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26.09.25 , 10:52 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 16: Schleswig-Holstein ohne Hausärzte ist wie Schiff ohne Wasser

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 26. September 2025
Birte Pauls Schleswig-Holstein ohne Hausärzte ist wie Schiff ohne Wasser TOP 16: Ambulante medizinische Versorgung in Schleswig-Holstein für die Zukunft sichern (Drs. 20/3438 (neu) 2. Fassung)
" Familie Müller ist von Dortmund nach Rabenkirchen im schönen Angeln gezogen. Herrliche Landschaft, saubere Luft günstigeres Haus. Aber sie finden keine Hausarztpraxis, die sie aufnimmt. In vielen Praxen herrscht Aufnahmestopp.
Nur das 40 Km entfernte kommunale MVZ in Silberstedt konnte dem älteren Ehepaar helfen. Immer mehr Menschen haben Probleme, eine Hausarztpraxis zu finden. Das ist einer der Gründe, weshalb die Notaufnahmen der Krankenhäuser oft mit Krankheitsbildern überfüllt sind, die da überhaupt nicht hingehören. Die Anlaufpraxen der KVSH sind ein guter Puffer, aber sie ersetzen natürlich nicht die kontinuierliche Behandlung durch den Hausarzt. Wir stehen vor der großen Herausforderung, dass immer mehr Menschen immer älter werden. Das ist ja eigentlich eine positive Entwicklung. Aber im Alter kommen häufig behandlungsbedürftige Erkrankungen dazu.
Gleichzeitig sind ca. 30% der Hausärztinnen und Hausärzte über 60 Jahre alt. Viele von ihnen haben große Mühen, eine Nachfolge zu finden.

Die jüngeren Ärztinnen und Ärzte scheuen die hohen Ausgaben für eine Praxisübernahme, möchten sich nicht so früh räumlich binden, arbeiten lieber im Team und suchen mit Hinblick auf Familienzeiten ein Angestelltenverhältnis.
Die Landesregierung schaut dieser Entwicklung planlos zu. Der phantasielose Gesundheitshaushalt lässt jeglichen Gestaltungswillen schmerzlich vermissen.
Den Versorgungssicherungsfond hat das Gesundheitsministerium ersatzlos gestrichen und das in dieser Zeit, in der wir Versorgung und Patientensteuerung neu denken müssen. Die SPD schlägt u.a. die Errichtung von kommunalen medizinischen Versorgungszentren vor. Das ist ein Baustein für die Sicherstellung der hausärztlichen und pädiatrischen Versorgung. Einige Gemeinden haben sich schon, andere Gemeinden machen sich auf den Weg, wie z.B. Brodersby an der Schlei, weil sie die Versorgung ihrer Bürger sichern wollen.



1 Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung gehört bislang nicht zu den beschriebenen und damit finanzierten Aufgaben der Kommunen. Konkurrierende Aufgaben wie Straßen, Kita, Feuerwehr sind angesichts leerer Kassen für ehrenamtliche Kommunalvertreter schwere Entscheidungen. Deshalb benötigen die Kommunen Unterstützung.
Wir brauchen diese MVZ nicht flächendeckend, aber dort wo Versorgung durch Ärzte und die KVSH nicht gewährleistet werden kann, muss der Staat im Rahmen der Daseinsfürsorge und gleichwertiger Lebensverhältnisse tätig werden. Eine Art Brückenfunktion.
Mit einer Wettbewerbsverzerrung sieht die KVSH diese MVZ noch etwas kritisch, aber ihre theoretisch erfüllten Planungsgebiete spiegeln leider nicht die tatsächliche Versorgungssituation der Menschen wider.
Büsum hat gezeigt wie es geht. Als erstes kommunales MVZ gestartet, übrigens mit Landesmitteln gefördert, haben die Ärzte sich als Gemeinschaftspraxis dann im weiteren Verlauf selbstständig gemacht. Das ist doch prima.
Um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten und die Attraktivität für ärztliche Niederlassungen zu steigern, braucht es allerdings weitere Aktivitäten der Landesregierung. Wir fordern, dass die Landesregierung mit allen an der Versorgung beteiligten Akteurinnen und Akteuren ein Konzept entwickelt, um die ambulante medizinische Versorgung für die Zukunft zu sichern.
In so einem Konzept müssen u.a. neue Versorgungsansätze, Patientensteuerung und die Rahmenbedingungen für Ärztinnen und Ärzte in den Blick genommen werden. Um Hausärztinnen und Hausärzte zu entlasten, können auch ärztliche Aufgaben an andere qualifizierte Fachkräfte delegiert werden. Diese unterstützenden Berufsgruppen müssen wir in der Ausbildung in Schleswig-Holstein stärken, z.B. die Community Health Nurse oder den Physician Assistent. Auch die Rahmenbedingungen für die Medizinischen Fachangestellten müssen wir mitdenken. Der beste Arzt nutzt nichts, wenn er keine MFA in seiner Praxis hat. Außerdem sind Telemedizin und Digitalisierung, die Stärkung der Weiterbildung und attraktive Arbeitsmodelle wichtige Stellschrauben. Ein weiterer Baustein ist die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen, Ärzten und anderen Gesundheitsberufen in den Regionen. Damit bauen wir die vernetzte medizinische und pflegerische Grundversorgung aus. Eine Lösung wären Gesundheitsgenossenschaften und Gesundheitsregionen.
Auf Bundesebene braucht es endlich eine Lösung bei der noch ausstehenden Neuregelung der Approbationsordnung für Ärzte und für die Umsetzung des „Masterplan Medizinstudium 2020“, mit dem das Medizinstudium grundlegend modernisiert und die Allgemeinmedizin intensiver im Studium verankert werden soll. Damit kann die Voraussetzung für mehr hausärztlichen Nachwuchs geschaffen werden. Auch hier muss die Landesregierung sich aktiv einbringen.



2 Unser Antrag ist das Produkt vieler Gespräche, die ich, die wir als Fraktion geführt haben. Wir haben uns mit Hausärzten, Kinderärzten, der KVSH und vielen anderen Akteuren im Gesundheitswesen aber auch mit Bürgermeistern ausgetauscht.
Sie alle haben gute Ideen, aber es nutzt nichts, wenn jeder für sich losläuft. Gesundheitsversorgung muss gemeinsam gedacht werden.
Wir fordern deshalb die Landesregierung, endlich tätig zu werden! Denn Schleswig-Holstein ohne Hausärzte ist wie Schiff ohne Wasser."



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