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Annabell Krämer zu TOP 35 "Bericht über die Unterrichtssituation 2024/25"
12.12.2025 | BildungAnnabell Krämer zu TOP 35 "Bericht über die Unterrichtssituation 2024/25" In ihrer Rede zu TOP 35 (Gemeinsame Beratung a) Entwicklung der Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Ersten Allgemeinen Schulabschluss (ESA) in Schleswig-Holstein; b) Bericht über die Unterrichtssituation 2024/25) erklärt die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Annabell Krämer:„Die Berichte sind Dokumente des politischen Wegschauens. Berichte, die vorgaukeln, man habe alles im Griff, während vor Ort Strukturen bröckeln, Personal fehlt und sich Qualitätsverluste verfestigen. Es werden keine klaren Ziele genannt, keine messbaren Kriterien, keine Prioritäten. Es gibt nicht einmal Aussagen darüber, wo wir im nächsten Schuljahr stehen wollen.Digitalisierung, DaZ, Inklusion – alles wird genannt, nichts wird gesteuert. Ohne definierte Ziele produziert die Landesregierung Datennebel, aber keine Orientierung. Noch gravierender: Es gibt keinerlei Evaluation. Die Landesregierung beschreibt Projekte, als wäre ihre bloße Existenz bereits ein Erfolg. Aber niemand erfährt: Welche Maßnahmen wirken wirklich? Welche Projekte und Investitionen versanden? Welche Programme entlasten Schulen – und welche belasten sie zusätzlich?Ein Bericht ohne Wirkungskontrolle ist keine Grundlage für politische Entscheidungen – er ist ein Selbstvergewisserungsdokument der Verwaltung. Und während sich der Bericht in Selbstbeschreibungen verliert, eskaliert gleichzeitig die Einstellungssituation. Von rund 4.000 Neueinstellungen sind nur ca. 700 unbefristet – also fast 80 Prozent befristet, darunter viele grundständig ausgebildete Lehrkräfte, die man aus regionalen Gründen in unsichere Verträge drängt.Und wenn wir danach gehen, was Sie gesagt haben, Frau Dr. Stenke, dass die Vertretungslehrkräfte keinen eigenverantwortlichen Unterricht geben in den Schulen, dann heißt das, es wurden im letzten Schuljahr ca. 3.000 Unterstützungsmaßnahmen in Schulen gegeben. Das ist kein Mehrwert. Das ist keine Personalentwicklung. Das ist Verwaltungskosmetik!Doch besonders alarmierend – nahezu verharmlost – ist die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss. Im Jahr 2024 verließen knapp zehn Prozent der Jugendlichen in Schleswig-Holstein die allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens den ESA. Das entspricht fast 3.000 jungen Menschen in nur einem Jahrgang. Das ist die höchste Quote seit fast einem Jahrzehnt – und ein Warnsignal, das niemand ignorieren darf. Die Landesregierung spricht von ‚Herausforderung’. In Wahrheit ist es ein strukturelles Versagen. Seit 2022 steigt die Zahl wieder an, nachdem sie während der Pandemie kurzzeitig gesunken war. Und die regionale Lage ist dramatisch: In Neumünster, Dithmarschen, Lübeck, Flensburg, Ostholstein oder Nordfriesland verlässt mehr als jeder achte Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Noch deutlicher wird die soziale Schieflage: Jugendliche mit Migrationshintergrund verlassen zu 23 Prozent, ohne deutsche Staatsangehörigkeit sogar zu 28,6 Prozent die Schule ohne ESA – fast drei Mal so häufig wie der Landesschnitt. Und während jährlich rund 2.500 Jugendliche ohne ESA die Schule verlassen, gelingt es nur etwa 1.700, den Abschluss später im beruflichen Bereich nachzuholen. Rund 800 Jugendliche pro Jahrgang, also drei Prozent, bleiben dauerhaft ohne Abschluss – davon etwa 350 allein mit dem Förderstatus Geistige Entwicklung.Dies ist ein weiterer Bericht, der diese Zahlen nur nennt, aber weder Ziele, noch klare Maßnahmen, noch eine konkrete Evaluation zur Wirksamkeit vorlegt. Wer solche Entwicklungen nur beschreibt, statt sie entschlossen zu bekämpfen, nimmt den dauerhaften Bildungsabstieg ganzer Jahrgänge in Kauf. Genauso bedrückend ist die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Jugendlichen, die statistisch nicht als ‚ohne Abschluss‘ geführt werden, lediglich einen sonderpädagogischen Abschluss erhält. Dieser Abschluss hat in unserer Gesellschaft faktisch keine Wertigkeit. Für viele Jugendliche bedeutet er nicht Anerkennung, sondern Ausschluss. Das ist die Realität und zwar eine traurige!Wenn wir Schulen nur verwalten, aber nicht dafür sorgen, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine echte Chance erhält, dann machen wir Bildungspolitik an ihrem Kern vorbei. Wir müssen daran arbeiten, jungen Menschen wirkliche Perspektiven zu geben – nicht nur statistische Kategorien. Ein Abschluss, der im Leben nichts bedeutet, ist kein Abschluss, sondern eine Sackgasse. Wir sagen klar: Jeder Jugendliche hat das Recht auf einen Abschluss, der Türen öffnet. Auf eine Förderung, die trägt.“Sperrfrist Redebeginn!Es gilt das gesprochene Wort. Annabell Krämer Stellvertretende Vorsitzende Kontakt: Eva Grimminger, v.i.S.d.P. PressesprecherinTel.: 0431 988 1488 fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.deFDP-Fraktion Schleswig-Holstein, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: www.fdp-fraktion-sh.de