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Sandra Redmann zu TOP 45: Hitze und Dürre sind keine Ausnahmen mehr – sie sind Realität
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 25. Juli 2025Sandra Redmann Hitze und Dürre sind keine Ausnahmen mehr – sie sind Realität TOP 45: Klimafolgen ernst nehmen – Strategischer Aktionsplan gegen Hitze und Dürre in Schleswig- Holstein (Drs. 20/3453, AltA 20/3504)"Es gibt Momente, die verändern alles. Am 26. April 1986 regnete es stark – ich erinnere mich gut. Dann kam die Nachricht: Nuklearkatastrophe in Tschernobyl. Plötzlich war das Unvorstellbare Teil unseres Alltags – und für viele veränderte sich die Haltung zur Kernenergie grundlegend. Es wurde deutlich: Wenn eine Krise da ist, ist nichts mehr wie vorher.Der Klimawandel kam nicht plötzlich, sondern schleichend und mit Ansage. Und doch trifft er uns hart. Auch hier in Schleswig-Holstein. Die Dürre im Frühjahr 2025 war ein Vorgeschmack auf das, was kommt, wenn wir weiterreden, statt zu handeln. Seit Jahren wissen wir: Unsere Natur muss widerstandsfähiger werden. Die Landwirtschaft muss sich anpassen. Hitze und Dürre sind keine Ausnahmen mehr – sie sind Realität.Und was ist passiert? Strategien, Programme, runde Tische – aber zu wenig Konkretes. Vor zwei Jahren brachte meine Kollegin Birte Pauls einen Hitzeplan ein – damals belächelt. Heute wird das Thema ernster genommen, aber noch immer nicht entschlossen genug angepackt. Heute nun bringen wir einen Aktionsplan ein: keine Prüfaufträge bis 2030, sondern konkrete, umsetzbare Maßnahmen. Nicht vollständig, daher offen für weitere Beratungen im Ausschuss. Wir setzen den Schwerpunkt auf Naturschutz und Landwirtschaft. Denn genau dort sind die Folgen spürbar – und genau dort liegen zentrale Hebel für wirksamen Klimaschutz. Aber genau da liegt das Problem: Was wir in den letzten Wochen erlebt haben, ist das Gegenteil von Zusammenarbeit. Das Umweltministerium zieht in die eine Richtung, das Landwirtschaftsministerium in die andere. Auf unsere Frage, welche Linie die Landesregierung vertritt, heißt es lapidar: Es gibt nun mal zwei Ressorts. Ein Beispiel: Die Wiederherstellungsverordnung der EU. Ein Minister fordert per Brief nach Brüssel, sie zügig umzusetzen – sein Kollege aus dem gleichen Kabinett fordert im eigenen Schreiben deren Abschaffung. Ich freue mich ja über Ihre Brieffreundschaften – aber Brieftauben ersetzen keinen Kabinettstisch. Und die Spitze: Die Abschaffung der Verordnung wird mit den zunehmenden Dürreperioden in Europa begründet. Das ist, als würde man der Feuerwehr sagen, sie solle nicht so viel Wasser benutzen. 1 Was wir brauchen, ist kein Ressort-Hickhack, sondern ein gemeinsames Ziel: Schleswig-Holstein widerstandsfähig gegen die Klimakrise machen – und zwar in der Realität, nicht nur auf dem Papier. Auch Ihr Alternativantrag hilft da nur bedingt weiter. Er listet auf, was bereits passiert – lobt, begrüßt, bekräftigt. Das ist nett, aber kein Alternativplan. Das kann möglicherweise helfen, einen Überblick zu erhalten, was es schon gibt oder in naher Zukunft geben wird. Dieses Papier kann daher eine Ergänzung zu unserem vorgeschlagenen Landesaktionsplan sein, aber eine Alternative ist er nicht. Wir schlagen stattdessen konkret u. a. vor: • Mehr Moore wieder vernässen – schneller, auf mehr Fläche. Dafür braucht es ein Vorkaufsrecht. Dass die CDU damit ein Problem hat, überrascht wenig – aber wer Flächen versiegeln will, sollte bei Renaturierung nicht auf die Bremse treten. • Entsiegelung ernst nehmen – nicht nur planen, sondern umsetzen. • Schottergärten sind verboten, aber niemand kontrolliert es – weil die Naturschutzbehörden unterbesetzt sind. • Städte konsequent begrünen – damit sie in Hitzewellen lebenswert bleiben. Wir haben noch lange nicht flächendeckend Hitzepläne in den Kommunen. Da darf es gerne mehr Unterstützung geben. • Vor allem aber brauchen wir eine Landwirtschaftspolitik mit Zukunft – die Natur nicht als Gegner, sondern als Partner begreift. Nur gemeinsam funktioniert das.Schleswig-Holstein kann hier Vorreiter sein. Wir haben starke Projekte wie das Klimakompetenzzentrum oder die Klimafarm bundesweit anerkannt. In dem Antrag von Schwarz- Grün sucht man sie vergeblich. Ihre Diskussionsabende und Talkshows in allen Ehren – aber darum geht es jetzt nicht. Die Verhinderungsagrarlobby in der EU spricht vielleicht für Großbetriebe, aber sicher nicht für die Landwirtinnen und Landwirte bei uns im Land. Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam – das ist unsere stärkste Waffe gegen den Klimawandel. Wir könnten längst weiter sein, wenn wir aufhören würden, auf Zeit zu spielen. Schleswig-Holstein hat das Potenzial, Vorbild zu sein – mit engagierten Menschen großartige Expert:innen und innovativen Ideen. Wir müssen sie nur endlich nutzen.Wir beantragen Ausschussüberweisung, um genau darüber zügig zu reden. Wenn wir jetzt nicht ins Handeln kommen, dann holt uns die Klimakrise jedes Jahr ein bisschen mehr ein." 2