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26.04.18
15:51 Uhr
SPD

Kirsten Eickhoff-Weber zu TOP 19: Die Folgen von Neonicotinoiden sind katastrophal

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html



Kiel, 26. April 2018



TOP 19: Insekten schützen, Neonicotinoide verbieten! (Drs-Nr.: 19/674, 19/705)



Kirsten Eickhoff-Weber:
Die Folgen von Neonicotinoiden sind katastrophal

Schon seit Jahren warnen Imker, Umweltschützer und Wissenschaftler eindringlich vor den für Insekten hochgiftigen Neonicotinoiden. Schon 2013 und 2015 haben wir hier im Landtag über diese Wirkstoffe in Insektiziden beraten. Sie sind bereits in winzigen Dosen für Bienen und andere Insekten hochgiftig und werden vom Wind, Pollen, Staub, Bodenpartikeln und Wassertropfen verteilt. Die Folgen sind katastrophal! Die Bienen werden in Orientierungs-, Kommunikations- und Lernvermögen erheblich geschädigt. Auch negative Auswirkungen für Bruterfolg und Sammelleistung und die Schwächung des Immunsystems mit nachfolgenden Krankheiten und Parasitenbefall sind die Folge.
Die Insekten fallen also nicht alle sofort tot um und beweisen damit nicht sehr direkt die tödliche Wirkung. Der größte Teil geht wahrscheinlich jämmerlich ein, ohne dass der Einfluss der Neonicotinoide direkt sichtbar ist. Seit dem verheerenden Bienensterben 2008 in Baden- Württemberg wird über die vernichtenden Nebenwirkungen dieser Stoffgruppe diskutiert. Die EU- Risikobewertungsbehörde EFSA hat seit 2013 in mehreren Stellungnahmen festgestellt, dass die Risikobewertung für diese Wirkstoffe offensichtlich nicht umfassend war. Insbesondere die Gefährdung von Honig- und Wildbienen, anderer Insekten und die Auswirkungen auf die 2



Vogelwelt wurden lange unterschätzt. Auf EU Ebene wurde daher im Dezember 2013 die Beschränkung für drei Neonicotinoidwirkstoffe (Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam) beschlossen. Eine Überarbeitung der Empfehlung erfolgte 2016 und führte 2017 zu dem Vorschlag der EU-Kommission eines kompletten Freiland-Verbots. Anfang dieses Jahres veröffentlichte die EFSA die alarmierende Risikobewertung für Wildbienen.
Obwohl es bereits ein Teilverbot für diese Mittel gibt, sinkt die Menge der ausgebrachten Neonicotinoide in Europa nicht. Vor dem Hintergrund der alarmierenden Berichte über das große Insektensterben ist das ein mehr als besorgniserregendes Zeichen. Überall hören wir die Forderung nach Strategie, nach Planung, nach Forschung. Das ist alles richtig. Das ist richtig, aber gegen das große Sterben bei den Kleinen müssen wir jetzt handeln. Ein Rückgang von 75% an Biomasse bei Fluginsekten in den letzten 20 Jahren, wie die Datensammlung des Entomologischen Vereins Krefeld ergab, muss doch zu Konsequenzen führen! Die Europäische Kommission hat in der Sitzung des Umweltausschusses des EU Parlaments am 12.04. deutlich gemacht, dass sie die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA teilt, dass der Einsatz der drei kritischen Neonicotinoide im Freiland für alle Pflanzen verboten werden muss. Die Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission hat den morgigen Freitag den 27.04. für die Abstimmung über das Verbot von Neonicotinoiden bekanntgegeben. Wir begrüßen die Ankündigung der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft vom 20.04. im Deutschen Bundestag, dass sie in Abstimmung mit der Bundesumweltministerin in Brüssel dem Verbot der drei genannten Wirkstoffe in der Freilandanwendung zustimmen wird.
Darüber hinaus fordern wir aufgrund der neuen Erkenntnisse eine Ausdehnung des Verbots auf weitere Anwendungsbereiche bis hin zur Ausweitung auf die gesamte Stoffklasse der Neonicotinoide. Denn es gibt Neonicotinoide, die weiterhin erlaubt, aber nicht weniger gefährlich sind. Die Agrarchemie muss die Herausforderung annehmen und wirksame, ökologisch verträgliche Alternativen entwickeln. Statt gegen das Verbot der Neonicotinoide zu klagen und mit Geld und Macht Lobbyarbeit zu betreiben. Wir müssen uns entschieden für eine deutliche Minimierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft einsetzen. Wir brauchen Forschung und Innovation, wir brauchen neue Wege im Pflanzenschutz.
Innovation und Verantwortung für die Neuausrichtung der Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die ökologisch verträglich, sozial gerecht und ökonomisch rentabel ist. Wir reden schon viel zu lange, wir müssen jetzt handeln. Wenn es 10 Jahre dauert, bis endlich drei Wirkstoffe verboten werden, dann wird mir angesichts des dramatischen Insektensterbens bange. Wir fordern die Landesregierung auf, im Land aktiv zu werden und sich im Bund und auf EU-Ebene dafür einzusetzen. Hier möchte ich ein Plakat aus dem laufenden 3



Kommunalwahlkampf zitieren: „Summ Summ statt Bla Bla!“ und bitte damit um Zustimmung zu unserem Antrag.