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Jasper Balke zu Erkenntnissen aus Schuleingangsuntersuchungen
Presseinformation Nr. 25-169 19.06.2025Es gilt das gesprochene Wort!TOP 19 – Erkenntnisse aus Schuleingangsuntersuchungen für mehr Bildungsgerechtigkeit und eine stärkere Förderung der Kindergesundheit nutzenDazu sagt der der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke:Daten nicht nur erheben, sondern auch nutzen Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern stagniert auf niedrigem Niveau, Ausdauer und Kraft sind nach Corona deutlich eingebrochen, motorische Entwicklungsstörungen nehmen zu und nur 20 Prozent der Kinder erreichen das von der WHO empfohlene tägliche Aktivitätsniveau von 60 Minuten Bewegung.Diese Entwicklungen sind mehr als besorgniserregend und das auch und insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Ursachen dafür ziemlich eindeutig sind. Neben der Isolation während der Pandemie und sozialen Ungleichheiten wird die Digitalisierung, und die zunehmend digitale Welt als einer der Hauptgründe genannt.Die überbordende Nutzung digitaler Endgeräte, sozialer Medien und der daraus entstehenden 2D-Realität und -Wirklichkeit von kleinen Kindern entspricht nicht der menschlichen Physiologie und vor allem nicht den Entwicklungsvoraussetzungen, die Kinder für ein gesundes Aufwachsen brauchen.Es ist deshalb gut, dass wir aktuell eine breite Debatte um die Nutzung von Sozialen Medien, Handys und digitalen Geräten generell haben, denn sie halten junge Menschen von Bewegung, Lesen und Erleben ab.Es ist deshalb ziemlich klar, wo wir ansetzen müssen: Im Rahmen unseres Fachgesprächs zu unserer Präventionsstrategie bestand Einigkeit aller versammelten Expert*innen und Akteur*innen des Gesundheitswesens, dass wir uns bei präventiven Maßnahmen vor allem auf die ersten 1000 Tage im Leben fokussieren und unsere präventiven Angebote vor allem darauf ausrichten müssen. Wichtig dafür ist allerdings, dass der Bedarf korrekt ermittelt wird und dafür gibt es neben den U-Untersuchungen, den kommenden Sprach- und Kompetenzstanderhebungen, die ja im Alter von viereinhalb Jahren durchgeführt werden sollen, die Schuleingangsuntersuchungen.Durch ihren offiziellen Charakter und die Schulpflicht, die ja nach den Schuleingangsuntersuchungen erfüllt werden muss, bieten diese einen wichtigen Baustein, um einem der größten Probleme in der Prävention, dem Präventionsparadoxon, entgegenzuwirken.Denn präventive Angebote – und das ist das Paradoxon – werden hauptsächlich von denjenigen wahrgenommen, die eigentlich gar keine präventiven Angebote brauchen. Dabei muss es bei der gezielten Förderung der Gesundheit von Kindern gerade um die Kinder gehen, deren Entwicklungsstand besonders hinter denen der anderen hinterherhängt, die schon im Alter von fünf Jahren übergewichtig sind oder die, die durch bestimmte familiäre Hintergründe anderweitig beeinträchtigt sind.Genau diese nehmen die vorhandenen Angebote durch Krankenkassen oder Ärzt*innen und zum Teil auch die notwendigen U-Untersuchungen leider nicht so wahr, wie es eigentlich erforderlich wäre. Eine flächendeckende, qualitativ hochwertige und bedarfsorientierte Schuleingangsuntersuchung ist deshalb ein wichtiger Baustein und eine Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit und gesundheitliche Chancengleichheit.Und gerade, weil das Thema so relevant ist, gibt es schon seit Längerem auch in Gesprächen zwischen Landesregierung und KLVen eine Debatte darüber, wie diese am besten durchgeführt werden können. Der Kreis Plön geht da aus meiner Sicht schon gut voran, denn dort wird gezeigt, wie die begrenzten Ressourcen im Gesundheitsdienst so eingesetzt werden können, dass sie dem Bedarf der zu untersuchenden Kinder entsprechen.Nach einem Termin bei einer medizinischen Fachangestellten im Gesundheitsamt, der für alle Kinder verpflichtend ist, ist es nämlich überhaupt nicht mehr notwendig, jedes einzelne Kind derselben Prüfung durch ein und dieselbe Schul- oder Amtsärztin zu unterziehen. Gerade bei Kindern ohne besondere Auffälligkeiten, mit voll ausgefülltem U-Heft, Impfpass und unauffälligem Elternfragebogen wäre dies der falsche Einsatz von wertvollen Kapazitäten, die viel eher notwendig für eine umfangreichere Diagnostik bei den Kindern wären, bei denen es durchaus Auffälligkeiten gibt.Allein dies würde dazu führen, dass ausreichend Daten und Erkenntnisse gesammelt werden können, um die idealen Präventionsangebote niedrigschwellig und vor Ort an Kinder und Familien zu vermitteln.Wichtig ist mir dabei aber weniger, wann welche Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, sondern dass die erhobenen Daten konsequent von allen Institutionen vor Ort verwendet werden. Dies ist auch im Hinblick auf die kommende Kompetenzfeststellung der Viereinhalbjährigen wichtig, denn schon dort können ja Daten und Erkenntnisse anfallen, die dann nicht noch ein halbes oder ganzes Jahr später von Eltern oder Fachpersonal erneut erhoben werden müssen.Schleswig-Holstein ist eines der wenigen Bundesländer in Deutschland, das die Ergebnisse aus den Schuleingangsuntersuchungen verlässlich der Wissenschaft zur Verfügung stellt. So können bundesweite, aber auch internationale Studien mit Daten aus Schleswig-Holstein gefüttert werden und leisten so einen Beitrag für daraus abgeleitete Maßnahmen für eine bessere Gesundheit unserer Kinder – und darum muss es uns allen gehen.Danke für die Aufmerksamkeit!***Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 KielT 0431 988 1503 M 0172 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de sh-gruene-fraktion.de