Wolfgang Kubicki: "Wer sieht, was wir in der Opposition bewegt haben, ahnt, was wir in der Regierung bewirken können"
FDP Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1Presseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Vorsitzender Nr. 159/2007 Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Dienstag, 22. Mai 2007 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Günther Hildebrand, MdLEs gilt das gesprochene Wort!LandtagWolfgang Kubicki: „Wer sieht, was wir in der Opposition bewegt haben, ahnt, was wir in der Regierung bewirken können“ In seiner Begrüßungsrede auf der Jubiläumsveranstaltung der FDP- Landtagsfraktion sagte der Vorsitzende der FDP-Fraktion und Oppositionsführer im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki:Im Namen der FDP Landtagsfraktion darf ich mich ganz herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie heute Abend mit uns gemeinsam unseren 15. Geburtstag feiern wollen. Nicht, dass es nicht nach dem Krieg auch schon FDP-Fraktionen gegeben hätte, aber im Mai 1992 ging für die Nord FDP ein schwieriges Jahrzehnt zu Ende. Wie bei den Wahlen 1983 war sie auch bei der Landtagswahl 1988 nicht wieder ins Landesparlament eingezogen, eine Erfahrung, die uns bisher erspart blieb und die uns sicher auch künftig erspart bleiben wird. Denn die FDP hat sich dank der soliden Arbeit der Landtagsfraktion als stabiler politischer Faktor etabliert – und nicht zu unrecht bezeichnet uns mein Kollege Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer im Deutschen Bundestag Guido Westerwelle mittlerweile als Stammland der Liberalen.Ich werde immer wieder gefragt, ob es sich denn lohne – und dies ist nicht finanziell gemeint – im Parlament zu sitzen und ob man denn als Opposition überhaupt etwas bewirken könne. Nach 15 Jahren parlamentarischer Arbeit kann ich beides bejahen – auch wenn ich zugebe, dass Regieren auch etwas Reizvolles hätte.Wie wichtig Demokratie und Parlamentarismus sind, wird vielen erst dann wieder bewusst – und wie wichtig es ist, beides zu verteidigen -, wenn die Bedrohung naht. 1992 zogen nicht nur wir in den Landtag ein, sondern auch die rechtsradikale DVU, die Grünen verpassten mit 300 Stimmen den Sprung. Die SPD regierte mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit weiter.Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 2 Die parlamentarische Auseinandersetzung mit der DVU gehört zu den prägenden Erlebnissen meines Lebens und die Art und Weise, in der die demokratischen Parteien trotz aller Unterschiede in der Sache den Männern und Frauen in den braunen Westen entschlossen gegenüber traten, hat es überhaupt erst möglich gemacht, ihnen die Maske vom Gesicht zu reißen und sie als das zu entlarven, was sie sind: Menschen – und Verfassungsfeinde.Dies geschah nicht nur durch tatsächlich historisch zu nennende Reden wie die von Peter Bendixen oder Karl-Otto Meyer, sondern auch durch Hohn und Spott. Das anschaulichste Beispiel hierfür lieferte Ekkehard Klug – Sie wissen schon: Bildung macht Klug -, der in einer von der DVU angezettelten Debatte über die Überfremdung Deutschlands den Fraktionsvorsitzenden der DVU frontal anging und ausführte: „Herr Stawitz – dies ist ja auch der Prototyp eines altgermanischen Namens - , wenn Sie von Überfremdung des deutschen Volkes reden, frage ich Sie: Was wäre das Deutsche Fernsehen ohne Schimanski, der deutsche Fußball ohne Litbarski und die deutsche Politik ohne Kubicki.“Das Protokoll vermerkt an dieser Stelle lang anhaltenden Beifall des gesamten Hauses. Ich finde, das spricht für sich.Als Oppositionsfraktion haben wir keine Regierung geschont, auch keine Mitbewerber in der Opposition.Wir halten die Hitliste der Zitate des Tages – und das schönste für mich ist immer noch die Antwort auf den Vorwurf der Frauenministerin Gisela Böhrk, ich würde durch frauenfeindliche Äußerungen auffallen, die da lautete: „Das kann gar nicht sein, ich bin von meiner Mutter erzogen worden.