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24.04.08
15:17 Uhr
CDU

Manfred Ritzek zu Top 38/ 53: Modernste Kohlekraftwerke sind unverzichtbar

Energiepolitik
Nr. 152/08 vom 24. April 2008
Manfred Ritzek zu Top 38/ 53: Modernste Kohlekraftwerke sind unverzichtbar
Sperrfrist: Redebeginn Es gilt das gesprochene Wort
Das Thema Stromerzeugung im Rahmen der Energiepolitik darf weder ein Spielfeld sein für ideologische Wunschvorstellungen noch für tagespolitische Forderungen oder wahlkampftaktische Inhalte zur erhofften Stimmenoptimierung.
Verantwortungsvolle Energiepolitik ist auch immer Klimaschutzpolitik, aber auch Wirtschafts- und Strukturpolitik. Zur verantwortlichen Energiepolitik gehört nach der Überzeugung der CDU-Fraktion die Bereitschaft, moderne Kohlekraftwerke zu bauen.


„An der Kohle führt kein Weg vorbei“, das muss der Kernsatz sein, das ist derzeit die Aussage von einer Vielzahl von Wissenschaftlern, Energieexperten und Politikern.
Es gibt keine Wundertüte zur sicheren Stromversorgung, es gibt aber auch keine Wundertüte für die Rettung des Klimas. Sondern verantwortliche, zukunftsweisende Energie- und Klimaschutzpolitik ist notwendig. Dazu gehören - bei aller Zustimmung zur Förderung auch kleinerer KWK-Anlagen
Pressesprecher Dirk Hundertmark Landeshaus, 24105 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de


Seite 1/5 und bei der umfassenden Unterstützung der Erhöhung des Anteils regenerativer Energien – auch Großkraftwerke.
Das Ziel der Grünen, nach der Verunglimpfung der Kernenergie nun auch bei Menschen ununterbrochen die Akzeptanzkrise zum Bau neuer Kohlekraftwerke zu schüren und zu verschärfen, ist unverantwortlich. Die intensivsten Bemühungen einerseits von Unternehmen zum Bau von modernen Kohlekraftwerken und andererseits von der Politik, auch unseres Wirtschaftsministers, zum Bau modernster Anlagen mit der Beachtung des Emissionsproblems, erfahren leider keine qualifizierte, neutrale Betrachtung durch die Grünen.
Auch unser Ministerpräsident strebt ein gemeinsames Energiekonzept im Norddeutschen Verbund an. Dazu gehört auch der Bau moderner Kohlekraftwerke. - Nach aktuellem Szenario sollen Kernkraftwerke aus heutiger Sicht auslaufen; - Kohlekraftwerke können angesichts lokaler Widerstände- die insbesondere von den Grünen forciert werden - nicht zeitgerecht und ausreichend gebaut werden; - die mit so viel Hoffnung bedachten großen Offshore-Windparks werden noch nicht gebaut; - der Windkraftstrom droht nicht ausreichend in die Netze gelangen zu können und - Gaskraftwerke sind - wegen der Abhängigkeit des Gaspreises von dem Rohölpreis - mit erheblichem Preisrisiko beim Primärenergieeinsatz konfrontiert:
Fazit all dieser Punkte: Die notwendige Investitionsoffensive für Kohle-Kraftwerke ist dringender als je zuvor.
Bald werden hoffentlich die Grünen, insbesondere aber auch unser Koalitionspartner, überzeugt sein vom Neubau moderner Kohlekraftwerke. Denn die Europäische Union, der Bundesumweltminister, der Außenminister, die rheinland-pfälzische SPD-Landesregierung unter Kurt Beck, das Land Niedersachsen, das Freiburger Ökoinstitut (wahrlich in der Vergangenheit kein Verfechter von Kohlekraftwerken) und viele mehr fordern modernste Kohlekraftwerke als zeitliche Übergangslösung.
Gerade auch die Empfehlung des Freiburger Ökoinstituts ist beachtenswert: Diese sagt, wenn heute eine Entscheidung fallen muss, dann empfiehlt das Institut als wirtschaftlich tragfähigste und robuste Lösung ein Heizkraftwerk auf Kohlebasis. Natürlich sieht das Institut dabei den erhöhten, ökologisch bedenklichen Ausstoß von Kohlendioxyd.

