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Anne Riecke zu TOP 20 "Ganztag nach Plan und strukturiert umsetzen"
19.06.2025 | BildungAnne Riecke zu TOP 20 "Ganztag nach Plan und strukturiert umsetzen" In ihrer Rede zu TOP 20 (Ganztag nach Plan und strukturiert umsetzen: Der Plan muss auf den Tisch!) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anne Riecke:„Es ist bezeichnend, dass wir hier im Plenum erneut über den Ganztag sprechen müssen. Das liegt leider daran, dass es nach wie vor viel zu viele offene Fragen gibt und die Beteiligten in wachsender Verzweiflung versuchen, Antworten von der Landesregierung zu kriegen. Wer hat gegenüber wem einen Rechtsanspruch? Wie werden die fehlenden 15 Prozent Investitionskosten bezahlt? Was ist, wenn die Gruppe nicht zu 100 Prozent ausgelastet ist und die Betriebskosten somit auf die absolute Anzahl der zu betreuenden Kinder umgerechnet wird? Dann sprechen wir nämlich ganz schnell nicht mehr über 75 Prozent Betriebskostenförderung.Die Kommunen und Schulträger haben in den vergangenen Jahren eigenständig und vorausschauend gehandelt. Sie haben frühzeitig Ganztagsangebote aufgebaut, in Infrastruktur investiert und gemeinsam mit Schulen sowie weiteren Partnern tragfähige Konzepte erarbeitet. Dafür gebührt ihnen auch großer Dank. Dennoch ist im Bereich der Ganztagsbetreuung festzustellen, dass es weiter erheblichen Gesprächsbedarf gibt – sowohl auf Seiten der Kommunen als auch bei den Kooperationspartnern und Schulträgern. Die Reaktionen in den Gesprächen zeigen einfach deutlich, dass noch zu viele Fragen offen sind.Wir sehen immer noch, dass es zwei Hauptprobleme gibt, bei denen sich nach wie vor keine Lösungen abzeichnen. Die ungelösten finanziellen Fragen sind für die Schulträger und Kommunen vor Ort eines der größten Probleme: Ja, alle Ausbauprojekte werden zu 85 Prozent vom Land gefördert und ja, die Finanzierung ist damit größtenteils geklärt. Aber die restlichen 15 Prozent bleiben schlussendlich bei den Kommunen hängen. Das Land muss den Kommunen und den Schulträgern endlich aufzeigen, wie die noch fehlenden Summen gestemmt werden können, sonst werden wir in einem Jahr feststellen, dass die Räumlichkeiten fehlen, um den Ganztag vernünftig umzusetzen. Allerdings ist es auch lächerlich zu glauben, dass innerhalb eines Jahres solche immensen Bauprojekte bis zum Schluss realisiert werden können.Neben den Herausforderungen der Finanzierung und Realisierung der Bauprojekte droht dazu noch ein eklatanter Mangel bei der Qualität des Bildungsangebotes im Ganztag, weil die Fachkräfte dafür einfach nicht vorhanden sind. Die Schulen sollen laut Vorgabe der Landesregierung zwischen sechs verschiedenen Modellen wählen können – aber nur das einfachste und kostengünstigste Modell funktioniert ohne pädagogisches Fachpersonal. Das heißt aber auch, dass dies das Modell der Wahl ist, wenn die entsprechenden Fachkräfte schlicht nicht zur Verfügung stehen, selbst, wenn die Schulen ein anderes Angebot anbieten möchten. Die Wahrheit ist: Das pädagogische Personal wird für alle am Ende kaum zu finden sein. Das heißt auch, dass die Schulen das Modell 1 wählen müssen, das gänzlich ohne fachgerechtes Personal auskommt und nur wenige Bildungsangebote beinhaltet. Fun Fact: Nach einem Jahr ist der Ganztag dazu gezwungen, eine pädagogische Fachkraft einzustellen, womit die Übergangszeit im Modell 1 aufgebraucht ist.Wenn wir von pädagogischen Fachkräften sprechen, dürfen wir nicht übersehen, dass pädagogische Konzepte ebenfalls von Relevanz sind. Und diese liegen mir jedenfalls noch nicht vor. Ein pädagogisches Rahmenkonzept hört sich erst einmal gut an, entpuppt sich aber als leere Worthülse. Nicht zu vergleichen mit Standardqualitäten in den Kitas – vielleicht sollten sich hier das Sozial- und das Bildungsministerium einmal austauschen! Hier muss die Landesregierung überlegen, ob das starre Festhalten an Bedingungen und Voraussetzungen bei den Modellen nötig ist, oder ob den Schulen mehr Freiheit bei der Ausgestaltung zugestanden werden kann und muss, ohne dass die Förderung gestrichen wird. Hier droht, dass der Ganztag das wird, was wir alle immer vermeiden wollten: zu einer reinen Betreuung, ohne entsprechende Förderung und Bildungsangebote.Wenn wir von Chancengerechtigkeit und Bildungsperspektiven sprechen, dann müssen wir auch bereit sein, in Qualität zu investieren. Und das heißt: qualifiziertes Personal, pädagogische Substanz, Raum für Sport, Kultur und individuelle Förderung. Dafür muss die Landesregierung weitere Gelder investieren und Konzepte vorlegen, wie das Personal gewonnen werden kann oder aber, wie ein Abweichen von den Personalvorgaben umgesetzt werden kann. Denn am Ende ist niemandem geholfen, wenn aufgrund von Personalmangel eine Förderung gekürzt oder nicht gewährt wird.“ Sperrfrist Redebeginn!Es gilt das gesprochene Wort. Anne Riecke Sprecherin für Bildung, Kultur, Landwirtschaft, Fischerei, Jagd, Verbraucherschutz, Religion, Minderheiten, Umwelt, Klimaschutz Kontakt: Eva Grimminger, v.i.S.d.P. PressesprecherinTel.: 0431 988 1488 fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.deFDP-Fraktion Schleswig-Holstein, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: www.fdp-fraktion-sh.de