Was das Land in Sachen Flüchtlinge zusammen mit den Kommunen leistet, ist vorbildlich
Presseinformation Kiel, den 19. März 2015Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 12+39+40+41 Anträge und Berichte zur Flüchtlingspolitik in Schleswig-Holstein Drs. 18/2751, 18/2752, 18/2776 „Was das Land in Zusammenarbeit mit den Kommunen leistet, ist vorbildlich!“Immer mehr Flüchtlinge kommen zu uns nach Schleswig-Holstein. Die meisten von ihnenkommen aus den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan oder sind aus den westlichenBalkangebieten zu uns gekommen. Ja, es werden bis zu 20.000 Menschen für das laufendeJahr werden. Ja, das mag sich im ersten Moment nach sehr vielen Menschen anhören. Aber ichsage auch, ja - wir werden diese Herausforderung annehmen und ja – wir werden es schaffen,diesen Menschen Unterkunft, Sicherheit und vielleicht sogar eine neue Heimat bieten zukönnen. Flüchtlingswege, sind auch unsere Wege. Das ist unsere Maxime und von genau dieserwollen und werden wir als SSW nicht abrücken. Dementsprechend haben wir die imaginärenÄrmel schon mal aufgekrempelt, denn es warten nicht nur eine Menge Aufgaben auf uns 2Parlamentarier, sondern gleiches gilt auch für die Landesregierung, für die kommunale Ebene,sowie für die Gesellschaft als Ganzes.Im Großen und Ganzen funktionieren die Gegebenheiten in vielen Regionen Schleswig-Holsteins schon sehr gut. In vielen kleinen und größeren Schritten, meistern Kommunen undEhrenamtliche außerordentliches für die zu uns kommenden Flüchtlinge. Doch es gibt ebenauch erhebliche regionale Unterschiede und somit auch Kreise, Städte und Gemeinden indenen die Zusammenarbeit nicht so gut klappt. Wir vom SSW würden uns an dieser Stelle eineVernetzung wünschen, in der die verschiedenen Regionen voneinander lernen können. Nur sokönnen die entsprechende Erfahrung und das Wissen im ganzen Land gesät werden undwachsen. Über einen solchen Ansatz, sollte auch die Landesregierung nachdenken dürfen. Ichkann mir gut vorstellen, dass die Bereitschaft für eine solche Aktion auch bei den Kommunenvorhanden ist. Das wäre eine Maßnahme, von der sämtliche Akteure gemeinsam profitierenkönnten. Im Allgemeinen, müssen wir die Flüchtlingsthematik noch größer Denken. Es gehtdabei nicht nur um die Bildung derjenigen, die zu uns kommen, sondern auch um uns selbst.Bekannt ist, dass die DaZ-Stellen aufgestockt und die Anzahl der Lehrkräfte in Neumünstererhöht wurden. Doch die Frage, die sich uns stellt ist doch, wie begegne ich einem Flüchtling?Woran erkenne ich als Mitarbeiter einer Kita ein traumatisiertes Kind? Und wie gehe ich mitdiesem jungen Menschen um? Das in diesem Fall zuständige Sozialministerium geht dieTraumafortbildung konsequent an. Jetzt muss sich zeigen, ob die angedachten Maßnahmen inder Praxis auch greifen. Wir dürfen nicht nachlassen, immer wieder hinzusehen und zu prüfen,ob die Strukturen effizient sind.Sie merken schon, wir haben es in der Tat mit einer langfristigen Aufgabe zu tun. Es sprichtabsolut nichts dafür, dass sich die gegenwärtigen Konflikte in absehbarer Zeit beruhigenwerden. Vier Jahre Krieg in Syrien und es ist kein Ende in Sicht. Jahrzehntelange Unsicherheitund Perspektivlosigkeit in anderen Regionen dieser Welt, Jahrzehntelange Hoffnung aufBesserung, die immer noch nicht in Sicht ist. Diese Menschen wollen, dass sich etwas ändert.Deswegen kommen sie zu uns. Und wir müssen eingestehen, dass die meisten von ihnen auch 3in Deutschland bleiben werden. Deswegen muss dafür Sorge getragen werden, dass adäquateAusbildungs- Weiterbildungs- und vor allem Arbeitsplätze genutzt werden können.Integration kann ohne tägliche, sinnvolle Beschäftigung kaum funktionieren. Die Unterkunftalleine, ist kein Integrationsansatz. Deswegen, ist die Aufnahme einer regelmäßigen Tätigkeit,so