holstein zur Normalität werden könne. Dazu gehöre es auch, die Arbeit der interministeriellen Arbeitsgruppe bei der Erstellung eines Landesaktionsplans gegen Antisemitismus konstruktiv zu begleiten sowie eigene Erwartungen an diesen zu formulieren und entsprechend zu adressieren. „Wir werden uns als Jüdische Gemeinschaft direkt dafür einsetzen. Denn der neue Aktionsplan muss von allen wichtigen gesellschaftlichen Akteuren getragen werden. Nur auf der Basis eines breiten gesellschaftlichen Konsenses können weitere konkrete Maßnahmen umgesetzt und zum Erfolg geführt werden", so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft abschließend.


Hintergrund: Die Einrichtung des Runden Tisches geht auf einen Beschluss des Schleswig- Holsteinischen Landtages zurück, den das Parlament im Jahr 2021 anlässlich des Jubiläums „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ gefasst hat.