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Catharina Nies zu Sprach- und Entwicklungserhebungen für Viereinhalbjährige
Presseinformation Nr. 25.319 20.11.2025Es gilt das gesprochene Wort!TOP 19 – Sprach- und Entwicklungserhebungen für Viereinhalbjährige schneller ausweiten Dazu sagt die kinder- und familienpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Catharina Nies:Kinder stärken heißt, so früh wie möglich anzusetzen Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, wenn wir nicht wollen, dass der Bildungserfolg eines Kindes nicht weiter von seiner sozialen Herkunft abhängt, dann müssen wir deutlich früher ansetzen als bisher. Neben einer Stärkung der Frühen Hilfen müssen wir unseren Fokus auf die frühkindliche Bildung und die Vorbereitung auf den Übergang in die Schule legen. Und zwar in jeder Grundschule und in jeder Kita in Schleswig-Holstein. Die bisherige Schuleingangsuntersuchung mit 5,5 oder sechs Jahren kommt für diesen Zweck viel zu spät. Wir brauchen eine systematische Beobachtung der Sprache, Motorik und kognitiven Fähigkeiten und eine gezielte Förderung der sprachlichen Entwicklung für alle viereinhalbjährigen Mädchen und Jungen in Schleswig-Holstein. Die entscheidenden Bausteine hierbei sind ein verbindliches Verfahren mit einheitlichen Standards und eine feste Zusammenarbeit von Kita und Grundschule. Und genau darauf arbeiten wir seit über einem Jahr hin – auf „EVi“, den Entwicklungsfokus für Viereinhalbjährige. Unser neues Vorbereitungssystem auf die Grundschule. Damit Sie sich vorstellen können, was sich dahinter verbirgt: Mit dem viereinhalbjährigen Kind wird in der Kita ein Gespräch zur Erfassung seiner Fähigkeiten geführt. Die Grundschule lädt das Kind mit seinen Eltern kurze Zeit später ein, um ebenfalls ein Gespräch zur Kompetenzfeststellung durchzuführen. Die Bögen sind standardisiert. In der Erprobung wird das Einverständnis der Eltern eingeholt, wir haben vor, durch Gesetzesänderungen im nächsten Jahr eine verbindliche Teilnahme abzusichern. Kita und Grundschule setzen sich dann zusammen und tauschen sich über ihre Erkenntnisse aus. Gemeinsam wird eingeschätzt, ob es sprachlichen Unterstützungsbedarf gibt und ob dieser zusätzlich oder erheblich ist. Wenn er erheblich ist, erhält das Kind ab dem darauffolgenden Schuljahr, an einigen Wochenstunden zusätzliche Sprachförderung, organisiert durch die Grundschule während der Kita-Betreuungszeit. Wenn der Bedarf nicht so hoch ist, wird gemeinsam entschieden, das Kind in der Kita alltagsintegriert stärker zu fördern. Bereits bei der ersten Erprobung hat sich gezeigt, dass nur vor Ort entschieden werden kann, ob die additive Maßnahme räumlich an der späteren Grundschule oder besser an der Kita stattfindet. Das ist schon mal der erste Lerneffekt. Viel wird man standardisieren können, aber nicht die Bedingungen vor Ort. Von außen mag sich das Verfahren simpel anhören, ich kann Ihnen sagen: das ist es nicht. Für viele Kitas und Grundschule wird es bedeuten, eine ganz neue „Kultur der Zusammenarbeit“ aufzubauen. Und je mehr Kitas und Grundschulen hinzukommen und gleichzeitig in dem Verfahren zusammenarbeiten, desto komplexer wird Evi. Deswegen planen wir eine schrittweise Einführung bis zum Schuljahr 2028/29. Seit dem Frühjahr befinden wir uns in der Erprobungsphase. Die ersten zehn Kitas und Grundschulen haben das Verfahren der gemeinsame Kompetenzfeststellung durchlaufen und bei 113 Kindern einen erheblichen Förderbedarf festgestellt und additive Maßnahmen zur Sprachförderung zum Schuljahresbeginn eingeleitet. Nicht in jeder Kita wird es einen so hohen Sprachförderbedarf geben. Wir starten bewusst in den Perspektiv-Kitas, weil wir erwarten, dass der Unterstützungsbedarf in diesen Bildungseinrichtungen am höchsten sein wird. Die zweite Erprobungsphase hat mit der Vorbereitung begonnen und startet im Frühjahr wieder mit den Gesprächen. Und das ist auch schon das zweite „learning“ – die Vorbereitungstreffen der beteiligten Einrichtungen und die Schulungen der Fachkräfte sind enorm wichtig und wurden nun ausgebaut. Ich bin davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber wir brauchen Zeit, um Evi sorgfältig zu implementieren. Im Grundsatz teile ich den von der SPD vorgetragenen Wunsch, dass wir Evi möglichst schnell überall brauchen. Aber sie fordern einen vorgezogenen Start um zwei Jahre, also in einem dreiviertel Jahr. Das von uns geplante Schuljahr ist 2028/2029. Das ist schon ambitioniert für einen landesweiten Roll-Out. Ich frage Sie: Wie sollen wir Fachkräften aus knapp 400 Grundschulen und über 1.800 Kitas in Schleswig-Holstein, in einem dreiviertel Jahr vorbereiten und schulen, um Evi rechtssicher, standardisiert und mit hoher Qualität durchführen zu können? Die Einführung überstürzt voranzutreiben, würde die beteiligten Fachkräfte unnötig stark belasten und damit letztlich auch den Kindern nicht helfen. Und es bliebe auch keine Zeit, die dafür notwendigen Gesetzesänderungen bis dahin durchzuführen. Wir brauchen die notwendige Zeit, um das Projekt verantwortungsvoll umzusetzen. Wir laden alle Fraktionen ein, diesen Prozess konstruktiv zu begleiten und gemeinsam auf ein gutes Ergebnis hinzuwirken. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit! ***Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 KielT 0431 988 1503 M 0172 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de sh-gruene-fraktion.de