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Nelly Waldeck zu Kinderarmut
Presseinformation Nr. 25-177 20.06.2025Es gilt das gesprochene Wort!TOP 35 – Bericht zur sozialen Situation von Kindern und Jugendlichen in Schleswig- HolsteinDazu sagt die sozialpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Nelly Waldeck:Kinder suchen sich nicht aus, in Armut geboren zu werden Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,Kinder suchen sich nicht aus, in Armut geboren zu werden. Sie können nichts für ihre soziale Situation und trotzdem hat diese maximalen Einfluss auf ihre späteren Lebenschancen.Es gibt für mich wenig größere Ungerechtigkeiten als diesen Sachverhalt. Der Bericht zur sozialen Situation von Kindern und Jugendlichen führt uns diese Zusammenhänge eindrücklich vor Augen.Was sagt uns der Bericht und was folgt daraus? Die wichtigste Erkenntnis: 22,5 Prozent der Minderjährigen in Schleswig-Holstein gelten als einkommensarm. Damit liegen wir nach wie vor über dem Bundesdurchschnitt. Und die Risikofaktoren für Kinderarmut sind wenig überraschend: Erwerbslosigkeit der Eltern (70 Prozent), Alleinerziehende Eltern (40 Prozent), viele Geschwister (38 Prozent) und ein Migrationshintergrund (40,5 Prozent). Und auf viele Kinder treffen mehrere dieser Faktoren gleichzeitig zu!Armut ist kein Zufall. Sie hat erkennbare Muster und genau dort müssen wir ansetzen. Das wirksamste Mittel gegen Kinderarmut ist schlicht und einfach Geld. Die Kindergrundsicherung wäre hierfür der einfachste, unbürokratische Schritt gewesen. Es ist und bleibt schade, dass wir hier nicht das gewünschte Ziel erreicht haben.Natürlich gibt es weitere Maßnahmen zur Verbesserung dieser Faktoren, die wir als Land auch ergreifen. Ganz wichtig ist dabei, Armutsketten zu durchbrechen. Denn nach wie vor zieht Einkommensarmut Bildungsarmut nach sich und diese bedingt geringere Teilhabechancen. Eine Spirale, die sich nicht selten über Generationen fortträgt. Wir müssen die Arbeitsmarktintegration fördern und Betreuungsangebote so verbessern, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestärkt wird. Wir brauchen passgenaue und flexible Arbeitsmarktangebote für Eltern mit kleinen Kindern. Wir brauchen finanzielle wie organisatorische Entlastungsmaßnahmen für Alleinerziehende und Eltern mit vielen Kindern.Der Bericht zeigt deutlich die Wichtigkeit von Bildung und insbesondere von frühkindlicher Bildung auf und wie ungleich sie leider noch verteilt ist. So ist die Betreuungsquote unter 3-Jähriger gestiegen, auf 36,4 Prozent. Das ist erstmal sehr erfreulich, doch Kinder aus bildungsfernen oder zugewanderten Familien werden weiterhin erheblich seltener erreicht.Genau hier setzen die Perspektivschulen und jetzt auch die PerspektivKitas an. Wenn wir darüber diskutieren, wo das Land die Ungerechtigkeiten abmildern kann, dann ist dies eine solche Maßnahme. Auch das Einspringen des Landes bei den Sprachkitas war genau der richtige Schritt.Armut wirkt sich aber auch auf Gesundheit und psychisches Wohlbefinden aus. Kinder aus einkommensarmen Familien sind häufiger psychisch belastet, gesundheitlich eingeschränkt und haben ein höheres Risiko für Übergewicht.Der Bericht zeigt, wo Handlung notwendig und möglich ist. Er benennt nicht nur Defizite, sondern zeigt auch Ressourcen auf, beispielsweise die engagierte Beteiligung an der Kinderarmutskonferenz 2023. Konkret wurde dort zum Beispiel vorgeschlagen: ein Beteiligungsgremium für Kinder in Armutslagen, Lots*innen für das Hilfesystem, kostenlose Freizeitangebote wie Sport und Ferienfreizeiten, Entbürokratisierung von Leistungen, Sensibilisierung von Fachkräften für Armutsrealitäten.Was folgt daraus? Wir brauchen eine entschlossene, koordinierte und ressortübergreifende Politik gegen Kinderarmut, präventiv, beteiligungsorientiert und sozial gerecht, auf Bundesebene, im Land und in den Kommunen.Die soziale Lage von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein ist nicht schlecht, sie ist ungleich. Und das ist das eigentliche Problem. Kinder haben kein Wahlrecht. Sie können sich ihre Startbedingungen nicht aussuchen. Aber wir können entscheiden, wie sehr uns das kümmert. Und wir können etwas tun.Vielen Dank.***Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 KielT 0431 988 1503 M 0172 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de sh-gruene-fraktion.de