Jette Waldinger-Thiering: Mehr Anreize für die Lehrkräfte schaffen!
Presseinformation Kiel, den 22.03.2024Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 39 Fachkräfteversorgung für regionale Bildungszentren und berufliche Schulen (Drs. 20/1842)„Spätestens in fünf bis sieben Jahren werden wir laut Prognose die steigenden Schülerzahlen an den Schulen spüren. Genau dann werden viele von den heutigen Lehrkräften in den Ruhestand gehen. Also muss jetzt mit Weitblick gehandelt werden.“Bevor ich näher auf den Bericht eingehe, möchte ich festhalten, dass wir in der beruflichen Bildung einen guten Status Quo haben, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine gute Perspektive als Fachkraft in der Berufswelt bietet. Deshalb müssen wir alles tun, um unsere berufsbildenden Institutionen zu fördern und auszubauen. Die wichtigste Grundvoraussetzung dafür ist eine ausreichende Anzahl an Lehrkräften. Allerdings wird im Bericht unter Punkt 3 zur aktuellen Situation der Lehrkräfteversorgung nicht nur deutlich, dass ein Drittel der Lehrkräfte – überwiegend Frauen- nur in Teilzeit beschäftigt sind, sondern das in vielen Fächern der Nachwuchs an Lehrkräften fehlt. Über 75% der Lehrkräfte sind über Vierzig Jahre alt, 46% davon sind sogar über Fünfzig Jahre alt. Davon arbeiten lange nicht alle bis zum Pensions- bzw. Rentenalter, sondern gehen vorzeitig in den Ruhestand. Dagegen stehen die Prognosen der steigenden Schülerzahlen zum Ende der 2020 Jahre. Hinzu kommt, dass die Schulen in den größeren und kreisfreien Städten deutlich höhere Bewerbungsquoten haben als die Schulen in den ländlichen Gebieten. Hier müssen Instrumentarien und Anreize für die gerechte und flächendeckende Verteilung der Referendariate geschaffen werden. Unter dem Punkt zu den unbesetzten Stellen, wird darauf hingewiesen, das für die Ermittlung des Gesamtstellenbedarfs nicht mit Prognosen zur Schülerzahl gearbeitet wird, sondern Düsternbrooker Weg 70 Norderstr. 74 24105 Kiel 24939 Flensburg/Flensborg +49 (0)431 - 988 13 80 +49 (0)461 - 144 08 300 ( ( 2budgetbezogen unter der Berücksichtigung der Schülerzahlen des vorherigen Jahres geplant wird. Das kann besonders für kleine Mangelfächer zum endgültigen Aus führen. Aber auch bei den Fächern, die einen guten Zulauf haben- aber nicht genug Lehrkräfte vorhanden sind, wie z.B. in der Sozialpädagogik muss langfristig geplant werden und aufgrund steigenden Bedarfs an pädagogischen Fachkräften mit höheren Schülerzahlen gerechnet werden. Hier freut es mich besonders unter dem Abschnitt zur Lehrkräftegewinnungsstrategien zu lesen, dass der Lehramtsstudiengang in der Sozialpädagogik an der CAU ausgebaut wird und wir nicht länger auf die Absolventen in Lüneburg oder anderer Bundesländer angewiesen sind, um unsere Stellen zu besetzen. Generell und auch im Hinblick auf den Masterplan möchte ich noch mal mahnen, dass es nicht zu aufwendig sein darf eine fachliche Ausbildung an einer berufsbildenden Schule zu beginnen. Die Wege dorthin und Aufnahmekriterien müssen für die jungen Menschen realisierbar sein. Das heißt, wir müssen auch die ländlichen, die sogenannten „Bündelschulen“ stärken und nicht alles auf die Städte wie u.a. Flensburg, Schleswig, Kiel und Lübeck konzentrieren. Es braucht z.B. auch Spezialisierung an der Westküste. Wir müssen langfristig und nachhaltig denken und in die Ausbildungsbereiche der „grünen“ Energie investieren. Dank Northvolt und der Nordseeanbindung werden wir diese an den Westküstenstandorten benötigen. Aber auch Fachbereiche wie Metallbau, Sozialpädagogik und Touristik werden überall in Land benötigt und sollten auf keinen Fall zentriert werden. Wenn z.B. ein 16.-jähriger Schüler aus Eckernförde, Husum oder Rendsburg für eine Fachausbildung mit dem ÖPNV nach Lübeck pendeln muss- wird er diese kaum wählen. Um die hierfür benötigten Lehrkräftebedarf zu decken und eine 100% Unterrichtsversorgung zu erlangen, müssen die Kriterien für die Ausbildung und Einstellung der Lehrkräfte flexibel und pragmatisch gestaltet werden. Hierfür gibt es bereits gute Ansätze, die im Bericht genannt werden. U.a. der duale Master und das „Satelliten-Modell“. Es müssen fließende Wechsel zwischen den Schulformen möglich sein. Vielleicht müssen wir dafür die Laufbahnverordnung für Lehrkräfte reformieren- auf keinen Fall dürfen wir motivierte Fachlehrkräfte verlieren, sondern sie unabhängig der aktuellen Fachbedarfslage im Bildungssystem halten. Denn spätestens in fünf bis sieben Jahren werden wir laut Prognose die steigenden Schülerzahlen an den Schulen spüren. Genau dann werden viele von den heutigen Lehrkräften in den Ruhestand gehen. Also muss jetzt mit Weitblick gehandelt werden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/