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16.06.23
12:40 Uhr
B 90/Grüne

Oliver Brandt zur Unterstützung der Wehrindustrie

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin TOP 24 – Schleswig-Holsteinische Wehrindustrie Claudia Jacob unterstützen Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der Abgeordnete der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Oliver Brandt: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 202.23 / 16.06.2023


Akteure der Wehrtechnik-Industrie und der Kreditwirtschaft zusammenbringen
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,
mit dem Einmarsch russischer Truppen auf das Gebiet eines souveränen Staates am 24. Februar 2022, dem Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in Europa fundamental verändert.
Dafür steht auch die gerade stattfindende, größte Luftwaffenübung seit Bestehen der NATO, in die auch Stützpunkte bei uns in Schleswig-Holstein eingebunden sind.
Mit der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende geht ein neues Si- cherheitsbedürfnis einher. Die vor kurzem von der Bundesregierung vorgestellte natio- nale Sicherheitsstrategie enthält den Satz: „Das heutige Russland ist auf absehbare Zeit die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit“.
Darauf müssen wir uns einstellen. Das Bekenntnis zur Bündnisverteidigung unter den NATO-Mitgliedsstaaten und das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr gehören dazu.
Eine Sichtweise, die für uns Grüne noch vor kurzer Zeit einige Bauchschmerzen bereitet hätte, zu der ich aber heute angesichts der Bedrohungslage stehe. Aber mit diesem Schwenk stehen wir ja keineswegs allein da, wenn man die Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik in den vergangenen 30 Jahren betrachtet.
In den letzten Monaten haben wir uns intensiv mit der Situation der Wehrtechnik-Industrie in Schleswig-Holstein beschäftigt. Die Anhörung im Wirtschaftsausschuss und die Seite 1 von 2 darüber hinaus geführten Gespräche haben gezeigt, welche Bedeutung diese Branche wirtschaftlich für unser Land hat, aber auch, vor welchen Herausforderungen viele Be- triebe stehen.
Die Wehrtechnik-Industrie ist ein großer Wirtschaftszweig bei uns im Land, der viele, oft- mals hochqualifizierte Arbeitsplätze bietet. In der Anhörung haben viele Wehrtechnik-Be- triebe über schwierige Finanzierungsbedingungen berichtet. Projektlaufzeiten von teil- weise über zehn Jahren und damit verbundene ebenso lange Zeiträume, in denen hohe Summen von den Unternehmen vorfinanziert werden müssen, sind für die Unternehmen herausfordernd, aber eben auch für Banken im Rahmen ihrer Risikobewertung bei der Kreditvergabe.
Daher müssen die Sichtweisen beider Branchen in den Blick genommen werden. Lösun- gen können nur gemeinsam gefunden werden. Aus diesem Grund bitten wir die Landes- regierung, in einem nächsten Wehrtechnik-Gipfel Akteure der Wehrtechnik-Industrie und der Kreditwirtschaft zusammenbringen. Im konstruktiven Dialog sollen so Schwierigkeiten benannt und Lösungsansätze erarbeitet werden.
Ein weiteres Finanzierungshemmnis, das bei den geführten Gesprächen zutage getreten ist, sind die unflexiblen Vergabebedingungen bei Aufträgen der Bundeswehr. Zum einen zahlt die Bundeswehr erst nach Abschluss des beauftragten Projekts, ohne jede Ab- schlagszahlung, wie es zum Beispiel bei Bauprojekten üblich ist. Zum anderen werden Preissteigerungen in den Beschaffungsrichtlinien des Beschaffungsamtes der Bundes- wehr nicht berücksichtigt, und zwar aufgrund von Vorgaben aus dem Bundesfinanzmi- nisterium.
Welches Unternehmen ist schon in der Lage, ein Projekt in Millionenhöhe über zehn Jahre vorzufinanzieren? Wer kann es sich heute noch erlauben, Aufträge in dieser Höhe abzuwickeln, die Kostensteigerungen nicht ausreichend berücksichtigen? Hier sollten die Bedingungen systematisch überprüft und an veränderte Herausforderungen angepasst werden. Nur dann können die Betriebe in unserem Land auch an dem Sondervermögen partizipieren.
Die von Bundesverteidigungsminister Pistorius Ende April angekündigten Vereinfachun- gen im Beschaffungsprozess sind nur ein erster Schritt. Viele Prozesse und Verfahren müssen im Dialog mit den Betrieben und allen beteiligten Akteuren auf den Prüfstand gestellt werden. Andernfalls wird die angekündigte Zeitenwende im Hinblick auf eine bes- sere Ausstattung der Bundeswehr nicht funktionieren.
Lösungen sind jetzt gefragt, daher ist der gemeinsame Dialog mit der Wehrtechnik-In- dustrie und der Kreditwirtschaft so wichtig. Die Frage, ob Wehrtechnik nachhaltig ist oder nicht, spielt für die aktuellen Herausforderungen überhaupt keine Rolle, da es dazu ab- sehbar in den nächsten Jahren keine Festlegung auf EU-Ebene geben wird. Den Antrag der FDP lehnen wir daher ab.
Vielen Dank!
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