Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Marc Timmer zu TOP 24+37: Stromgebotszonen: Falsche Preissignale kosten Geld
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 25. Juli 2025Marc Timmer Stromgebotszonen: Falsche Preissignale kosten Geld TOP 24+37: Gemeinsame Beratung a) Bundesratsinitiative für mehr Effizienz und Energiegerechtigkeit für Schleswig-Holstein auf dem deutschen Strommarkt starten b) Regionale Preissignale fördern (Drs. 20/3401, 20/3443)"Am Ende muss es darum gehen, was für die Menschen und Unternehmen im Land am besten ist. Dies scheint selbstverständlich, fällt aber oft bei fachlichen Themen hinten unter. Die Diskussion um die Stromgebotszonen ist sehr komplex.ENTSO-E, der Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber, hat nicht ohne Grund mehr als fünf Jahre für seine Empfehlungen gebraucht. Die Bundesregierung muss nun eine Stellungnahme abgeben und mitteilen, wie sie verfahren möchte. ENTSO-E empfiehlt die Zone Deutschland/Luxemburg in fünf Stromzonen aufzuteilen. Hierdurch seien Einsparungen von etwa 340 Mio. EUR jährlich zu generieren.Es ist unbestritten, dass der einheitliche Strommarkt in Deutschland falsche Preissignale sendet. Wenn die Windmühlen drehen, das Angebot hoch ist, ist der Preis gering. Dies veranlasst beispielsweise große Verbraucher in Bayern Strom zu kaufen. Tatsächlich kann der Strom wegen Engpässen im Netz physisch nicht geliefert werden. Erzeuger von hinter dem Netzengpass müssen „liefern“. Hierbei fallen dann sogenannte Redispatch Kosten an, die von allen Verbrauchern über die Netzentgelte getragen werden. Dies ist teuer.Die falschen Preissignale kosten Geld und sind ineffizient. Bei dieser Feststellung können wir es allerdings nicht belassen. Wir müssen erstens die Folgen der Teilung des Strommarkts beschreiben, in Geld angeben und bewerten. Dann müssen wir andere Maßnahmen mit vergleichbarer Wirkung in den Blick nehmen.Während die Preise in einem neuen Strommarkt Norddeutschland wegen des hohen Angebots an erneuerbaren Energien sinken würden, bedeutet dies für andere Regionen im Süden Preissteigerung. Dies hat Auswirkungen auf Verbraucherpreise und auf Betriebe, jeweils positive im Norden und negative im Süden. Eine Frage ist, wie sich insbesondere energieintensive Unternehmen im Süden hierzu verhalten würden. Die Trennung der Strommärkte trägt gewissermaßen einen Aspekt der Entsolidarisierung inne. 1 Schweden und Dänemark dagegen würden sich über günstigere Strompreise im Norden Deutschlands freuen und den Handel ausweiten.Ein anderer Effekt ist, dass bei mehreren kleineren Märkten Liquidität verloren geht. Dies hätte wiederum einen preissteigernden Effekt.Darüber hinaus gibt es Effekte auf die zukünftige Ausrichtung des Kapazitätsmarktes, also wie sichere ich in der Last schwankenden Strom ab sowie auf den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Es wäre zu erwarten, dass ein großes Interesse im Süden besteht, die erneuerbaren Energien auszubauen, um das preissenkende Stromangebot zu vergrößern. Erneuerbare Energien deshalb, weil sie so günstig sind. 92% aller Investitionen weltweit in Erzeugung sind im letzten Jahr in erneuerbare Energien geflossen.Zweitens müssen wir andere ähnlich geeignete Instrumente bewerten, die ebenfalls darauf ausgelegt sind, Netzengpässe und in deren Folge Redispatch-Kosten zu vermeiden.Zu denken ist an einen weiteren Netzausbau, der ja vorgesehen ist.Nodale Systeme kommen in Betracht. Diese sind in der Lage, die Netzengpässe an jedem Netzknoten preislich abzubilden.Zu denken ist auch an Senkungen von Netzentgelten beim Einsatz von erneuerbarem Strom zur Nutzung in anderen Bereichen. Beispielsweise wenn Elektrolyseure oder Wärmenetze über eine Großwärmepumpe betrieben werden. Auch Speicher und verbrauchsseitige Preissignale sind in jedem Fall erforderliche Maßnahmen, um den Druck auf die Netze zu reduzieren. Dies sind aus meiner Sicht sogenannte no-regret Maßnahmen, die im Mittelpunkt der Debatte stehen müssen.Dies führt mich zu meinem entscheidenden Kritikpunkt an der ENTSO-E Empfehlung.Die Betrachtung des Strommarktes ist statisch. Es ist allerdings vieles im Fluss. Wir haben Ausbauziele für erneuerbare Energie. Das Windenergieflächenbedarfsgesetz zielt genau auf einen bundesweit flächendeckenden Ausbau der Windenergie ab. Dies hätte im Süden die strompreissenkende Wirkung.Die Netzausbaupläne werden in der Studie nicht hinreichend berücksichtigt. Auch der Ausbau dient zur Vermeidung von Engpässen.Die Flexibilisierung der Verbrauchsseite durch Smart Meter und auf der Angebotsseite, Stichwort Sektorkopplung, sind ebenfalls nicht hinreichend berücksichtigt. Dies aber sind alles wichtige Maßnahmen, die man zuerst konsequent angehen muss. 2 Da eine Teilung der Strommärkte mehrere Jahre Vorlauf hat, habe ich eine leichte Tendenz von einer Trennung der Strommärkte jetzt mit unsicheren Folgen abzusehen und die anderen benannten Faktoren zunächst wirken zu lassen.Letztlich fehlen mir aber Informationen für eine abschließende Bewertung. Deshalb fände ich eine Ausschussüberweisung richtig, damit wir uns mit der Thematik vertieft befassen können." 3