Seite 2/5 Da eine Nachrüstung von heute neu zu bauenden Kohlekraftwerken mit CCS-Abscheidung (Carbon Capture and Storage) den Neubau sehr teuer machen würde, empfiehlt das Institut eine zeitliche Verzögerung der Investitionsentscheidung. Aber – und das ist von entscheidender Bedeutung - in frühestens drei Jahren, spätestens jedoch im Jahre 2020 - kann die CCS-Abscheidung nach Expertenmeinung soweit entwickelt sein, dass die Technik wirtschaftlich einsetzbar sein wird mit einer drastischen Reduzierung des CO2 –Ausstoßes.
„Die Kohle findet ihren Platz, wenn wir das CO2-Problem in den Griff kriegen“, so Felix Mathes, Wissenschaftler am Freiburger Ökoinstitut.
Es ist deshalb unsere Pflicht für eine verantwortungsbewusste Energiepolitik, die Entwicklung dieser Technik zu unterstützen, vor allem, so lange wir nichts Besseres haben, statt immer nur alles zu zerreden.
Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert in erheblichem Maße neue Kohlekraftwerke in der Bundesrepublik. Ob 45 neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 44.000 MW in der Planung sind und davon 19 im Genehmigungsverfahren, wie es die Umweltstiftung WWF behauptet, oder ob zehn neue Anlagen im Genehmigungsverfahren sind, ist schon ein Unterschied. Aber eines ist unabdingbar, nämlich die Notwendigkeit neuer, hocheffizienter und hocheffektiver Kohlekraftwerke.
„Da der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossenen sei, könne man nicht gleichzeitig auf Kohlekraftwerke verzichten. Dann müssten wir Gas nehmen und das wird viel teurer. Außerdem steigere die Anti-Kohlepolitik nur den Druck auf eine Verlängerung der Laufzeiten von alten Kernkraftwerken“, so der Bundes-Umweltminister im März dieses Jahres bei einem Besuch in Brunsbüttel.
Energie der Zukunft aus Windkraft und Kohle, das ist eine der Kernaussagen im Grünbuch Energie 2020, das unser Wirtschaftsminister im Juni 2007 vorgestellt hat. Es heißt dort z.B. „Wir wollen dafür sorgen, dass die verschiedenen Energieträger und Energietechnologien zusammen ihren spezifischen Anteil an einer sicheren, kostengünstigen und nachhaltigen, d.h., klimaverträglichen Energieversorgung einbringen können.“
Rund 850 Millionen Tonnen Kohlendioxyd werden pro Jahr in Deutschland ausgestoßen, davon rund 500 Millionen aus Industrie und teilweise alten Kraftwerken. Schleswig-Holstein ist mit etwa 20 Millionen Tonnen daran beteiligt, davon etwa 4,5 Millionen aus Kraftwerken. Das ist – verglichen mit der Bundesrepublik - ein relativ geringer CO2-Anteil aus Kraftwerken. Das

