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10. Dezember 2020 – Dezember-Plenum

Bundesratsinitiative für Frauenmilch­banken gefordert

Das Plenum singt ein Loblied auf die Muttermilch. Trotz der Vorteile für die Gesundheit von Neugeborenen gibt es in Schleswig-Holstein aktuell keine dauerhaft verfügbaren Frauenmilchbanken. Das soll sich nun ändern.

Muttermilchbank Illustration
Wenn die Mutter eines Frühchens keine eigene Milch hat, kann das Frühgeborene mit gespendeter Milch aus der Frauenmilchbank versorgt werden. Hier wird die gespendete Milch getestet. Foto: dpa, Roland Weihrauch

Große Einigkeit im Plenum: In Schleswig-Holstein sollen künftig der Aufbau und die Inbetriebnahme von Frauenmilchbanken für Kliniken geprüft und modellhaft gefördert werden. Der Landtag hat einen entsprechenden interfraktionellen Antrag einstimmig beschlossen. Angeschoben hatte die Debatte ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von SPD und SSW. Die Parlamentarier lobten die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Frauen- oder Muttermilch vor allem für Frühgeborene. Derzeit ist noch offen, ob Milchbanken nach der Modellphase über die Krankenkassen finanziert werden können. Die Landesregierung will sich im Dialog mit den Krankenkassen und auf Bundesebene dafür einsetzen.

„Ich freue mich, dass wir uns beim Thema Frauenmilchbanken grundsätzlich einig sind“, sagte Christian Dirschauer (SSW). Das schnelle Zwischenergebnis sei dem Umstand zu verdanken „dass wir weder flächendeckende Förderung noch eine dauerhafte finanzielle Förderung gefordert haben.“ Laut Website der Frauenmilchbank-Initiative gebe es derzeit 31 Milchbanken in Deutschland. „Davon befindet sich eine, oder eher gesagt eine halbe, in Schleswig-Holstein“, so Dirschauer. Halb deshalb, weil am UKSH in Lübeck die Verfügbarkeit von Spendermilch davon abhängt, wie viel freie Kapazitäten die Mitarbeiter haben.

Bundesratsinitiative gefordert

„Schleswig-Holstein ist auf der Deutschlandkarte hier ein weißer Fleck“, bekräftigte Hans Hinrich Neve (CDU). Muttermilch sei „für jedes Kind lebenswichtig, für Frühgeborene überlebenswichtig. Kein Pharmaunternehmen könne ein Produkt dieser Komplexität herstellen. „Die Natur schenkt es uns, wir müssen es nur nutzen“, sagte Neve. Er forderte die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für das Modell der Frauenmilchbank einzusetzen.

Verkehrsminister Bernd Buchholz sprach in Vertretung von Gesundheitsminister Heiner Garg (beide FDP). In Deutschland und im europäischen Ausland gebe es noch keine einheitlichen Richtlinien für Frauenmilchbanken. Darum würden sie nicht von den Krankenkassen finanziert, so Buchholz. „Wir werden den Austausch mit den Krankenkassen suchen und uns auf Bundesebene für die Milchbanken einsetzen“, sagte der Minister zu.

Muttermilch kann Leben retten

Besonders für Frühchen, aber auch für kranke Neugeborene sei Muttermilch „sehr wertvoll“, so die Antragsteller. Es sei wissenschaftlich erwiesen, „dass Muttermilch das Kind vor Infektionen und Allergien schützt, für eine gesunde Darmflora sorgt und langfristig präventiv z.B. bei der Vermeidung von Diabetes wirkt.“ Mit gespendeter Muttermilch könne „wertvolle Hilfe“ geleistet werden. Ähnlich wie bei einer Blutspende würden die Spenderinnen „auf übertragbare Krankheiten wie HIV oder Hepatitis-B untersucht und ihre Muttermilch auf Krankheitserreger und Rückstände überprüft“.

Weitere Redner:
Birte Pauls (SPD), Marret Bohn (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP)

SPD und SSW machen sich für den Aufbau von Frauenmilchbanken stark, an die frisch gebackene Mütter überschüssige Milch spenden können. Sie fordern die Landesregierung auf, solche Spende-Möglichkeiten für Muttermilch an Kliniken in Schleswig-Holstein mit Neugeborenen-Stationen „modellhaft finanziell zu fördern“.

Besonders für Frühchen, aber auch für kranke Neugeborene sei Muttermilch „sehr wertvoll“, so die Antragsteller. Es sei wissenschaftlich erwiesen, „dass Muttermilch das Kind vor Infektionen und Allergien schützt, für eine gesunde Darmflora sorgt und langfristig präventiv z.B. bei der Vermeidung von Diabetes wirkt.“ Mit gespendeter Muttermilch könne „wertvolle Hilfe“ geleistet werden. Ähnlich wie bei einer Blutspende würden die Spenderinnen „auf übertragbare Krankheiten wie HIV oder Hepatitis-B untersucht und ihre Muttermilch auf Krankheitserreger und Rückstände überprüft“, so SPD und SSW.

Frauenmilchbanken sind wieder im Kommen

Die Idee der Frauenmilchbanken ist nicht neu – die erste gab es laut einem dpa-Bericht 1919 in Magdeburg. Derzeit erleben sie ein Comeback. 2016 gab es in Deutschland 15 solcher Einrichtungen, 2019 waren es bundesweit bereits 23. Oftmals tragen Kliniken die Kosten selbst. Eine von der Initiative für Frauenmilchbanken erstellte Karte der heutigen Frauenmilchbanken Deutschlands zeigt ein klares Ost-West-Gefälle: 15 sind in Ostdeutschland, nur 8 im Westen. Neueröffnungen gab es der Initiative zufolge 2018 in Augsburg und Vechta sowie 2019 in Hannover. Vorbereitungen laufen demnach für zwei weitere Einrichtungen, in Frankfurt am Main und in Wolfsburg.

(Stand: 7. Dezember 2020)

Informationen zum Thema im Internet
Frauenmilchbanken in Deutschland

Antrag

Aufbau von Frauenmilchbanken fördern
Antrag der Abgeordneten des SSW und der Fraktion der SPD– Drucksache 19/2517(neu)
Alternativantrag der Abgeordneten des SSW sowie der Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP – Drucksache 19/2586