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15.06.23
15:28 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 14: Angehende Lehrkräfte brauchen Unterstützung vom Studium bis zum Berufseinstieg

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 15. Juni 2023
Martin Habersaat: Angehende Lehrkräfte brauchen Unterstützung vom Studium bis zum Berufseinstieg TOP 14: Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst unterstützen (Drs. 20/969, ÄndA 20/1117)
„Die Zahl der Lehramtsstudierenden in Deutschland sinkt. In absoluten Zahlen, aber auch, was ihren Anteil an den Studierenden insgesamt angeht. Das ist angesichts des Lehrkräftemangels eine schlechte Nachricht.
Schon heute ist jede zehnte Lehrkraft an den Schulen in Schleswig-Holstein keine ausgebildete Lehrkraft. Zumindest ist das die letzte Zahl, die ermittelt werden konnte.
Den Ernst der Lage illustriert nach fünf Jahren Vorarbeit auch das Lehrkräftebedarfsanalysetool der Landesregierung in Schleswig-Holstein. Es wird schwer, die Pensionierungen der kommenden Jahre zu kompensieren. Wir müssen also gut mit der knappen Ressource der angehenden Fachkräfte umgehen. Im Referendariat. Da machen Sie einige Vorschläge. In der Berufseingangsphase. Da machen Sie auch Vorschläge, aber etwas zögerlich. Aber auch davor im Studium. Das Feld lassen Sie aus.
Deshalb sage ich Ihnen heute, dass wir Ihren Vorschlägen für das Referendariat zustimmen. Und wir bitten Sie, sie um Vorschläge für Studium und Berufseingangsphase zu ergänzen.
Weil wir ja wissenschaftlich fundiert miteinander sprechen wollen, schlage ich als Basis das Lehramtsstudierendenpanel und die daraus hervorgegangenen Studien vor.
Von 2014 bis 2023 wurden in einer Längsschnittstudie ca. 5.000 Studierende von ihren Anfängen an der Hochschule bis zu ihrem Einstieg ins Referendariat und darüber hinaus in den Beruf begleitet.
Im Kontext der Datensammlung sind Studien zur Motivation und Zufriedenheit im Lehrerberuf und im Lehramtsstudium, zu Studienverlauf und Studienabbruch sowie zum Übergang ins
1 Referendariat und in den Beruf entstanden. Dabei stand zum Beispiel auch die Struktur des Lehramtsstudiums im Fokus, die sich in einigen Punkten grundsätzlich von anderen Fächern unterscheidet. So ist eine Besonderheit des Lehramtsstudiums, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen Fächern direkt auf einen spezifischen Beruf zugeschnitten ist.
Schon dieser frühe Zeitpunkt kann das Risiko erhöhen, dass sich Studierende noch mal anders orientieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die beiden ersten Phasen der Lehrerbildung nicht miteinander verzahnt sind. Wenig überraschend ist es, dass viele Referendarinnen und Referendare den Vorbereitungsdienst in seiner jetzigen Form, also ohne die Verzahnung mit dem Studium, als Praxisschock erleben.
Im Gegensatz zu anderen Studienfächern müssen Lehramtsstudierende abhängig von ihrer Fächerkombination mehr und unterschiedliche Fächer koordinieren, ohne dass das Studium ein eigenes „Dach“ hat, Sie würden sich daher oft weniger integriert, beraten und begleitet fühlen als andere Studierende. Mentoring würde hier eine wichtige Rolle spielen. Der Grad der wahrgenommenen Unterstützung wirkt sich positiv auf das berufliche Wohlbefinden aus.
Auch Praktika sind hier ein hilfreiches Instrument. An der Europa-Universität Flensburg wurde die Erfahrung gemacht, dass es für viele Studierende sehr hilfreich, mehrere Praktika, davon eins im ersten Semester, zu absolvieren. Das Gelernte wiederum kann für die weitere Ausrichtung des Studiums und die spätere Berufslaufbahn ein essentieller Bestandzeit sein.
Daher die Forderungen für das Studium: Mehr Praxisbezug, mehr Unterstützung und Mentoring, ein stärkerer Fokus auf Pädagogik und Bildungswissenschaft im Lehramtsstudium.
Ihren Punkten zum Referendariat stimmen wir zu. Ich würde gerne einen Gedanken beisteuern, der sich auf den Quer- und Seiteneinstieg und damit ja auch auf die Phase des Referendariats bezieht:
Die Landesregierung weiß nicht, wie viele Vertretungslehrkräfte mit befristeten Verträgen an einem Quer- oder Seiteneinstieg in den Schuldienst interessiert sind. Und sie glaubt, diese Kräfte mit teils jahrelangen Erfahrungen auch nicht langfristig zu brauchen. Diese Haltung sollten Sie noch einmal überdenken! Aus den Schulen und von den Eltern hören wir jedenfalls nicht, dass genug Leute da sind und da bleiben. Im Gegenteil: Zu oft fällt Unterricht aus. Wer sich an der Schule bewährt, hat eine Perspektive verdient und wir sollten über einen regelhaften Quereinstieg für Leute sprechen, die sich im System bewährt haben.



2 Zur Berufseingangsphase: Der Sprung von 10 Stunden eigenverantwortlichem Unterricht im Referendariat zur vollen Stelle ist groß. Die Zahl der zu gebenden Stunden wird mehr als verdoppelt. Die Zahl der zu unterrichtenden Kinder und Jugendlichen wird vervielfacht und oft kommt erstmals eine Klassenleitung mit entsprechenden Elternkontakten und begleitenden Aufgaben dazu. Das braucht Unterstützung.
Heute bestellen Sie sich ja bei der Landesregierung gewissermaßen nur einen Kostenvoranschlag für die Verbesserung der Situation der Berufsanfänger. Wir bitten Sie, das für alle Phasen des Berufseinstieges zu tun!“



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