Jette Waldinger-Thiering: Wir als Landesparlament sollten nicht zögern, Europa mitzugestalten
Presseinformation Kiel, den 19. Juni 2015Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 30 Europabericht 2014-2015 Drs. 18/2976 „Wir als Landesparlament sollten nicht zögern mitzugestalten“Mit Blick auf die anstehenden Bestrebungen der Europäischen Union haben wir vorallem mit einer Sache Bauchschmerzen: Nämlich TTIP. Die Liste der Kritikpunkte istnicht zu Unrecht lang und inhaltsschwer. Dem können wir uns als SSW nuranschließen. Das hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun, sondern hier will maneinfach versuchen einen Vertrag zusammenzustellen und so absolute Gegensätzeüberbrücken – frei nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht.Da sei etwa erwähnt, dass Gentechnik – anders als bei uns - in den USA erlaubt ist. Miteinem freiheitlichen Handelsabkommen, würden diese genmanipulierten Warenautomatisch auch bei uns landen. Auch in puncto Chemikalien, gelten in den USA ganzandere Ge- und Verbote, als es bei uns der Fall ist. Auch diese bei uns als verbotengeltenden Chemikalien, würden in Europa weiterverarbeitet und somit in unserenGebrauchs- und Lebensmitteln landen. 2Hinzu kommt, dass die Öffentlichkeit von den Verhandlungen bewusst fern gehaltenwerden soll. Dies gilt für Parlamentarier wie Bürger gleichermaßen. Einedemokratische Einfluss Möglichkeit wird erheblich eingeschränkt. Wir können also gutverstehen, warum sich das Europäische Parlament in ihrer letzten Sitzung zu diesemThema eine klare Botschaft versandt hat. Nämlich: So geht es nicht weiter. DieBeratungen wurden vorläufig ausgesetzt. Wir sollten in Schleswig-Holstein also auchin der kommenden Zeit ganz genau hinsehen und sehr genau abwägen, ob dasgeplante Abkommen auch wirklich im Interesse von unserem Land sein kann.In Bezug auf die Flüchtlingsthematik begrüßen wir außerordentlich, dass dieEuropäische Kommission, sowie auch die Landesregierung sich für eine gemeinsamgedachte und vor allem auch gemeinsam getragene europäische Flüchtlingspolitikeinsetzen wollen. Eine Ansicht, die wir vom SSW bei der EU lange Zeit vermisst haben.Jahrelang hat man zugelassen und zugesehen, wie sich die Mitgliedsstaaten in dieserFrage immer weiter voneinander entfernt haben und dass die Länder zum Teil auchnationalpolitisch tief gespalten sind. Nun ist also endlich die Zeit für ein gemeinsamesHandeln gekommen; für eine gemeinsame Antwort auf die vielen Fragen und vorallem auch für die vielen Widerstände, die sich in den letzten Jahren angesammelthaben. Weiteres Zeitvergießen kann sich die EU in dieser Frage nicht mehr leisten.Abschließend möchte ich noch auf ein Thema verweisen, dass im vorliegenden Berichtnicht wirklich berücksichtigt wurde, weil es in den letzten Jahren auch nicht weiterpraktiziert wurde. Ich rede von der Einführung von Grenzkontrollen. Die Einführung 3von Grenzkontrollen an der deutsch-dänischen Grenze lehnen wir vom SSW klar ab.Dabei geht es uns nicht um Wahlkampfparolen, sondern dann geht es ums Prinzip. Wirhaben schon einmal erlebt, dass diese Grenzkontrollen wieder eingeführt wurden.Zudem hat Ungarn vor wenigen Tagen angekündigt einen 175 km langen und vierMeter hohen Grenzzaun zu bauen und somit die Grenzen nach Serbien komplett dichtzu machen. Eine Maßnahme die wir klar ablehnen. Die EU sollte in Bezug auf Budapestunmissverständlich Stellung beziehen, damit nicht andere Mitgliedsstaaten dieseMaßnahme zum Vorbild nehmen könnten. Die Europäische Union blickt zweifelsfreigroßen Herausforderungen entgegen. Auf das Leitmotiv, dass Europa friedlichzusammengewachsen ist, lässt es sich nicht mehr ausruhen, wenn vor der HaustürKrieg herrscht. Bleibt zu hoffen, dass dieser Gedanke mittlerweile auch bei der EUangekommen ist und sie die kommenden Aufgaben nicht nur als Herausforderung,sondern auch als Chance begreift. Wir als Landesparlament sollten nicht zögern, andiesen Aufgaben mitzugestalten.Abschließend gilt mein Dank natürlich der Europaministerin, sowie ihrenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für diesen wirklich ausführlichen und informativenEuropabericht.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html