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23.05.25 , 12:27 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 27: Wir können auf die großen Potenziale älterer Menschen nicht verzichten

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 23. Mai 2025
Birte Pauls Wir können auf die großen Potenziale älterer Menschen nicht verzichten TOP 27: Erarbeitung einer zukunftsweisenden und partizipativen Landesstrategie Seniorinnen- und Seniorenpolitik für Schleswig-Holstein (Drs. 20/3175(neu) 2.Fsg)
"Die Gruppe der Seniorinnen und Senioren ist die einzige gesellschaftliche Gruppe die keine Nachwuchssorgen hat. Schon jetzt liegt die Anzahl der Personen, die älter als 64 Jahre alt sind, zum Ende des Jahres 2023 bei rund 700.000, das ist nahezu ein Viertel der Gesamtbevölkerung Schleswig-Holsteins. In wenigen Jahren wird sich die Anzahl der über 80-jährigen Menschen verdoppeln. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit und einer Demenz.
Eine Eigenschaft der Vergangenheit ist, dass man sie nicht verändern kann. D.h. die Kinder die nicht geboren worden sind, stehen nicht zur Verfügung. Wer soll betreuen, wer soll pflegen? Wir stehen also vor einer riesigen Herausforderung! Statt eines neuen Landwirtschaftsministeriums hätte es besser ein Ministerium für Gesundheit, Pflege und Demographie geben müssen, das die Herausforderungen der Zeit hätte bearbeiten können. Denn Experten sind sich einig, dass nur das Drehen an vorhandenen Strukturen nicht ausreicht. Es braucht neue Konzepte, Ideen und die Einsicht, dass profitorientierte Pflegeketten mit den klassischen Zimmern auf langen Gängen nicht die Antwort der Zukunft sind.
Die meisten Menschen, die jetzt älter werden sind gut ausgebildet, haben breite Berufserfahrungen und haben eine ganz andere Vorstellung vom Alter, als noch die vorherigen Generationen. Sie haben den Wunsch ihr Leben im Alter individuell gestalten zu können und im höheren Alter so lange wie möglich selbstständig und vor allem selbstbestimmt in der eigenen häuslichen Umgebung bleiben zu können. Und sie wollen sich und ihre Erfahrungen einbringen.
Wir müssen viel mehr hin zu einer teilhabeorientierten Seniorenpolitik kommen. Wir haben eine große Mitwirkungsbereitschaft bei den Älteren. Das ist ein Riesenpotential für die Gemeinschaft. Ich denke da z.B. - an die ehemalige Betriebsmanagerin, die ihre Expertise einem Jungunternehmer zur Verfügung stellt - an den Deutschlehrer, der zusätzlichen Leseunterricht anbietet. -an die ehemalige Pflegefachkraft, die Pflegeazubis begleitet



1 Die Gesellschaft kann nicht auf die Potenziale älterer Menschen verzichten, weder in der Arbeitswelt noch in der Wirtschaft, im Ehrenamt, weder in der Familie noch in der Kommune. Ohne sie würde schon heute Vieles nicht mehr laufen. Alter muss als Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern gesehen werden. Wir benötigen mehr bezahlbare, barrierefreie Singlewohnungen in den Dörfern und den Quartieren der Städte. Es ist für viele ältere Menschen schon schmerzhaft genug, das oft mühsam erwirtschaftete eigene Heim verlassen zu müssen. Aber dann noch die Nachbarschaft?
Übrigens kommt Barrierefreiheit nicht nur Älteren sondern auch jungen Familien mit Kindern zu Gute. Was für den Rollator gut ist, ist auch für den Buggy gut. Das mischt die Generationen, die sich gegenseitig im Rahmen einer sorgenden Gemeinschaft (Caring Community) umeinander kümmern können. Omastunden gegen Einkaufsdienste. Gratis Wohnen gegen Hilfe. Es wird ohne gar nicht mehr gehen. Ein gesunder Mix von innovativen Wohnangeboten, die das selbstbestimmte Leben im Alter mit und ohne Pflegebedarf unterstützen, ist notwendig. Das kann eine Senioren WG sein, ein Mehrgenerationenhaus, eine Wohnpflegegemeinschaft, eine klassische 2 Zimmerwohnung, eine Pflegeoase, ein Heim, eine Pflegefamilie, wohnortnahe Tages- und Nachtpflege betreutes Wohnen…
Der Kreativität sollten hier keine Grenzen gesetzt werden. Wir müssen die Gesundheitskompetenz und die Eigenverantwortung der Menschen stärken, damit sie länger fit und selbstständig bleiben. In den Quartieren brauchen wir eine gute Vernetzung niedrigschwelliger Dienstleistungen, sozialer Angebote, medizinischer und pflegerischer Versorgung. Unsere Idee dazu ist das kommunale medizinische Versorgungszentrum. Von dort kann dann auch unsere „Deine-vor-Ort-für dich-Kraft“ mit dem präventiven Hausbesuch tätig werden die mit fachlicher Expertise die Menschen aufsucht, berät, vernetzt und organisiert. Essen auf Rädern ist eine gute Sache, aber viel besser wäre auf Rädern zum Essen. Gemeinschaft organisieren, um der krankmachenden Einsamkeit entgegen zu wirken. Ein altersgerechtes ÖPNV-Angebot steigert Mobilität und soziale Zugehörigkeit. Soziale Teilhabe darf keine Frage des Geldbeutels sein, erst recht nicht in einer Zeit, in der die wachsende Altersarmut ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft ist! Mir blutet das Herz, wenn ich abends ältere Menschen Pfandflaschen sammeln sehe. All das muss in den Kommunen organsiert werden. Aber wir dürfen die Kommunen damit nicht alleine lassen. - weder organisatorisch noch finanziell. Es braucht sozialpolitische Leitplanken und finanzielle Unterstützung.
Stattdessen lassen die Aktivitäten, der Günther-Regierung und der Sozialministerin in allen Bereichen der Seniorenpolitik zu wünschen übrig. Eine Strategie lehnen Sie ab und die Koalition begnügt sich in ihrem Änderungsantrag mal wieder mit minimalistischen Bitten. Augenscheinlich haben CDU und Grüne die Herausforderungen der Zeit überhaupt noch nicht erkannt."



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