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14.12.22
15:48 Uhr
SPD

Thomas Losse-Müller zu TOP 10: Klimaschutz: Nichts tun verursacht Kosten

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 14. Dezember 2022
Thomas Losse-Müller: Klimaschutz: Nichts tun verursacht Kosten TOP 10: Entwicklung einer Klimaanpassungsstrategie sowie Übergreifende Kostenbetrachtung der Auswirkungen des Klimawandels in Schleswig-Holstein (Drs. 20/236, 20/414) „Wir wissen heute schon: Der Klimawandel verändert unser Land. Die Frage ist nur noch: Steigt die Temperatur um 1,2 Grad, wenn wir unsere Klimaziele einhalten oder um 3,4 Grad, wenn wir nichts tun? Haben wir noch einen Winter oder nicht? Sinkt die Zahl der Tage unter 5 Grad um 23 oder 68 Tage? Steigt der Meeresspiegel um einen halben Meter – das wird er sicher tun – oder um 2 Meter? Dabei geht es nicht nur um physikalische Größen und die Veränderung unserer Umwelt, sondern um ernsthafte ökonomische Fragen.
Der Klimawandel vernichtet Landflächen, zerstört Ökosysteme und verringert landwirtschaftliche Erträge. Er führt dazu, dass mehr ältere Menschen im Sommer aufgrund von Überhitzung sterben. Er bindet Investitionsmittel, die wir dringend anderswo bräuchten und senkt dadurch die Produktivität unserer Gesellschaft. Hinzu kommen Schäden durch Extremwetterereignisse und – vor allem hier bei uns – Hochwasser und Sturmfluten.
Die Unternehmensberatung Deloitte schätzt, dass allein der Verlust an wirtschaftlicher Kraft einem Gegenwert von 730 Milliarden Euro in der gesamten Bundesrepublik Deutschland entsprechen würde. Das entspricht einem Verlust von 25 Milliarden Euro in Schleswig-Holstein. Und nicht nur das. Viele von Ihnen kennen das Plakat, das die Scientists for Future Schleswig- Holstein hier in der Nähe an der Kiellinie aufgehängt haben. Es zeigt, dass wir ein Viertel der Fläche Schleswig-Holsteins verlieren könnten, wenn der Meeresspiegel um 2 Meter steigt. Laut Angaben der Scientists for Future leben 350.000 Menschen in diesen Regionen und der Verlust von Land und Immobilien würde sich auf 49 Milliarden Euro belaufen.
Ja, wir brauchen eine Klimaanpassungsstrategie, die die heute bereits unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Städte und Gemeinden, unsere Agrarlandschaft, die Biodiversität, die Wirtschaft und die Menschen im Land erfasst und Maßnahmen beschreibt, um die Auswirkungen zu minimieren.

1 Wir brauchen aber vor allem erstmal eine echte Klimaschutzstrategie, die dafür sorgt, dass aus 1,2 Grad nicht 3,4 Grad werden und aus einem halben Meter nicht 2 Meter. Das ist mein zentraler Vorwurf an die Klimapolitik Ihrer Landesregierung. Wir müssen unsere Treibhausgasemissionen in den nächsten 8 Jahren um 12 Millionen Tonnen reduzieren. Das ist das Dreifache dessen, was wir seit 2010 geschafft haben. Das sind doch alles belegte Fakten. Wo ist denn Ihr Plan für diese 12 Millionen Tonnen Reduktion?
Wir haben uns mal die Mühe gemacht abzuschätzen, was es dafür braucht. Was wir allein bis 2030 investieren müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Bei den Maßnahmen haben wir weitestgehend Konsens: • 40 Prozent aller Haushalte in Schleswig-Holstein an ein Wärmenetz anzuschließen • Die vollständige energetische Sanierung aller Schulen und Sanierung eines Viertels aller Liegenschaften von Land und Kommunen • Die Umsetzung aller Projekte im Landesnahverkehrsplan • Der Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur: 30.000 öffentliche Ladesäulen • Der Aufbau von 2,4 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität
Wir sind für diese Ziele auf 10,5 Milliarden Euro Investitionsbedarf gekommen. Die Zahl ist sicher nicht perfekt und wir erklären Ihnen den Rechenweg gern. Aber jedem hier im Saal wird klar sein, dass die Größenordnung nicht unrealistisch ist - wenn die Lösung so groß sein soll wie das Problem. Von Ihnen haben wir nur gehört, dass 10,5 Milliarden Euro zu viel Geld sind. Das ist eine Frage der Perspektive! Wenn es 10,5 Milliarden braucht, um einen wirtschaftlichen Schaden von 25 Milliarden zu vermeiden und den Verlust von 49 Milliarden an Vermögen, dann nenne ich das eine kluge Investition. Mit jedem Euro für Klimaschutz würden wir in dieser Logik über 7 Euro an Schäden vermeiden.
Und hier kommen wir zurück zu unserem Antrag: Nichts tun oder zu wenig zu tun verursacht eben auch Kosten. Wir wollen mit unserem Antrag eine belastbare gemeinsame Grundlage für gute Politik schaffen. Ich bitte Sie um Zustimmung, damit wir zusammen Kosten und Nutzen der Energie- und Klimatransformation abwägen können.
Wir unterstützen Ihren Antrag zu einer Entwicklung einer umfassenden Klimaanpassungsstrategie. Aber: Noch wichtiger wäre, dass Ihre Regierung endlich eine echte Klimaschutzstrategie vorlegt.“



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