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24.07.25 , 17:41 Uhr
SPD

Niclas Dürbrook zu TOP 19: Der Bus kommt künftig autonom – oder gar nicht

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 24. Juli 2025
Niclas Dürbrook Der Bus kommt künftig autonom – oder gar nicht TOP 19: Autonomes Fahren strategisch voranbringen – Landeskonzept entwickeln (Drs. 20/3301)
„Wie viele Menschen kennen Sie eigentlich, die mit dem Busverkehr im ländlichen Bereich Schleswig-Holsteins richtig zufrieden sind? Natürlich ist das eine rhetorische Frage: Ich kenne niemanden.
Und die schlechte Nachricht ist: Wenn wir nichts machen, wird die Unzufriedenheit noch viel größer werden. Die Zahlen des Wirtschaftsministeriums zeigen: 2030 wird jede vierte Stelle im Bereich „Fahrzeugführung im Straßenverkehr“ unbesetzt sein, dazu gehören auch Busfahrer.
Mir merken das heute schon. Busfahrerinnen und Busfahrer sind bundesweit ein Mangelberuf. Und die Lücke wird nicht kleiner, sie wird größer. Jahr für Jahr.
Wir haben das in anderen Bereichen auch. Die Fachkräftelücke betrifft den Einzelhandel, die Pflege, das Handwerk. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zum ÖPNV: Wir können eine technische Alternative haben.
In Hamburg startet in diesen Wochen ein großes Projekt zur autonomen Mobilität mit kleinen autonomen Fahrzeugen, die nach Anforderung per App und mit KI hinterlegt unterwegs sind. Noch in diesem Jahr will man nach den Testfahren mit ersten Fahrgästen unterwegs sein. Und das ganze mitten im Zentrum. Nicht, weil es da besonders einfach wäre, im Gegenteil. Aber wenn es dort klappt, traut man sich das erst recht in den Außenbezirken zu. Das ist eine sehr konkrete Vorstufe dazu, mit autonomer Mobilität die Lücken im ÖPNV zu schließen und Busse zu ersetzen. Man bereitet das heute schon mit neuen, kompatiblen Betriebshöfen vor.
Pilotprojekte hatten wir auch in Schleswig-Holstein. Auf Sylt, in Lauenburg, in Enge-Sande, bei Smile 24 werden Daten erhoben. Alles wichtig und spannend. Aber nichts davon eine konkrete Vorstufe zur Praxis. Dabei bräuchten wir das dringend.
Wir wollen doch nicht nur das bestehende – und meistens ziemlich miese – Angebot beibehalten. Die schwarz-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag sogar eine landesweite Mobilitätsgarantie versprochen – verlässlicher ÖPNV rund um die Uhr, im ganzen Land. Dem sind


1 sie in den letzten drei Jahren nicht einen Schritt nähergekommen, wenn man vom bundesfinanzierten SMILE 24 einmal absieht.
In Ostholstein haben heute 63 % der Menschen eine Haltestelle im Halbstundentakt in der Nähe. In Dithmarschen sind es grade einmal 45 %. Das ist eine Immobilitätsgarantie. Wenn Sie Ihre Ankündigungen umsetzen wollten müsste man das Netz massiv ausbauen – aber wer soll diese Busse dann fahren? Im April gab es ein Fachkräfte-Konzept der Landesregierung für den ÖPNV. 56 Seiten. Viele Allgemeinplätze und exakt dieselben Lösungen wie bei allen Fachkräftelücken: Quereinsteiger, mehr Frauen, Zuwanderung. Die Arbeit hätte man sich sparen können.
Fast keine Rolle spielt in dem Konzept autonome Mobilität.
Wir waren eigentlich ganz gut davor. Ein länderübergreifendes Innovationszentrum war in Planung. Die Metropolregion sollte Vorreiter werden. Und dann hat man sich bei der Standortfrage verhakt. Die Landesregierung schwankte dann ein bisschen, ob man das jetzt alleine machen möchte oder nicht – aktuell scheint mir die Antwort eher nein zu sein, das hat im Zweifel aber nur bis zur nächsten Kleinen Anfrage Bestand.
Unser ÖPNV ist entsetzlich kleinteilig – grade bei den Bussen. Und die Planungszeiten sind extrem lang. Wer schon einmal in einem Kreistag gesessen hat, kann ein Lied davon singen. Wenn wir wollen, dass autonome Mobilität in den 30er-Jahren in Schleswig-Holstein eine ernsthafte Rolle spielt, müssen wir uns jetzt auf den Weg machen. Wir haben keine Hochbahn AG wie in Hamburg, die das für uns übernehmen wird.
Und natürlich passiert das nicht von heute auf morgen. Und natürlich wird es auch in 15 Jahren auf dem Dorf noch Autos brauchen. Aber wir haben die Chance, den ÖPNV nicht nur zu sichern, sondern viel besser zu machen als heute. Kleinere Fahrzeuge, die flexibel dann und dort unterwegs sind, wo sie gebraucht werden. Zur Kita, zum Arzt, zum Einkaufen, zum Seniorentreff im Nachbarort. Das ist Daseinsvorsorge, grade im ländlichen Raum.
Und natürlich gibt es berechtigte Sorgen bei den Menschen und natürlich kostet die Einführung am Anfang viel Geld (später sieht das etwas anders aus, denn die Personalkosten im Busverkehr liegen bei rund 45 %). Aber aus all den Gründen ist das eine Aufgabe für das Land. Wir glauben, dass dieses Konzept sehr viel mehr Sinn macht als das letzte und wir wünschen uns, dass beim Innovationszentrum das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Das steht in unserem Antrag, ich freue mich auf die Beratung!"



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