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20.06.25 , 15:13 Uhr
SSW

Christian Dirschauer: Die Kompetenzteams Inklusion sind ein sinnvoller Ansatz - nicht mehr

Presseinformation Kiel, den 20.06.2025

Es gilt das gesprochene Wort


Christian Dirschauer TOP 38 Bericht zur Umsetzung und Arbeit der Kompetenzteams Inklusion Drs. 20/32290
„Für eine gelingende inklusive frühkindliche Bildung braucht es noch deutlich mehr.“
Vermutlich hat hier kaum jemand den Eindruck, dass wir uns zu selten über die frühkindliche Bildung austauschen. Nicht zuletzt durch die umfassende Reform des Kitagesetzes und die vielen nachfolgenden Änderungen war und ist das Thema aus guten Gründen regelmäßig auf der Tagesordnung. Was ich aber in sehr vielen dieser Debatten erwähnt habe, ist die Sorge, dass das Thema Inklusion vor dem Hintergrund der vielen Großbaustellen in diesem Bereich unter die Räder gerät. Angesichts der steigenden Ansprüche und trotz der wachsenden Investitionen in das Kitasystem habe ich zumindest den Eindruck, dass das Ziel der inklusiven Kita für den einen oder die andere in den Hintergrund rückt. Und weil das aus Sicht des SSW eine absolute Fehlentwicklung wäre, bin ich der SPD sehr dankbar für den vorliegenden Berichtsantrag.
Ich will gar nicht unnötig kritisch sein. Mir ist durchaus rückgemeldet worden, dass die Arbeit der Kompetenzteams fruchtet. Gerade der Punkt, dass sich Erzieherinnen und Erzieher durch den Austausch häufig endlich gehört und verstanden fühlen, halte ich für sehr wertvoll. Auch die ermöglichte Flexibilität vor Ort und die professionelle Vielfalt sind eine Bereicherung, die wir ausdrücklich begrüßen. Aber wir reden hier über 4 bis maximal 9,4 Vollzeitäquivalente pro Kreis oder kreisfreie Stadt. Da ist für die eine oder andere Einrichtung also eine durchaus wichtige, aber eben auch nur punktuelle, Unterstützung drin. Ein wirklich inklusives Kitasystem, in dem letztlich jede Kita jedes Kind aufnehmen kann, ist damit aber noch lange nicht erreicht. Diese Einordnung ist mir deshalb wichtig, weil man bei der Lektüre des Berichts fast den Eindruck gewinnen kann, dass hier der ganz große Wurf vorliegt und Inklusion schon bald gelebte Realität in allen Einrichtungen ist. Dabei sieht diese Realität vielerorts ganz anders aus. Denn trotz wachsender Ausgaben und einer im Kern völlig richtigen Kitareform liegen Anspruch und


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Wirklichkeit oft noch weit auseinander. Noch dazu wird wohl auch Schwarz-Grün zugeben müssen, dass es bei der Umsetzung dieser Reform ordentlich ruckelt. Für Fragen der Inklusion bedeutet das vor allem eins: Familien mit einem Kind mit Behinderung sind oft noch immer kilometerweit von einer echten Wahlfreiheit entfernt. Es fehlt leider weiterhin an den nötigen strukturellen Rahmenbedingungen und vor allem am Personal. Und wenn uns nahezu alle Träger sagen, dass absehbar ein Drittel der Mitarbeitenden, und damit auch der heilpädagogischen Kräfte, in Rente geht, wird das Ausmaß der Herausforderung deutlich.
So gut die Einzelfallberatung durch die KTIs auch sein mag: Nüchtern betrachtet, ist diese Idee das bisher einzig greifbare Ergebnis der bislang 23 Sitzungen der Arbeitsgruppe „Inklusion in der frühkindlichen Bildung“ beim Sozialministerium. Das ist schon etwas dünn. Wir sollten uns hier nichts vormachen: Allein für den Teilbereich der inklusiven frühkindlichen Bildung sind die Herausforderungen nicht nur groß, sondern noch dazu vielfältig. Absehbar werden also weitere Maßnahmen und eine echte inklusive Ressource in allen Einrichtungen nötig sein. Und zwar nicht zuletzt, um eine effektive Arbeit der Kompetenzteams Inklusion zu ermöglichen, die ja gar nicht direkt am Kind arbeiten, sondern beratend tätig sein sollen.
Bekanntlich läuft die Richtlinie zur Förderung der Kompetenzteams Inklusion schon Ende 2025 aus. Vor dem Hintergrund der positiven Erfahrungen und Rückmeldungen aus vielen Einrichtungen liegt für uns auf der Hand, dass diese Maßnahme verlängert werden muss. Aus Sicht der hier Tätigen ist gleichzeitig auch klar, dass die Verlängerung zeitnah erfolgen sollte, um Ihnen Planungssicherheit zu geben. Aber wenn ich mir den überaus positiven Tenor des Berichts anschaue, bin ich auch recht zuversichtlich, dass die KTIs dauerhaft etabliert werden. Wichtig ist und bleibt aber die Erkenntnis, dass wir hiermit kein Allheilmittel für die Inklusion in Kitas an der Hand haben. Für eine gelingende inklusive frühkindliche Bildung braucht es noch deutlich mehr. Da mag es auch um die im Bericht erwähnten verbesserten Verfahren und Strukturen gehen. Aber trotz des Hinweises auf die angespannte Haushaltslage muss auch klar sein, dass wir hier über mehr fachliches Personal und noch deutlich mehr Ressourcen reden müssen. Denn nur so werden wir dem Anspruch der UN-Behindertenrechtskonvention wirklich gerecht.
Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/

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