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23.07.25 , 15:41 Uhr
SSW

Christian Dirschauer: Echter barrierefreier Tourismus statt Sonntagsreden!

Presseinformation Kiel, den 23.07.2025

Es gilt das gesprochene Wort


Christian Dirschauer TOP 36 Barrierefreien Tourismus in Schleswig-Holstein stärken Drs. 20/3442
„Barrierefreier Tourismus ist keine Nische. Er ist ein Gebot der Inklusion. Und er ist ein Wachstumsfeld, dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.“
Es freut mich, dass wir heute über Barrierefreiheit im Tourismus sprechen. Der vorliegende Antrag der regierungstragenden Fraktionen enthält viele richtige Gedanken und Ansätze – und wir als SSW begrüßen das Anliegen ausdrücklich. Denn: Barrierefreier Tourismus ist keine Nische – ganz im Gegenteil. Barrierefreiheit ist für etwa 10% der Bevölkerung in Deutschland unentbehrlich, für 40% hilfreich und für 100% komfortabel. Barrierefreier Tourismus ist somit ein Gebot der Inklusion, indem er Gleichberechtigung, Gleichberücksichtigung und Teilhabe am Tourismus für alle Menschen mit sich bringt. Und barrierefreier Tourismus ist ein Wachstumsfeld, dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Was ich gleichwohl feststellen muss: Der Antrag beinhaltet wieder mal nur Prüfaufträge und ist somit maximal eine wohlgesinnte Absichtserklärung. Um bei diesem Thema wirklich etwas zu bewegen und voranzubringen, müssen wir jedoch vom Prüfen ins Handeln kommen.
Wir brauchen keine weitere Untersuchung der ökonomischen Bedeutung. Wir kennen sie längst: Menschen mit Behinderung, ältere Menschen mit Rollator, Familien mit Kinderwagen – sie alle profitieren von barrierearmen Angeboten, seien es gut zugängliche Wege oder übersichtliche Informationen. Und sie alle wollen Urlaub machen – auch bei uns im Land zwischen den Meeren. Und wer ausgiebig mitbedacht wurde und trotz verschiedener individueller Bedürfnisse oder Einschränkungen viele Angebote vorfindet, der fühlt sich wohl und mag gerne wiederkommen. Also ein win-win für alle. Ein Beispiel gefällig? In Eckernförde gibt es barrierefreie Strandkörbe und Strandrollis – und es wurde ein Stadtführer zur Zugänglichkeit erstellt. Dies ist ein echtes Aushängeschild und kann als Vorbild für weitere Strandabschnitte an Nord- und Ostsee dienen. Das Binnenland und die Städte haben selbstredend ähnliche aber auch anderweitige Anforderungen an Barrierefreiheit, und eben auch Chancen für tolle Angebote für alle.



Düsternbrooker Weg 70 Norderstr. 74 24105 Kiel 24939 Flensburg/Flensborg +49 (0)431 - 988 13 80 +49 (0)461 - 144 08 300 ( ( 2
In diesem Zusammenhang hat uns der erste gelistete Stichpunkt des Antrages – die Prüfung eines Wiedereinstiegs ins System „Reisen für Alle“ – zunächst etwas irritiert. Wann und warum ist Schleswig-Holstein aus diesem Zertifizierungssystem überhaupt ausgestiegen? Ich habe mir zwar zwischenzeitlich von behördlicher Stelle bestätigen lassen, dass dies tatsächlich der aktuelle Status Quo ist. Auf der offiziellen S-H-Tourismusseite wird aber beispielsweise nach wie vor mit Schleswig-Holsteins Mitgliedschaft geworben (Link: https://www.sh-tourismus.de/barrierefreies- reisen). Dies ist unglücklich und sollte zügig korrigiert werden – und zwar, indem Schleswig- Holstein tatsächlich wieder einsteigt, möglichst noch in diesem Jahr! Dieses Zertifizierungssystem kann eine wichtige Informationsquelle sein für Menschen, die auf barrierearme Angebote angewiesen sind. Und bei 5000,- € Kosten für eine Masterlizenz muss bei dem Mehrwert, der sich aus einer Mitgliedschaft ergibt, meines Erachtens auch nicht lange geprüft werden.
Und auch in den anderen Bereichen gilt es, Fortschritte zu erreichen: So sind Leitfäden und eine „Sensibilisierungskampagne“ für Leistungsträger durchaus hilfreich, aber ohne konkretere Unterstützung bleiben diese wohl leider oftmals recht leere Hüllen. Der „Fonds für Barrierefreiheit“ und Best Practice Beispiele sind sicherlich gute Instrumente, die sich aber weiterhin flächendeckend beweisen müssen.
Insgesamt geht es bei diesem Thema nicht nur um barrierefreie Zugänge, sondern um Teilhabe und Gleichberechtigung, aber beispielsweise auch um ökonomische Potenziale in einer inklusiven Gesellschaft, die wir ja alle sein wollen. Daher: Insgesamt Unterstützung für diesen Antrag – aber mit Nachdruck und der klaren Erwartung, dass aus Prüfen auch Handeln wird.
Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/

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