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23.06.23
14:27 Uhr
Landtag

Mandatsträgerinnenempfang der Landtagspräsidentin

Text Nr. 208 / 23. Juni 2023


Mandatsträgerinnenempfang der Landtagspräsidentin

In den Kreisen und kreisfreien Städten haben engagierte Frauen eine starke Stimme. Gemeinsam tragen sie politische Verantwortung in herausfordernden Zeiten. Zur Kieler Woche empfing Landtagspräsidentin Kristina Herbst im Landeshaus erstmalig Mandatsträgerinnen, um ihnen ein Forum zu bieten, sich kreis- und parteiübergreifend zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Inhaltlicher Schwerpunkt des Empfangs war die Fragestellung, inwieweit das Geschlecht die Übernahme eines politischen Amts beeinflusst.
Die Attraktivität eines kommunalpolitischen Mandats hängt davon ab, dass es für alle gleichermaßen möglich ist, dies auszufüllen. Leider bleibt festzuhalten, dass die Gruppe der Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert ist. Lediglich 25 Prozent betrug der Frauenanteil in den Kommunalvertretungen Schleswig-Holsteins vor der letzten Kommunalwahl.
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sie reichen von gesellschaftlichen Zusammenhängen, in denen die Leistungen von Frauen oft weniger anerkannt werden, über das Bild, das von in der Öffent- lichkeit stehenden Frauen gezeichnet wird – auch in den Medien. Sie stehen vor anderen Hürden als Männer, beispielsweise auch aufgrund von stabilen und häufig undurchlässigen männlich geprägten Netzwerken.
Dr. Dorothee Beck, Wissenschaftlerin an der Universität Marburg, die die Keynote an diesem Abend sprach, brachte die Bedingungen für weibliche Kommunalpolitikerinnen deutlich auf den Punkt: „Männern wird Politik zugetraut – bis zum Beweis des Gegenteils. Frauen hingegen wird Politik nicht zugetraut – ebenfalls bis zum Beweis des Gegenteils und häufig sogar darüber hinaus nicht.“
Dass Frauen in politischen Ämtern noch immer unterrepräsentiert sind, liegt auch darin begründet, dass sich Beruf, Familie und das politische Ehrenamt sowohl zeitlich als auch wegen der Fülle der Aufgaben nicht oder nur sehr mühsam miteinander vereinbaren lassen. „Es ist für uns als Frauen schwer, in politischen Ämtern einerseits Verantwortung zu übernehmen und andererseits auch Politik nach den für uns passenden Rahmenbedingungen mitzugestalten“; führte Herbst auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in kommunalpolitischer Verantwortung aus. „Hier meine ich insbesondere das Thema der Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie – sei es durch planbare Sitzungszeiten oder auch mehr digitale Formate.“
Dorothee Beck stellte Forschungsergebnisse zu Partizipation und Geschlecht vor. Sie berichtete, dass viele Politikerinnen und Politiker gleichermaßen von Beleidigungen und Verleumdungen – bis hin zu Morddrohungen – konfrontiert würden. Frauen seien dabei in besonderer Form betroffen. Sie würden, wie ihre männlichen Kollegen, Opfer von Hass und Hetze, aber zudem mit sexualisierten Übergriffen konfrontiert. Diese seien zwar nicht immer auf den ersten Blick erfassbar, aber hinterließen bei den Frauen oft Unsicherheit. Verbale und körperliche Zudringlichkeiten stellten leider ein immer noch weit verbreitetes männliches Machtinstrument dar.
Die Reaktionen der Mandatsträgerinnen auf die Ausführungen von Dorothee Beck fielen unterschiedlich aus. Manche Frauen berichteten von deutlichen Hürden und Übergriffen, manche mussten derartige Erfahrungen glücklicherweise nicht machen. Einigkeit bestand darin, dass Männer und Frauen gleichermaßen althergebrachte Strukturen hinterfragen und einreißen müssen, um eine paritätische Verteilung kommunalpolitischer Ämter zu erreichen. Auch die Frauenquote könnte zur Erreichung dieses Ziels beitragen.
Im Anschluss an Vortrag und Diskussion im Plenarsaal des Landeshauses tauschten sich die Frauen noch intensiv in Einzelgesprächen aus. Der Mandatsträgerinnenempfang soll der Auftakt für ein Format sein, das Landtagspräsidentin Herbst auch in den nächsten Jahren fortführen will. „Die Idee ist einfach: Ich möchte Netzwerke fördern, in denen sich Frauen in der Politik gegenseitig unterstützen, von ihren Erfahrungen berichten, sich gegenseitig inspirieren und motivieren und mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Fotos zum Mandatsträgerinnenempfang finden Sie hier:
https://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/pressefotos/