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12.07.23
12:37 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 9: Mehr Hilfe für Frauen mit Endometriose

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 12. Juli 2023
Birte Pauls: Mehr Hilfe für Frauen mit Endometriose TOP 9: Die Situation von Endometriose-Betroffenen verbessern (20/1064(neu) 2. Fassung)
„Stell dich nicht so an, mach dir eine Wärmeflasche, leg dich hin, das ist eben bei der einen mehr als bei der anderen.“ Das sind die typischen Kommentare, die Mädchen und Frauen hören, wenn sie unter starken Menstruationsblutungen und Schmerzen leiden. Besonders junge Frauen leiden extrem und sind stark in der Schule, in der Freizeit, beim Sport und in der allgemeinen Lebensqualität beeinträchtigt. Und dann wissen sie nicht einmal, dass sie an einer Erkrankung leiden. Denn die Endometriose, also die Ansammlung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, wird oft erst sehr spät erkannt.
Im Durchschnitt dauert es 6 bis 10 Jahre vom Auftreten der ersten Symptome bis zur richtigen Diagnosestellung. Jahre die geprägt sind von starken Schmerzen, Blutungen, Erschöpfung und Unwohlsein. Endometriose kann auch zyklusunabhängig Schmerzen im ganzen Körper verursachen, weshalb es die Diagnose auch so schwierig macht. Es können chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen, Blutungen aus Blase und Darm oder in die Bauchhöhle auftreten. Wie so oft bei Frauenerkrankungen kommt es häufig zu Fehldiagnosen: Entzündungen der Eierstöcke, Prämenstruelles Syndrom und wenn gar nichts anderes herhalten kann, ist es wieder einmal eine psychogene Störung. Bei etwa 40 bis 60% der Frauen, die ungewollt kinderlos sind, ist eine Endometriose der Grund.
Der Hormonhaushalt und das Immunsystem sind ebenfalls von der Endometriose beeinflusst, was den Allgemeinzustand ebenfalls heftig beeinflusst. Hinzu kommen die psychischen Auswirkungen: Erschöpfung, Schlafstörungen, Depressionen. Nach wie vor ist die Ursache der Erkrankung unbekannt. Therapien beschränken sich auf die Linderung der Symptome. Deshalb wird sie auch als eine systemische Erkrankung bezeichnet, die interdisziplinär behandelt werden sollte.
Es gibt auch Frauen, bei denen die Endometriose keinerlei Beschwerden auslöst. Aber die meisten Frauen leiden sehr darunter. Aus den wissenschaftlichen Erfahrungen weiß man, dass

1 Frauen, die in jungen Jahren unter starken Menstruationsbeschwerden leiden, später häufig eine Endometriose entwickeln.
Natürlich hat es auch Auswirkungen auf die Partnerschaft und auf Freundschaften, wenn das Sexualleben beeinträchtigt ist oder ständig Verabredungen abgesagt werden. Da braucht es schon eine große Menge Toleranz und Zuwendung. Hinzu kommt ja auch, dass man über das Thema selten spricht.
In Deutschland leidet etwa jede neunte bis zehnte Frau an dieser chronischen und lebensbeeinträchtigenden Schmerzerkrankung. Das sind ca. 2 Millionen Betroffene, also das Gegenteil von einem Nischenthema.
Deshalb war es gut und richtig, dass die Endometriose-Vereinigung sich gemeinsam mit Medizinerinnen und Medizinern auf den Weg zur Politik gemacht hat. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat für das Jahr 2023 fünf Millionen Euro für die Erforschung dieser Erkrankung bereitgestellt und damit eine Förderlinie Frauengesundheit/ Endometriose auf den Weg gebracht. Diese Mittel sollen für 2024 verstetigt werden. Das Land sollte jetzt gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Medizin eine Strategie zur Umsetzung erstellen. Die Endometriose-Vereinigung hat einen Forderungskatalog erstellt, an den sich die Landesregierung orientieren kann. Frauengesundheit ist selbst im Jahre 2023 immer noch ein riesen Thema.
In der medizinischen Forschung und Lehre wird immer noch vom männlichen Normkörper ausgegangen. Dabei stellt sich oft z.B. der Herzinfarkt bei Frauen ganz anders dar als bei Männern. Auch da kommt es viel zu häufig zu Fehldiagnosen und wird als psychovegetative Störung abgetan. Und das darf nicht sein. Deshalb muss sehr viel mehr in die Erforschung von Frauengesundheit gesteckt werden, so wie es jetzt mit dem neuen Bundesprogramm möglich ist.“



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