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Anne Riecke zu TOP 38 "Umsetzung und Arbeit der Kompetenzteams Inklusion"
20.06.2025 | SozialesAnne Riecke zu TOP 38 "Umsetzung und Arbeit der Kompetenzteams Inklusion" In ihrer Rede zu TOP 38 (Bericht zur Umsetzung und Arbeit der Kompetenzteams Inklusion) erklärt die Abgeordnete der FDP-Landtagsfraktion, Anne Riecke: „Jeder Mensch gehört ganz natürlich dazu – alle dürfen mitmachen. Egal wie jemand aussieht, welche Sprache gesprochen wird, oder ob jemand eine Behinderung hat. In Anlehnung an die Aktion Mensch drücken diese Grundsätze das Kernziel von Inklusion aus, zu dem wir uns sicher alle ohne Frage bekennen.Der nun von der Landesregierung vorgelegte Bericht zur Umsetzung und Arbeit der Kompetenzteams Inklusion – kurz KTI – stellt eine Bilanz der erbrachten inklusiven Unterstützungsleistungen in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege dar. Unbestritten: Die KTI sind ein wichtiger und innovativer Baustein, der Beratung, Fortbildung und multiprofessionelle Begleitung vor Ort möglich macht. Sie sorgen in hervorragender Art und Weise dafür, dass die Betreuungskräfte in den Kindertageseinrichtungen sowie die Kindertagespflegepersonen noch mehr Handlungssicherheit gewinnen und Herausforderungen in der inklusiven Betreuung besser meistern können.Doch es bleibt dabei: Die KTI sind nur ein Baustein. Für echte, flächendeckende und frühzeitig ansetzende Inklusion fehlen weiterhin grundlegende strukturelle Elemente, die seit Jahren in Fachkreisen beraten werden und in der ministeriellen Schublade liegen müssten. Es ist fatal, dass Themen wie ein verbindliches Stundenkontingent für heilpädagogische Fachkräfte oder die räumlich-sachliche Ausstattung der Einrichtungen immer noch nicht in der Breite gefördert werden. Damit bleibt die gelingende Inklusion viel zu oft dem Zufall überlassen und hängt vom Engagement einzelner und betroffener Eltern ab. Schlimmer noch: Das Gesamtkonzept ‚Inklusive Kita‘ wird mit der kürzlichen KiTaG-Novelle weitgehend geschliffen. Die aktuelle Einstellung inklusiver Angebote in vier Kitas in Wedel zeigt die konkreten Folgen auf. Dort fallen die Einrichtungen mit dem Auslaufen des Projekts ‚Inklusive Kita‘ in Gesamtverantwortung des Sozialministeriums sehenden Auges auf das alte, integrationsorientierte System zurück. Der Verweis des Sozialministeriums auf die Kompetenzteams Inklusion ist dabei verfehlt, denn sie können die entstehenden Lücken im Betreuungsangebot schon konzeptionell betrachtet nicht schließen. Eltern und Fachkräfte sind entsetzt, denn sie erleben, dass nun wieder Einzelanträge gestellt, Gutachten eingeholt und langwierige bürokratische Hürden genommen werden müssen, statt dass flexible Unterstützung da ist, wo sie gebraucht wird. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Grünen vor Ort diese Entwicklung scharf kritisieren.Was bedeutet das für die Betroffenen? Es trifft Familien, mitunter auch Alleinerziehende, die ohnehin stark belastet sind und oftmals keine Kraft mehr haben, sich durch Anträge und Behörden zu kämpfen. Es trifft Kinder, die Gefahr laufen, durch Stigmatisierung und Verzögerungen wichtige Entwicklungschancen zu verpassen. Es trifft das Personal, das auf einmal wieder vor dem Problem steht, präventive Ansätze zur heilpädagogischen Unterstützung nicht bedarfsorientiert leisten zu können. Dabei zeigen die Erfahrungen: Das inklusive Modell ist im Vergleich mit dem integrationsorientierten Modell eben kein Kostentreiber, sondern entfaltet flexible und effektive Wirkung.Wir dürfen nicht zulassen, dass Schleswig-Holstein bei der Inklusion jetzt um Jahre zurückgeworfen wird. Die Kompetenzteams sind wertvoll – aber sie müssen eingebettet werden in ein Gesamtkonzept, das strukturelle, flächendeckende und dauerhafte Lösungen vorsieht. Dazu gehören: ein landesweit gesichertes Kontingent heilpädagogischer Stunden für die Einrichtungen, finanzielle Mittel für räumliche und sachliche Anpassungen wie beispielsweise sinnesfreundliche Raumgestaltungen, echte institutionelle Förderung und gerade kein Aufbau neuer Bürokratie für Eltern und die an einer gelingenden Inklusion beteiligten Akteurinnen und Akteure.Deshalb schlagen wir vor, den Bericht in den Sozialausschuss zu überweisen, um möglichst einen Fahrplan für die strukturelle Stärkung der Inklusion zu erzielen. Die KTI dürfen nicht das Feigenblatt einer fehlenden Gesamtstrategie sein. Wir müssen Inklusion endlich als querschnittliche Aufgabe der gesamten Gesellschaft begreifen und verlässlich absichern.“Sperrfrist Redebeginn!Es gilt das gesprochene Wort. Anne Riecke Abgeordnete Kontakt: Eva Grimminger, v.i.S.d.P. PressesprecherinTel.: 0431 988 1488 fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.deFDP-Fraktion Schleswig-Holstein, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: www.fdp-fraktion-sh.de