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05.04.23
10:54 Uhr
Landtag

"Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung" - politische Literatur im Landtag mit der Autorin und Aktivistin Emilia Roig

Nr. 174 / 5. April 2023


„Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung“ – politische Literatur im Landtag mit der Autorin und Aktivistin Emilia Roig

Landtagspräsidentin Kristina Herbst hat am Dienstagabend (4. April) die Politikwissenschaftlerin, Autorin und Aktivistin Emilia Roig zu einer Lesung aus ihrem Bestseller „Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung“ im Landeshaus begrüßt. In dem mit rund 100 Gästen gut besuchten Plenarsaal präsentierte Roig verschiedene Passagen aus ihrem Werk und diskutierte im Anschluss mit der Parlamentspräsidentin und dem Publikum über Formen und Mechanismen der Diskriminierung und Benachteiligung in unserer Gesellschaft – und über Wege zu mehr Gleichberechtigung, Teilhabe und Solidarität.
Das Buch von Roig enthalte eine Analyse der gegenwärtigen Menschheit und ihres aus konstruierten Ungleichheiten bestehenden Systems von weltweiter Unterdrückung von Menschen durch Menschen, sagte Landtagspräsidentin Kristina Herbst in ihrem Grußwort. „Das ist ein zutiefst politisches Thema und deshalb ist der Plenarsaal auch der geeignete Ort für eine solche Lesung“, so die Parlamentspräsidentin. „Denn im Parlament werden weitreichende Entscheidungen getroffen, und hier ist ein wichtiger Ort, an dem die Rahmenbedingungen für ein offenes, liberales, tolerantes, sensibles und demokratisches Miteinander in unserer Gesellschaft festgelegt werden.“
Im Gespräch mit der Moderatorin Sabine Vesper bestätigte Roig, dass sie selbst in einer rassistischen Familie aufgewachsen sei. Die Erfahrung von Rassismus und Diskriminierung in der eigenen Familie sei kein seltener Einzelfall, sondern ein in der Gesellschaft durchaus verbreitetes Phänomen, so Roig. Rassismus mache sie wütend, betonte die Autorin auf eine Nachfrage aus dem Publikum. Allein durch Gespräche zwischen Menschen könne das Problem ihrer Einschätzung nach nicht gelöst werden, da sich Rassismus nicht lediglich in einer Meinung oder Haltung erschöpfe. Rassismus sei vielmehr auch in einer Vielzahl von Systemfaktoren angelegt. Um einen Wandel zu erreichen, brauche es nach Auffassung von Roig den Konflikt. Landtagspräsidentin Herbst dankte Emilia Roig für die Darstellung ihrer Position. Herbst betonte, dass es in einem demokratischen System eine wichtige Aufgabe der Politik sei, Spannungen innerhalb der Gesellschaft zu identifizieren, auf diese zu reagieren und die erforderlichen Entscheidungen zu treffen. Diesen Herausforderungen stelle sich die Politik in Schleswig-Holstein und wirke jeglichen Erscheinungsformen von Rassismus und Diskriminierung entschieden entgegen. Unter dem Strich bleibe der Kampf gegen Rassismus aber natürlich auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so Herbst. Daher sei jede Initiative willkommen, die einen Beitrag leiste, Rassismus und Diskriminierung zu unterbinden. Es sei gerade eine Stärke der Demokratie, so die Parlamentspräsidentin, dass es nach gründlicher Debatte über die Umstände zu einer Entscheidung in der Sache komme.


Hintergrund:
In ihrem Sachbuch „Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung“ beschreibt Emilia Roig ihre Sicht auf Machthierarchien und Muster der Unterdrückung – in der Liebe, in der Ehe, an den Universitäten, in den Medien, im Gerichtssaal, im Beruf, im Gesundheitssystem und in der Justiz. Sie leitet zu radikaler Solidarität an und zeigt – auch anhand der Geschichte ihrer eigenen Familie, in der Rassismus und Black Pride, Trauma und Auschwitz, Homofeindlichkeit und Queerness, Patriarchat und Feminismus aufeinanderprallen –, wie sich Rassismus im Alltag mit anderen Arten der Diskriminierung überschneidet. „Why We Matter“ ist ein dringlicher Versuch, Unterdrückungsmechanismen entgegenzutreten, Schubladendenken und Hierarchien aufzubrechen – und anders über Gesellschaft nachzudenken.
Emilia Zenzile Roig, geboren 1983 in Frankreich, wuchs in einer algerisch-jüdisch-karibischen Familie in Frankreich auf, was ihr Engagement und ihre Leidenschaft für intersektionale soziale Gerechtigkeit entscheidend prägte. Sie ist Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice (CIJ) in Berlin und Autorin zahlreicher Publikationen auf Deutsch, Englisch und Französisch. Emilia Roig promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Science Po Lyon. Sie lehrte in Deutschland, Frankreich und den USA Intersektionalität, Critical Race Theory und Postkoloniale Studien sowie Völkerrecht und Europarecht. Heute lehrt Emilia Roig an der Hertie School in Berlin und hält europaweit Vorträge. Sie widmet sich intensiv der Aufgabe, Menschen zu inspirieren, sich von Unterdrückungssystemen zu lösen, neue Narrative zu schaffen und das kollektive Bewusstsein zu verändern.