Seite 3/5 liegt darin begründet, dass unsere Kernkraftwerke – die ja CO2- frei sind und in Schleswig-Holstein knapp 8 Millionen CO2-Ausstoß verhindern, bei der Stromerzeugung dominieren. Übrigens verhindern die 17 Kernkraftwerke in der Bundesrepublik insgesamt etwa 150 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.
Wenn in unserem Land Investoren bereit sind, moderne Kohlekraftwerke mit deutlich geringeren Emissionen gegenüber alten Kraftwerken zu bauen – insbesondere auch für Strom, den wir verkaufen - dann ist es ein Gebot von verantwortlichem, wirtschafts- und umweltpolitischem Handeln, diese Chance zu nutzen.
Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn mit der aus heutiger Sicht zu Ende gehenden Produktion von Kernkraftstrom im Jahre 2022 dieser Ausfall durch eine Zunahme an regenerativen Energien gedeckt werden könnte.
Zu konventionellen Großkraftwerken gibt es keine Alternative, ganz gleich, ob die Erneuerbaren Energien künftig 20 oder 30 % zur Deckung des Strombedarfes beitragen. Die verbleibenden 70 % werden von modernen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken abgedeckt werden müssen. Auch die bundeseigene Deutsche-Energie-Agentur sagt ganz amtlich: „Deutschland kann seinen Strombedarf selbst bei striktem Stromsparen und dem Ausbau der Wind- und Solarenergie ab 2012 nicht mehr decken“.
Deshalb bekommt die Kohlesequestrierung aus modernen Kohlekraftwerken, also das Abtrennen von Kohlendioxid aus dem Abgasstrom der Kraftwerke mit anschließender Einlagerung unter Tage auch eine entscheidende Bedeutung bei der Befürwortung zum Bau moderner Kohleanlagen. CO2 ist kein Gift. Deshalb sind auch Plakate im Kommunalwahlkampf mit dem Slogan: „Atomkraft und CO2 sind lebensgefährlich“, unverantwortlich. Das zumindest sollte Konsens aller Parteien hier im Hohen Hause sein. Deshalb ist es auch zu begrüßen, dass unser Wirtschaftsminister mit dem RWE-Konzern vor wenigen Wochen ein Pilotprojekt zur dauerhaften CO2-Speicherung initiiert hat.
Der CO2-Ausstoß mit modernsten Anlagen ist dramatisch reduzierbar, so Professor Alfons Kather, Leiter des Instituts für Energietechnik an der Technischen Universität HH-Harburg. „Wir können ihn auf unter 100 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde begrenzen. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Braunkohlestrom verursacht heute 950 Gramm CO2, Steinkohle 750 Gramm und Erdgas 368 Gramm pro erzeugter Kilowattstunde.
Neue Kohlekraftwerke mit Wirkungsgraden von 43 bis 46 % müssen für die CO2-Sequstrierung nachrüstbar sein. Und diese muss erfolgen, sobald die

Seite 4/5 Technik ausgereift ist. Diese Technologie reduziert die Stromausbeute zwar um 6 bis 11 Prozent, je nach eingesetzter Technik. Jedoch fordern die Emissionsreduzierungen diese Technik. Altanlagen kommen nicht in Betracht, sie müssen stillgelegt werden.
Erwähnt sei auch, dass Länder, die Kohlevorräte haben, diese ohne zeitliche Einschränkung als Ressource zur Stromerzeugung in Kraftwerken betrachten. China – weit weg, aber mit überaus hohem Einfluss auf das Klima – nimmt durchschnittlich jede Woche ein 500 MW-Kohlekraftwerk in Betrieb, noch mit schlechter Technik. China wartet regelrecht auf ausgefeilte CCS-Technik, nutzen wir die Chance, diese zu entwickeln und zu exportieren.
Ein Vergleich der weltweiten Reserven und Ressourcen an Öl und Gas mit den globalen Kohlevorräten zeigt, dass die Vorräte an Braun- und Steinkohle offenbar um ein Vielfaches umfangreicher sind als die an Erdöl und Erdgas. Alleine Deutschlands Reserven an Weichbraunkohle machen mehr als 14 % der weltweiten Vorräte aus. Bedeutend ist, dass die Aufteilung der Steinkohlereserven auf einzelne Länder sich deutlich unterscheidet von der weltweiten Verteilung der Öl- und Gasreserven. Den größten Anteil an weltweiten Steinkohlereserven besitzen mit etwa 28 % die USA, gefolgt von China mit 23 % und Indien mit 13 %. Diese strategische Sicherheit und die großen Vorkommen erfordern die innovative, strategische Ausrichtung der Stromproduktion aus modernen Kohlekraftwerken.
Modernste Kohletechnik mit deutlicher Erhöhung des Wirkungsgrades und drastischer Reduzierung der CO2-Emissionen ist die Herausforderung der Zukunft, auch für unser Land. Ein abschließendes Zitat des Bundesumweltministers aus dem Spiegel untermauert diese Forderung: „Wir können zusätzlich zu den im Bau befindlichen Kohlekraftwerken noch zehn Anlagen bauen, ohne die Klimaziele zu gefährden“.
Forcieren wir den Anteil der regenerativen Energien am gesamten Energiemix wo und wie irgend möglich. Stellen wir uns aber auch den Anforderungen zum Bau moderner Kohlekraftwerke zur sicheren Versorgung, zu angemessenen Preisen und mit verantwortungsbewusstem umweltpolitischem Handeln.



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