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Sophia Schiebe zu TOP 23: Wir müssen die strukturellen Benachteiligungen von Alleinerziehenden beseitigen
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 22. Mai 2025Sophia Schiebe Wir müssen die strukturellen Benachteiligungen von Alleinerziehenden beseitigen TOP 23: Situation Alleinerziehender und ihrer Kinder umfassend und nachhaltig verbessern (Drs. 20/3057)"Alleinerziehend bedeutet, dass man eigentlich nie eine Pause hat. Es ist ein 24/7 Job und etwas wie ein Feierabend gibt es eher weniger. Als alleinerziehendes Elternteil trägt man allein alle Sorgen. Dabei wäre es so wichtig, diese Gedanken mit jemanden zu teilen. Alle Entscheidungen werden alleine getroffen. Für die einen ist das ein Segen, für die anderen ist ein Fluch. Wenn man selber erkrankt, hat mal gelinde gesagt Pech. Krank sein, gibt es nicht. Einkaufen, Wäsche waschen, Haushalt. Alles muss weiterhin erledigt werden. Der Großteil der Finanzen bleibt in der Regel beim alleinerziehenden Elternteil hängen. Und immer sind da diese Schuldgefühle, dem eigenen Kind, den eigenen Kindern nicht gerecht zu werden.In Deutschland lebt etwa jede fünfte Familie in einer alleinerziehenden Konstellation. Das bedeutet, dass rund 1,7 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern von einem Elternteil leben. Dabei sind etwa 82 Prozent dieser Alleinerziehenden Frauen. Trotz der Doppelbelastung sind viele Alleinerziehende erwerbstätig: 71,4 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87,1 Prozent der alleinerziehenden Väter gehen einer Arbeit nach.Und dennoch, liebe Kolleg*innen, sind Alleinerziehende überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. Etwa 41 Prozent der alleinerziehenden Familien gelten als armutsgefährdet. Besonders alarmierend ist, dass fast die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie auf Bürger*innengeldbezug angewiesen sind, mit nur einem Elternteil zusammenleben. Diese finanzielle Belastung hat weitreichende Konsequenzen.Alleinerziehende Mütter leiden mit 15% häufiger unter Depressionen und berichten von einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand. Diese gesundheitlichen Belastungen wirken sich auch negativ auf das Wohlbefinden der Kinder aus.Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft und Politik handeln. Wir müssen die strukturellen Benachteiligungen von Alleinerziehenden beseitigen und ihnen die Unterstützung bieten, die sie verdienen. 1 Zunächst einmal müssen wir die finanzielle Absicherung von Alleinerziehenden verbessern. Ein höherer Mindestlohn, die Einführung einer Kindergrundsicherung, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine gerechtere Verteilung von Unterhaltszahlungen sind essentielle Schritte.Darüber hinaus sollte der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum und qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten erleichtert werden. Kinderbetreuung muss flächendeckend und flexibel verfügbar sein. Andernfalls können alleinerziehende Eltern nicht ohne zusätzliche Sorgen ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen.Wir müssen uns auch über Steuererleichterungen und finanzielle Unterstützungsprogramme für Alleinerziehende Gedanken machen. Diese Familien brauchen unsere Hilfe und es ist unsere Pflicht, sie zu unterstützen. Auch die Wirtschaft ist gefordert, ihre Strukturen zu verändern. Unternehmen müssen flexiblere Arbeitszeitmodelle und Home-Office-Möglichkeiten anbieten, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Arbeitgeber*innen sollten sich bewusst sein, dass alleinerziehende Eltern wertvolle Mitarbeitende sind, die mit einem unterstützenden Arbeitsumfeld ihr volles Potenzial entfalten können.Was aber vor allem sehr wichtig ist, dass die Vorurteile gerade gegen alleinerziehende Mütter abgebaut werden müssen. Arbeitgeber*innen unterstellen ihnen oft mangelnde Flexibilität, hohe Fehlzeiten oder geringere Belastbarkeit. Die Annahme: Kinder und Karriere seien als Alleinerziehende nicht vereinbar. Das ist falsch. Die Rahmenbedingungen müssen nur stimmen und hier sind wir als Politik gefragt.Auch wir als Gesellschaft haben noch Hausaufgaben zu erledigen, wenn es darum geht, Vorurteile gegen Alleinerziehende abzubauen.Es wird oft unterstellt, dass eine Trennung oder das Alleinerziehen Ausdruck eines persönlichen Scheiterns ist. Sei es in der Partnerwahl oder in der Beziehungsgestaltung. Dahinter steht das oft idealisierte Bild der „intakten Familie“. Wenn die Trennung gerade von alleinerziehenden Müttern ausging, wird ihnen oft mangelnde Opferbereitschaft oder Verantwortung unterstellt – gerade wenn Kinder im Spiel sind. Die Entscheidung für das eigene Wohl z. B. Auch aufgrund von toxischen Beziehungen wird moralisch einfach abgewertet.Auch Vorurteile über Sozialleistungen führen dazu, dass alleinerziehende Mütter pauschal als „Sozialschmarotzerinnen“ gelten, auch wenn viele von ihnen arbeiten oder eben arbeiten wollen würden. Diese Sichtweise ignoriert strukturelle Hürden wie unflexible Arbeitszeiten, teure oder fehlende Kinderbetreuung. Kindern von Alleinerziehenden wird zudem häufiger unterstellt, dass sie verhaltensauffällig, schlecht erzogen oder emotional benachteiligt sind. Die alleinerziehenden Elternteile werden für alle Probleme verantwortlich gemacht, selbst wenn sie allein die gesamte Last tragen. 2 Im Anschluss an diese Debatte ist es unserer aller Aufgabe, unsere eigenen Strukturen, unsere eigenen Stellenausschreibungen dahingehend zu hinterfragen, ob sie für alleinerziehende Elternteile geeignet sind.Wir stehen alle selber in der Verantwortung ein Teil der Veränderung zu sein.Vielen Dank." 3