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11.12.25 , 10:53 Uhr
CDU

Martin Balasus: Korrektur: TOP: 19: Wir setzen auf individuelle Förderung, Inklusion und Binnendifferenzierung

Bildung | 11.12.2025 | Nr. 347/25
Martin Balasus: Korrektur: TOP: 19: Wir setzen auf individuelle Förderung, Inklusion und Binnendifferenzierung Korrektur: Bitte diese Version verwenden


Es gilt das gesprochene Wort !
Sehr geehrte Damen und Herren,
Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts ist das menschliche Gehirn auch heutzutage in weiten Teilen ein großes Mysterium.
Menschen haben bis zu 86 Milliarden Nervenzellen. Jede einzelne hat durchschnittlich bis zu 10.000 Verbindungen und ist so komplex wie eine ganze Stadt.
In einem Kubikmillimeter Gehirn sind etwa so viele Nervenverbindungen, wie die Milchstraße Sterne hat.
Passend zur Adventszeit kann man auch sagen:
Jedes Gehirn ist wie eine Schneeflocke. Auf den ersten Blick sehen alle gleich aus. Wenn man genauer hinschaut, dann ist jedes einzigartig. Beide Vergleiche bringen metaphorisch das Konzept der Neurodivergenz auf den Punkt.
Die Grundannahme ist in meinen Augen sehr charmant. Und das aus zwei Gründen.
1. Da der Fokus auf dem Einzelnen ruht und weniger stark von der Gruppe aus gedacht wird un 2. weil Anderssein, also das Abweichen von der Norm – z.B. Autismus – als etwas ganz Normales angesehen wird.
Nach meinem Verständnis müsste demzufolge bei Neurodivergenz weniger in Störungsbildern oder Krankheiten gedacht werden. Überrascht stellte ich fest, dass doch eine Unterscheidung erfolgt. Menschen mit ADHS oder Autismus werden als neurodivergent bezeichnet, Nicht-Betroffene als neuro-normal oder neuro-typisch.
Jedoch:

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Pressesprecher Max Schmachtenberg | Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel 0431/988-1440 | info@cdu.ltsh.de | http://www.cdu.ltsh.de Das Konzept ist umstritten. Es findet eher im sozialwissenschaftlichen Diskurs und im Aktivismus Erwähnung und weniger in der medizinischen Praxis.
So verwendet das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit den Begriff „Neurodivergenz“ nicht und arbeitet stattdessen mit etablierten klinischen Diagnosen wie z.B. Autismus. Auch die Kultusministerkonferenz ist eher auf Distanz und hat keine Empfehlung zum Begriff und zum Umgang mit „Neurodivergenz“ veröffentlicht.
Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich weiß nicht genau, was von diesem Konzept zu halten ist. Was ich aber weiß, ist, dass der Vielfalt unserer Kinder in der Schule intensiv Rechnung getragen wird.
Ich durfte im Laufe meines Berufslebens Schülerinnen und Schuler mit Autismus, mit ADHS, viele mit Legasthenie, andere mit Hochbegabung oder Hypersensibilität oder Kinder mit dem Förderschwerpunkt „Emotionale und Soziale Entwicklung“ unterrichten. Für viele von ihnen ist das Lernen nicht immer einfach, also wird versucht, sie so gut es geht individuell zu unterstützen. Wir setzen in Schleswig- Holstein auf individuelle Förderung, auf Inklusion und auf Binnendifferenzierung.
Bestehen individuelle Lernhindernisse oder Behinderungen, begegnen die Schulen diesen neben der sonderpädagogischen Förderung im Einzelfall mit geeigneten pädagogischen Mitteln. Dazu werden in der Regel Lern- oder Förderpläne verfasst, die passgenaue Maßnahmen festschreiben.
Das fängt im Kleinen an mit Kopfhörern, Sichtschutz, Entspannungs- oder Bewegungsphasen, mehr Zeit bei Klassenarbeiten, visuelle Hilfen und festen Ritualen.
Aber auch die Instrumente „Nachteilsausgleich“ und „Notenschutz“ – z.B. bei Lese- Rechtschreib-Schwäche – gehören zum gängigen Spektrum, um faire Ausgangsbedingungen für Betroffene zu ermöglichen.
Mein Eindruck: Es wird schon sehr viel getan, um der Heterogenität der Kinder gerecht zu werden. Und das ist auch gut so, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die SPD fordert nun die „neuroinklusive“ Beschulung und verbindet dies mit verschiedenen Maßnahmen. Kollege Habersaat, kennen Sie die Janosch-Geschichte „Schnuddel baut ein Wolkenzimmerhaus“? Schnuddel und Schnuddelpferd können sich nicht einigen, welche Räume sie brauchen, also werden es mehr und mehr – bis zum Honigzimmer.
Ich freue mich über jeden Schulträger, der sich das leisten kann und will. Ich bin aber skeptisch, ob wir im Musterraumprogramm den Schulträgern Empfehlungen für zusätzliche Räume machen sollten, die auf einem zumindest umstrittenen Konzept beruhen.
Sie sprechen sich für Fortbildungen aus. Die haben wir: Am IQSH gibt es eine Vielzahl zu ADHS, Autismus, aber auch eine mit dem Titel: „Was denn bitte noch


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Pressesprecher Max Schmachtenberg | Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel 0431/988-1440 | info@cdu.ltsh.de | http://www.cdu.ltsh.de ...?!“ Neurodiversität in Schule.
Des Weiteren fordern Sie ein flächendeckendes Screening aller Erstklässler durch Lerntherapeuten. Ich sage: Konzentrieren wir uns erstmal darauf, die flächendeckende Erfassung des Sprach- und Entwicklungsstandes der Viereinhalbjährigen mit anschließender Förderung erfolgreich auf den Weg zu bringen.
Meine Damen und Herren, wir schlagen vor, den Antrag der SPD im Bildungsausschuss noch einmal genauer zu betrachten.
Wir wollen wissen, ob das Konzept der Neurodivergenz uns tatsächlich weiterhilft oder die umfangreiche Maßnahmenpalette der Inklusion nur einen neuen Namen bekommt.
Entscheidend ist und bleibt, dass unsere Schulen individuelle Förderung, Inklusion und Binnendifferenzierung verinnerlichen. Jede Schülerin und jeder Schüler stellt eine Bereicherung dar – ganz so, wie sie oder er eben ist.



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Pressesprecher Max Schmachtenberg | Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel 0431/988-1440 | info@cdu.ltsh.de | http://www.cdu.ltsh.de

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