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20.09.23
13:54 Uhr
SPD

Sophia Schiebe zu TOP 11 + 36: Ich kann keine Strategie des Landes erkennen!

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 20. September 2023
Sophia Schiebe: Ich kann keine Strategie des Landes erkennen! TOP 11 + 36: Personalbedarf im Erziehungsbereich berechnen sowie Kindertagesförderungsgesetz weiterentwickeln
„Sehr geehrte Landtagspräsidentin, Liebe Kolleg*innen,
Zur Vorbereitung der heutigen Landtagstagung habe ich ChatGPT gefragt, was eine effektive Strategie ausmacht. Demnach umfasst eine effektive Strategie die Festlegung von Zielen, die Identifizierung von Ressourcen und die Auswahl von Handlungsabläufen, um diese Ziele zu erreichen, wobei auch die Umstände berücksichtigt werden.
Die Fachkräfte-Stärken-Strategie des Sozialministeriums hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Fachkräfte für unsere Kitas zu gewinnen. Das unterstützen wir alle. Erstes Kriterium erfüllt. Check. Doch bereits beim zweiten Merkmal wird es schwierig, denn leider weiß die Landesregierung überhaupt nicht, wie viele Fachkräfte fehlen und künftig fehlen werden. Mit anderen Worten: Sie wissen gar nicht, was ihre Ressourcen sind. Damit scheitern Sie schon am zweiten Kriterium von Strategiefähigkeit. Das ist doch eine Farce, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Auf welche Annahmen beruhen denn aktuell Ihre nächsten Schritte? Kartenleger oder in die Glaskugel schauen?
Wir wissen, dass sich viele Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kitas dem Rentenalter nähern. Daher wäre es wichtig, frühzeitig den Bedarf an Nachwuchskräften zu ermitteln, um Engpässe zu vermeiden. Zudem muss doch auch unsere Bildungsministerin Frau Prien wissen, wie viele Lehrkräfte sie zur Ausbildung unseres Fachpersonals braucht. Oder nicht? Oder wird das dann auch einfach gewürfelt?
Und nicht nur in unseren Kitas mangelt es an pädagogischen Fachkräften. Ich habe noch nicht von einer Maßnahme oder habe zumindest ein paar Worte seitens der Landesregierung
1 vernommen, wie wir eigentlich pädagogisches Personal für den Bereich der Jugendhilfe gewinnen wollen. Auch dort werden gerade Gruppen geschlossen. Dass geht gar nicht! Und da frage ich mich schon, wo wir beispielsweise die Kinder und Jugendlichen in stationären Wohngruppen unterbringen wollen, wenn keine Erzieher*innen mehr da sind. Ziehen die dann bei uns im Landeshaus ein? In meinem Büro kann maximal ein Kind übernachten. Wie viele ziehen bei Ihnen ein, Frau Touré?
Und da war ja noch was? Ich habe gehört da kommt sowas das nennt sich Rechtsanspruch im Ganztag ab dem Jahr 2026. Aber was beschwere ich mich. Das ist doch noch sooo lange hin. Da muss die AG Ganztag auch nicht wirklich oft tagen. Dreimal bis jetzt reicht da doch völlig aus.
Ihr Konzept ist offenbar: Wir lassen die Schüler*innen nach dem Unterricht einfach frei auf dem Schulhof laufen und zwischendurch gibt es dann die Fußball-AG und den Nähkurs mit Frau Meyer. Das passt schon.
Ein Viertel unserer pädagogischen Fachkräfte verlassen bereits nach 5 Jahren wieder unsere Kitas. Und was ist die Antwort seitens der Landesregierung? Helfende Hände gibt es nur, wenn der Fachkraft-Kind-Schlüssel abgesenkt ist und Bürokratie wird nicht abgebaut. Der Paragraph 35 bleibt beispielsweise mit ein paar Ausnahmen bestehen. Die Kitaleitungen dürfen also weiterhin fleißig Listen ausfüllen, anstelle sich mit Konzeptionen und der Führung ihrer Mitarbeiter*innen auseinanderzusetzen.
Viele erhofften sich, dass mit der Evaluation des Kindertagesstätten-Gesetzes endlich Anpassungen erfolgen, die den Alltag unseres pädagogischen Personals wirklich entlasten würden: mehr Verfügungszeit zur Vor- und Nachbereitung des Kita-Alltages oder für Elterngespräche, Anrechnung von Hauswirtschaftspersonen im Standard-Qualitätskosten- Modell oder mehr Ausfalltage. Doch die Evaluation wird nach hinten geschoben, ohne ein Übergangsmanagement und wer soll es ausbügeln: die Standortgemeinden.
Auch fehlt es an einem an einem klaren Bekenntnis Richtung unserer Kita-Eltern, dass im kommenden Jahr die Beiträge nicht steigen werden. Bei vielen fällt schon jetzt der Urlaub oder Ausflug in den Zoo weg. Die haben Angst, dass alles immer teurer wird. Die Eltern wollen einfach, dass ihre Kinder sein können. Sie sollen die Möglichkeit haben, in den Fußballverein zu gehen oder mit Freunden ins Schwimmbad. Unsere Eltern setzen die Besorgungen für ihre Kinder ganz oben auf die Liste und stecken dann bei sich selbst zurück. Und auch wenn ein Vollzeitverdiener und eine Teilzeitkraft mit 33 Stunden ihr Einkommen zusammenlegen ist der Monat manchmal zu lang für das Geld. Der Verweis auf die Anhebung der Sozialstaffel, das Wohngeld oder andere soziale Ermäßigung helfen nicht. Viele haben darauf keinen Anspruch.


2 Ich höre in letzter Zeit immer wieder, dass dann vor allem den Müttern geraten wird, einfach zu Hause zu bleiben. Dann würde ja der Anspruch bestehen. Sieht so für uns in Schleswig-Holstein so Gleichstellung aus? Für mich nicht.
Zudem brauchen wir die Frauen auch als Fachkräfte. Nicht selten sind sie es doch gerade, die in der Pflege oder in unseren Schulen arbeiten. Von daher wäre eine Fachkräfte-Stärken-Strategie, die auch dieses berücksichtigt, vielleicht mal angebracht.
Liebe Landesregierung, Sie haben ein paar Ideen auf den Weg gebracht, um unsere Kitas zu entlasten. Da die Kenntnisse über die Ressourcen und die Handlungsabläufe noch Luft nach oben haben, kann ich hier jedoch keine Strategie erkennen.“



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