wichtig. Einen sicheren Alltag, in Mitten von Mitschülern oder Kollegen, das ist das, was sichdiese Menschen wünschen. Selbst wenn diese Menschen und Familien eines Tages in ihreHeimat zurückkehren, dann sollte es unser Interesse sein, ihnen ein vernünftiges Werkzeugmitzugeben, um ihre Heimat wieder aufbauen zu können. Was sich vielleicht ganz einfachanhört, ist in Wahrheit leider nicht mehr so einfach. Das liegt oftmals auch anbundesgesetzlichen Regelungen. Die Vorrangprüfung bei der Vermittlung von Arbeitsplätzengehört unserer Auffassung nach revidiert. Genau an diesen Stellschrauben müssen wir drehen,damit sich der Alltag der Flüchtlinge auch bei uns in Schleswig-Holstein verbessert. Denndarum geht es doch: Um das Miteinander.Um das Miteinander möglich zu machen, leisten die Kommunen einen Löwenanteil. DieOrganisierung von Wohnraummöglichkeiten für Flüchtlinge ist keine leichte Aufgabe. DieLandesregierung hat fest zugesagt, den Kommunen in dieser Hinsicht helfen zu wollen. Soetwa in Form der Soforthilfe von 1,5 Millionen Euro für die Einrichtung von dezentralenUnterkünften. Im Großen und Ganzen verläuft die Zusammenarbeit zwischen Land undKommunen solidarisch. So bringt das Land bereits 70 Prozent der Kosten für die Unterbringungsowie Versorgung auf. Die Kommunen steuern 30 Prozent bei. Und das, obwohl lautbundesgesetzlicher Regelung diese Aufgabe allein von kommunaler Seite zu bewältigen wäre.Eine wirklich einmalige Situation, die eine mehr als stabile Basis bildet, um dieseHerausforderung bewältigen zu können.Das was das Land in solidarischer Zusammenarbeit mit den Kommunen für die Flüchtlingeleistet, ist vorbildlich, was man von der Politik einer völlig anderen Ebene nicht sagen kann,nämlich die der Europäischen Union. Dort liegt nämlich so einiges in Schieflage. Die letzten 4Jahre haben gezeigt, dass 10 der 28 EU-Mitgliedsstaaten ungefähr 90 % der Flüchtlingeaufnehmen. Mehr Schieflage geht wirklich nicht. Eine einheitliche EU-Flüchtlingspolitik suchtman an dieser Stelle vergebens. Der Knackpunkt sind doch die Verpflegungskosten und dieUnterbringungsmöglichkeiten. In diesem Fall gibt es keine Steuerung. Dabei könnten genaudiese zentralen Aufgaben, durch den EU-Haushalt gesteuert und unterstützt werden; beiAgrarsubventionen geht das ja auch. Jeder Schritt in Richtung Begradigung dieser Schieflagewäre weit mehr, als bisher überlegt wurde. Das einzige was man präsentiert, ist das Vorhabender Etablierung von EU-Außenlagerstationen in Nordafrika. Aus Sicht des SSW funktioniert dasallerhöchstens in der Theorie. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Idee der EuropäischenKommission in Punkto Flüchtlingspolitik gewesen ist. Es wäre gut, wenn die EU sich bei derVerteilung der Flüchtlinge und bei der Unterbringung und Verpflegung aktiver einbringenwürde.Abschließend möchte ich noch auf das Thema Flüchtlingsausschuss zu sprechen kommen. Faktist, dass es in der Tat einen zuständigen Ausschuss für die Fragen rund um dieFlüchtlingsthematik gibt: Nämlich der Innen-und Rechtsausschuss. Wenn sich Abgeordnete fürein Thema besonders interessieren, war es nach meiner parlamentarischen Erfahrung immermöglich, dass sich diese Abgeordnete dann auch die Zeit dafür freischaufeln. Das hat in derVergangenheit ausnahmslos geklappt. Noch nie musste für Terminwünsche Einzelner einseparater Ausschuss eingerichtet werden. Ich sehe auch keinen Grund dafür, warum das jetztplötzlich der Fall sein sollte. Mehr als dieses Thema an den Anfang der jeweiligenAusschusssitzung zu setzen, geht nicht. Ich bin mir sicher, dass die wöchentliche Arbeit imInnen- und Rechtsausschuss weiterhin zuverlässig sich diesem wichtigen Thema widmen wird.Und jede interessierte Abgeordnete ist herzlich eingeladen an den Sitzungen des Ausschussesteilzunehmen.