Durch die Corona-Pandemie hat sich der Zustand bei über der Hälfte der rund 130.000 Pflegebedürftigen in Schleswig-Holstein verschlechtert. Sie litten vor allem unter Angst und Vereinsamung. Und das wirkt sich auch auf Angehörige aus, die die Pflege übernommen haben: Sie seien oft an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Das erklärte Sozialminister Heiner Garg (FDP) in einem vom SSW geforderten Bericht zur Situation pflegender Angehöriger in Schleswig-Holstein. Vor diesem Hintergrund forderte der Landtag mehr Entlastung, weniger Bürokratie und wirksamere Unterstützung der Betroffenen, die in häuslicher Pflege zum Teil rund um die Uhr tätig sind.
Rund 70 Prozent der pflegebedürftigen Personen würden zuhause gepflegt, sagte der Minister. Unterstützung gebe es bereits durch die Pflegestützpunkte, die es seit Mai 2020 nun flächendeckend in jedem Kreis gibt. Diese Einrichtungen erhielten mehr Geld. Zudem will die Landesregierung digitale Angebote und weitere Entlastungsofferten ausbauen, etwa im Kompetenzzentrum Demenz, kündigte Garg an.
Lob für alle Pflegenden
Für Christian Dirschauer (SSW) reicht das nicht aus. Man müsse die Betroffenen viel stärker unterstützen und deutlicher entlasten, forderte er: „Wir brauchen unter anderem eine echte Lohnersatzleistung.“ Katja Rathje-Hoffmann (CDU) verlangte ein besseres Angebot bei der Vereinbarung von Familie Pflege und Beruf sowie auch zur Kurzzeitpflege. Und Birte Pauls (SPD) fügte an, pflegende Angehörige müssten in den Ausschussberatungen zu Wort kommen und ihre Bedürfnisse nennen.
Dass häusliche Pflege schon vor der Pandemie „sehr, sehr belastend“ gewesen sei, konstatierte auch Marret Bohn (Grüne). Dennys Bornhöft (FDP) betonte, es fehle eine Lobby für diese Menschen. Wie Bohn lobte auch Bornhöft die Ampel-Koalition auf Bundesebene für ihre Pläne, die häusliche Pflege deutlicher unterstützen zu wollen. Claus Schaffer (AfD) warb dafür, den Bundesfreiwilligendienst durch einen „sozialen Pflichtdienst“ zu ersetzen, um mehr junge Menschen dafür zu interessieren.
Fraktionsübergreifend dankten alle Redner den pflegenden Angehörigen für ihren Einsatz. Das Thema wurde an den Sozialausschuss überwiesen.