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24.09.25 , 16:50 Uhr
B 90/Grüne

Malte Krüger zum Katastrophenschutz an Schulen

Presseinformation Nr. 25.244 24.09.2025
Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 32 – Landesaktionstag Bevölkerungs- und Katastrophenschutz an Schulen
Dazu sagt der schulpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Malte Krüger:
Bildung über Katastrophenschutz fördert Selbstwirksamkeit bei Schüler*innen Sehr geehrte Frau Präsidentin,
ich komme aus Wewelsfleth direkt hinterm Deich. Wenn ich mich auf den Deich stelle, dann ist da erstmal das Störsperrwerk, welches gerade sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Heiner Rickers und ich waren vor Ort und haben genau zugehört, was Frau Matelski vom LKN uns über den steigenden Meeresspiegel und die Herausforderungen für Hochwasser erzählt hat. Die Stör mündet in die Elbe und früher wurde bei Hochwasser, so sagen es mir zumindest ältere Dorfbewohner*innen, vorne die Haustür aufgemacht und hinten die Tür aufgemacht, so dass das Wasser einmal durchlaufen konnte.
Nach dem verheerenden Hochwasser 1962 bei dem viele Menschen gestorben sind, wurde die Entscheidung getroffen, dass das Störsperrwerk gebaut werden soll. Seit dem Bau des Sperrwerks und der Eröffnung März 1976 ist die Nordsee laut LKN vor dem Störsperrwerk 235-mal in einer Höhe von mehr als 3,06 Metern über dem Meeresspiegel aufgelaufen. Eins ist glasklar: Mit dem steigenden Meeresspiegel wird diese Anzahl nicht abnehmen, sondern das Gegenteil.
Wenn ich dann auf dem Deich Richtung Norden schaue, dann sehe ich dort ein riesiges Atomkraftwerk. In der Schule haben wir dann gelernt, wie das mit Jod Tabletten und anderen Dingen funktioniert. Mit meinen Mitschüler*innen und mir wurde also schon damals über Katastrophenszenarien gesprochen. Ich erinnere meinen Physiklehrer, der sehr greifbar darstellen konnte, was in Tschernobyl passiert ist.
Katastrophenschutz ist vielfältig. Es gibt sehr viele unterschiedliche Katastrophen. Es geht nicht darum, dass ich in der Schule jede einzelne mögliche Katastrophe mit den Schüler*innen durchspiele. Es geht darum, Kompetenzen aufzubauen, wie mit Katastrophen umgegangen werden kann. Schüler*innen sollen also anhand von exemplarischen Katastrophenszenarien abstrahieren und für andere Situationen lernen können. Es geht aber auch um psychische Resilienz, die wir stärken wollen. Bildung über Katastrophenschutz reduziert Angst und Hilflosigkeit und fördert Selbstwirksamkeit bei Schüler*innen. Das stärkt die Resilienz.
Das wird auch immer wichtiger, denn wir haben eine Zunahme an Extremwettereignissen. Das Ostseehochwasser, die Ahrtal-Katastrophe oder der Meeresspiegelanstieg sind dabei nur die Naturkatastrophen. Einige unserer Mitmenschen auf diesem Planeten sind jedoch eigene Katastrophenverursacher. Nehmen wir den Krieg in der Ukraine. Putins menschenverachtender Krieg und sein unerträglicher Imperialismus, der Drohungen, Drohnen und Desinformation über uns bringt.
In der Zeit, in der wir leben, müssen wir die ganze Gesellschaft mitnehmen. Und das heißt auch, dass wir unsere Schulen mitnehmen müssen. Natürlich schauen wir dabei in erster Linie auf unsere Schüler*innen. Aber auch Lehrkräfte müssen geschult werden in diesem Bereich.
Was wollen wir mit unserem Antrag?
Erstens: Wir wollen praktische Selbstschutzkompetenz vermitteln. Ein landesweiter Aktionstag für Katastrophenschutz könnte Schüler*innen die Möglichkeit geben, mit Feuerwehr, THW, Rettungsdiensten und anderen Hilfsorganisationen in Kontakt zu kommen. Bereits jetzt kann man an Schulen lernen, wie man einen Notruf absetzt, wie man Erste Hilfe leistet oder wie man sich bei Extremwetterereignissen verhält. Dieses Wissen wollen wir ausbauen. Dieses Wissen rettet Leben, nicht nur das eigene, sondern möglicherweise auch das von anderen.
Und zweitens: Wir wollen das Ehrenamt stärken. Wenn junge Menschen früh mit den Organisationen des Katastrophenschutzes in Berührung kommen, weckt das Interesse und Begeisterung. Viele Hilfsorganisationen kämpfen mit Nachwuchsproblemen. Ein Aktionstag könnte Jugendliche für ein Engagement in der „Blaulichtfamilie“ begeistern und so langfristig unseren Bevölkerungsschutz stärken.
Liebe Kolleg*innen, lassen Sie mich eines klarstellen: Es geht nicht darum, den Schulen eine weitere Pflichtaufgabe aufzubürden. Deshalb sollen die Schulen selbst entscheiden können, ob sie an dem Aktionstag teilnehmen. Und es geht auch nicht darum, Kindern Angst zu machen. Im Gegenteil: Es geht darum, Ängste zu nehmen, indem wir Kompetenzen vermitteln.
Die Integration des Themas in bestehende Fächer wie Geografie ist ein weiterer wichtiger Baustein. Wenn Schüler*innen nicht nur über den Klimawandel lernen, sondern auch über seine konkreten Auswirkungen und Handlungsmöglichkeiten, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir bilden für die Zukunft und schützen gleichzeitig.
Abschließend möchte ich noch den Hinweis geben, dass sich der Europaausschuss im Dezember mit der Reform des EU-Katastrophenschutzmechanismus auseinandersetzen wird. Alle Interessierte Abgeordnete sind natürlich herzlich eingeladen. Vielen Dank!
***
Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
T 0431 988 1503 M 0172 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de sh-gruene-fraktion.de

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