“Wir haben unsere Durchsetzungsfähigkeit regelmäßig unter Beweis gestellt. Wir haben die Sperrstundenverordnung gekippt und die Getränkesteuer abgeschafft. Die Landesbank – jetzt HSH Nordbank – geht demnächst an die Börse mit einem amerikanischen Finanzinvestor – wer von den Sozialdemokraten dieses Hauses hätte dies noch vor acht Jahren für möglich gehalten.Wir haben verhindert, dass die Wasserschutzpolizei aufgelöst wurde und die unselige Entbeamtungspolitik gestoppt, die das Land sehr viel Geld gekostet hat. Und etliche Minister und Staatssekretäre sind vorzeitig dank unserer Mithilfe aus dem Politikbetrieb ausgeschieden, weil sie glaubten: „L’état c’est moi.“In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir die besondere Förderung von Kindern als Verfassungsziel durchgesetzt und verhindert, dass Briefwähler in Schleswig-Holstein das Porto künftig selbst zahlen sollten.Und schließlich haben wir zur bisher größten Krise der Großen Koalition in Kiel beigetragen. Als Innenminister Stegner einen Gedanken der FDP aufgriff, den Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes vielleicht doch nicht ganz so tief in die Tasche zu greifen, stand er kurz vor dem Rauswurf. Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 3 Es ist ein Gerücht, dass geistiger Diebstahl nicht nur in China, sondern auch in Schleswig-Holstein bestraft werden soll. Aber eine regierungsamtliche Erklärung von gestern hierzu hat es auf den Punkt gebracht: Zitat: „Dr. Stegner hat seine Äußerungen nicht in seiner Eigenschaft als Innenminister getätigt, sondern als Landesvorsitzender der SPD.“ Im Übrigen sei er durch die Aktuelle Stunde des Landtages am 09. Mai 2007 erledigt worden - Verzeihung, es heißt es, nicht er. Es ist erledigt worden, das Thema.Im Fazit können wir Liberale mit sehr positiven Gefühlen auf die vergangenen 15 Jahre zurückblicken und hierfür danke ich den Kolleginnen und Kollegen Aschmoneit-Lücke, Happach-Kasan und Kolb, sowie Behm, Buchholz, Hildebrand, Garg und Klug sowie vor allem auch unseren Mitarbeitern, ohne die die Arbeit der FDP-Landtagsfraktion kaum vorstellbar wäre.Anrede,nachdem Sie nunmehr den Höhepunkt des heutigen Abends fast schon erlebt haben, freue ich mich besonders, dass Herr Landtagspräsident Kayenburg etwas zu und über uns sagen will, ebenso wie die Kollegin und stellvertretende FDP Landesvorsitzende Happach-Kasan, die nach 10 Jahren Landtag an unserer Seite als umweltpolitische Sprecherin in den Deutschen Bundestag ausgewildert wurde.Besonders freue ich mich – und darauf will ich Sie vorbereiten – auf den Vortrag von Professor Günter Jansen, der darum bat, etwas längere Ausführungen machen zu dürfen. Er war Sozialminister, Parlamentarier und Landesvorsitzender der SPD und ist nun Professor. Nicht dies erklärt seinen Wunsch – als Parlamentarier hat man immer nur begrenzte Redezeit, als Professor dauert die Vorlesung 45 Minuten -, sondern das Luther-Wort: „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.“Das Verhältnis von Günter Jansen zur FDP-Fraktion – und umgekehrt – war nie stressfrei, ebenso wenig wie unser persönliches Verhältnis. Vielleicht konnte sich meine Fraktion angesichts der Themen von Politik – und Demokratieverdrossenheit deshalb keinen besseren vorstellen, einen Einblick in die Sicht der Dinge von außen und innen und außen zu vermitteln, als Günter Jansen. Er war im Parlamentsbetrieb immer eine intellektuelle Bereicherung und von einer anrührenden Mitmenschlichkeit. Seien wir also gespannt. Gesprächsstoff gibt es allemal.Danach, meine Damen und Herren, werden Sie entlassen werden – mit uns gemeinsam den Gaumenfreuden in fester und flüssiger Form nachzugehen und hierbei und insbesondre die geistige Anregung durch die Betrachtung der Bilder von Jan Helbig und Kay Prinz zu vertiefen.Ich wünsche Ihnen einen vergnüglichen, ja lustvollen Abend und übergebe Ihnen, Herr Landtagspräsident, das Wort.“Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/