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24.01.24
16:10 Uhr
B 90/Grüne

Malte Krüger zum Deutsch als Zweitsprache Unterricht

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 23 – DaZ braucht gute Konzepte statt schwarz-grüner Einsparungen Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher Landeshaus der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Malte Krüger: Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
DaZ-Unterricht ist der Kern Nr. 027.24 / 24.01.2024
gelungener Integration
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen,
wir alle erinnern uns an das Jahr 2015, als viele Menschen vor Krieg und Terror nach Deutschland geflüchtet sind. Nicht nur Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt in der Be- völkerung waren enorm, mit der Fluchtbewegung 2015/ 2016 ist auch das Bewusstsein für die Sprachbildung gestiegen. Seitdem ist alltagsintegrierte Sprachbildung fester Be- standteil des Lehramtsstudiums und DaZ auch ein wichtiger Teil des Vorbereitungsdiens- tes der Lehrkräfte.
Menschen haben sich damals wie heute freiwillig gemeldet, um zu helfen. Und auch viele Studierende haben sich engagiert und zum Beispiel den Verein Kulturgrenzenlos an der CAU gegründet.
Ich war in meinem Bachelorstudium, habe Deutsch und WiPo studiert und hatte auch das Gefühl, hier muss geholfen werden, damit diese Herausforderung gelingen kann. Ich habe mir ein Sozialsemester genommen und an der Erstaufnahmeeinrichtung für Ge- flüchtete geholfen, dass Menschen sich im Containerdorf wenigstens ein klein bisschen wohl gefühlt und ein klein wenig Orientierung bekommen haben. Aber wir haben noch viel mehr gemacht.
Mit sehr vielen Kommiliton*innen haben wir freiwillig an Fortbildungen für Deutsch als Zweitsprache teilgenommen und ich habe selbst in Kronshagen DaZ-Unterricht gegeben. Es gibt für mich kaum etwas, was erfüllender ist, als jungen Menschen die deutsche Spra- che beizubringen. Denn es ist ja nicht reine Grammatiklehre, was im DaZ-Unterricht ge- macht wird. Es ist eben auch der Austausch von Kultur. Deswegen: DaZ-Unterricht an unseren Schulen ist Kern unserer Bemühungen für eine gelingende Integration. Aber eben nicht nur an unseren Schulen: Auch viele Unternehmen setzen auf eigenen Sprach- unterricht. Das Westküstenklinikum war vor ein paar Tagen im Schleswig-Holstein Maga- zin und erzählte von der Planung von eigenem Sprachunterricht, damit eine Integration Seite 1 von 2 auch in die Arbeitswelt gelingt.
DaZ ist uns wichtig! Und deswegen ist es auch gut, wenn wir hier darüber heute debat- tieren. Aber, lieber Herr Habersaat, doch nicht so. Ich zitiere aus ihrem Antrag:
„Die Landesregierung wird beauftragt, vor Einsparungen im DaZ-System das bisherige System zu evaluieren und Verbesserungsmöglichkeiten sowie Einsparpotentiale und Sy- nergieeffekte zu identifizieren.“
Ich fass das mal so zusammen: Das Land soll nicht bei DaZ sparen, aber schauen wo gespart werden kann? Ist der Groschen gefallen? Das ist schon merkwürdig. Und wenn wir schon beim Groschen sind: Der liegt eben nicht auf der Straße. Deswegen muss in allen Bereichen gespart werden. Auch, so leid mir das tut, im Bildungsbereich.
Im Jahr 2024 geht doch jedes Bundesland von einem erheblichen Mehrbedarf an DaZ- Schüler*innen aus. Wo wollen Sie denn die ganzen Lehrkräfte herbekommen? Es ist doch eher so, dass momentan Schulen nicht wissen, wo sie die Schüler*innen unterbe- kommen und sie daher erst mal in den Regelunterricht schicken. Und ich sag Ihnen, das ist nun wirklich absurd: Ich habe das gemacht. Ich hatte kurzzeitig in meiner Klasse uk- rainische Geflüchtete kurz nach dem Ausbruch des Krieges, die kein Wort Deutsch ge- sprochen haben. Die nehmen sie doch langfristig nicht mit, wenn die keinen gezielten Deutsch-Unterricht haben.
Opposition ist leicht, wenn man keine Gegenfinanzierungsvorschläge macht. So richtig spannend wird es aber erst, wenn sie erklären, wo die Fachkräfte aber eben auch die finanziellen Mittel herkommen sollen, die benötigt werden, wenn wir die Schüler*innen- zahl pro Klasse nicht erhöhen.
Es gibt unterschiedliche Prognosen, wie viele DaZ-Schüler*innen wir im kommenden Jahr aufnehmen werden. Ich gehe davon aus, dass die Landesregierung hierzu noch mehr sagen wird. Meines Wissens kalkuliert die Landesregierung damit, dass durch die Erhöhung der Lerngruppengröße rund 50 Stellen eingespart werden können, was rund zwei Millionen Euro entspricht. Ich habe ihrer Rede gerade nicht entnehmen können, wie sie dies gegenfinanzieren wollen.
Ich halte fest: Sie wissen weder, wo die Lehrkräfte herkommen sollen, noch wie eine mögliche Gegenfinanzierung aussehen könnte. Sie wollen nicht sparen, aber schon mal nach Einsparpotentialen schauen.
Sie können mir glauben, dass uns Grünen guter DaZ-Unterricht sehr wichtig ist. Aber Fremdsprachenunterricht in größeren Lerngruppen ist immer noch besser als gar kein Fremdsprachenunterricht. Und mit zukünftig 18 Schüler*innen in unseren DaZ-Klassen werden wir immer noch unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Auch mit 25 Unterrichts- stunden pro Woche bekommen unsere Schüler*innen in der Basisstufe mehr Förderung als in vielen anderen Bundesländern.
Da es Ihnen nicht nur um die Lerngruppenerhöhung geht, sondern auch darum, wie der DaZ-Unterricht konzeptionell verbessert werden kann, schlagen wir vor, Ihren Antrag in den Bildungsausschuss zu überweisen. Denn diese Frage werden wir ja auch zusammen mit den Schlussfolgerungen der IQB-Studie diskutieren, die sie auch in der Begründung ihres Antrages erwähnen.
Vielen Dank! ***
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