Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

21.05.25 , 18:25 Uhr
B 90/Grüne

Dirk Kock-Rohwer zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Presseinformation 21.05.2025
Nr. 25-134
Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 19 – Programm zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und zur Sicherstellung der Pflanzengesundheit
Dazu sagt der agrarpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Dirk Kock-Rohwer:
Pflanzenschutz funktioniert auch mit weniger Giften Sehr geehrte Damen und Herren,
heute bringen wir als gemeinsame Koalition einen Antrag ein, der nicht weniger als ein zentrales Ziel unserer Agrarpolitik verfolgt: den wirksamen Schutz von Pflanzen, mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln.
Beim Anbau von Kulturpflanzen, egal ob im Ökolandbau oder konventionell, sind Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit zentrale Themen. Diese Aussage mag manche überraschen.
Ich denke, das liegt daran, dass beim Begriff Pflanzenschutz zuallererst an den chemisch-synthetischen Pflanzenschutz gedacht wird. Also an Herbizide, Insektizide oder Fungizide, an Gifte also, die in die Umwelt freigesetzt werden.
Der Einsatz dieser Stoffe erzielt dabei allerdings nicht nur die beabsichtigte Wirkung, die Gesunderhaltung der Kulturpflanze und die Dezimierung von Unkraut, Schadinsekten oder -pilzen. Er hat häufig auch unbeabsichtigte, negative Auswirkungen auf Nützlinge, auf die Vogelwelt, oder sogar auf die menschliche Gesundheit. Die Freisetzung dieser Gifte gilt es daher zu reduzieren. Insbesondere gilt dies für die sogenannten Hochrisikowirkstoffe.
Wir stehen heute an einem Wendepunkt. Der massive Rückgang von Insekten, der Verlust an Biodiversität auf unseren Äckern und Wiesen, Rückstände in unseren Gewässern, sogar im Trinkwasser, all das mahnt uns, umzudenken. Der Fokus sollte auf der Gesunderhaltung des Bodens liegen, als Voraussetzung für Pflanzengesundheit. Auf pflanzenbaulichen Methoden und Fruchtfolgegestaltung, die das Wachstum der Kulturpflanze fördern und zugleich die Umwelt nicht schädigen.
Unser Antrag zeigt konkrete Wege auf: So setzen wir auf bessere Beratung, auf integrierten Pflanzenschutz, auf mechanische und biologische Alternativen – vom Einsatz von Nützlingen bis hin zu Mischkulturen. Gleichzeitig fördern wir bessere Prognosemodelle zur Einschätzung von Schadereignissen, um überhaupt erst zu verhindern, dass behandelt werden muss.
Und wir wollen mehr Transparenz durch die Weiterentwicklung der harmonisierten Risikoindikatoren, damit wir nicht nur die Menge, sondern auch die Gefährlichkeit der eingesetzten Mittel stärker in den Blick nehmen.
In der EU-Rahmenrichtlinie über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden ist festgelegt, dass die Mitgliedstaaten alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen haben, um einen Pflanzenschutz mit geringer Pestizidverwendung zu fördern. Hierbei soll, wann immer möglich, nicht- chemischen Methoden der Vorzug gegeben werden.
Im folgenden Teil sind acht allgemeine Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes aufgeführt. Sie sind seit 2014 für alle Anwender*innen von Pflanzenschutzmitteln verbindlich.
Der erste Grundsatz nennt als vorbeugende Maßnahmen eine ausreichend weite Fruchtfolge, eine auf Bodenschutz und -fruchtbarkeit optimierte Bodenbearbeitung, eine auf den integrierten Anbau ausgerichtete Sorten- und Pflanzgutauswahl, ein angepasstes Düngungsniveau, Hygienemaßnahmen im Anbau sowie die Schaffung eines angemessenen Strukturanteils innerhalb und beziehungsweise oder außerhalb der Anbau- oder Produktionsflächen.
Die Aufgabe, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, ist also keine neue, sie besteht schon seit einigen Jahren. Seit 2013 gibt es dazu auf Bundesebene den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz. Dieser hat zum Ziel, die Risiken, die durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für Mensch, Tier und Naturhaushalt entstehen, zu minimieren. Dabei werden die gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen berücksichtigt.
Bisher gibt es dafür jedoch auf Landesebene kein korrespondierendes, gezieltes Arbeitsprogramm, das die verschiedenen Ansätze bündelt, um das Potential zur Reduktion des Einsatzes dieser Mittel auszuschöpfen. Es ist daher höchste Zeit, das jetzt zu tun.
Und ein Wort zum Thema Lebensmittelsicherheit, das in unserem Antrag angesprochen wird: Ohne Pflanzengesundheit kann es keine gesunden Lebensmittel geben. Da sehe ich den Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit. Die Lebensmittelsicherheit in Europa ist nicht bedroht, wenn wir mit natürlichen Methoden Böden und Pflanzen gesund erhalten. Eher geschieht das, wenn wir uns weiter abhängig machen von einer energieintensiven agrarchemischen Industrie. Wenn wir zu enge Fruchtfolgen haben, wenn das Spektrum der Sorten und Arten, die wir anbauen, immer kleiner wird, und so die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen schwindet. Vielen Dank!
***
Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Claudia Jacob | Pressesprecherin presse@gruene.ltsh.de Tel. 0431 / 988 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 sh-gruene-fraktion.de

Download PDF

Pressefilter

Zurücksetzen