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22.11.23
16:57 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 36: Apotheken sind ein wichtiger Pfeiler der Gesundheitsversorgung

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 22. November 2023
Birte Pauls Apotheken sind ein wichtiger Pfeiler der Gesundheitsversorgung TOP 36: Arzneimittelversorgung sicherstellen - Apotheken stärken (Drs. 20/1607(neu), 20/1653)
„In einer immer älter werdenden Gesellschaft mit immer weniger Fach- und Arbeitskräften müssen wir die Gesundheitspolitik neu denken und vor allem müssen wir dabei alle Bereiche der Versorgung für alle Regionen unseres Landes mitdenken. Und dazu gehören auch die Apotheken. Die Apotheken machen zurzeit mit regelmäßigen Protesttagen auf ihre Situation aufmerksam. Genauso wie in vielen Arztpraxen haben wir bei den Apotheken das Problem der Nachfolge. Es wird immer schwieriger jüngere Apothekerinnen und Apotheker zu finden, die bereit sind, am Anfang oder in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn eine Apothekenübernahme zu finanzieren. Ältere Apotheker*innen, die schon viele Jahre dabei sind, sagen mir, dass sie ihre Übernahme oder Neugründung weder finanziell noch fachlich bereut haben, aber das unter den heutigen Umständen nicht noch einmal tun würden. Preissteigerungen in allen Bereichen minimieren das Einkommen. Diese Aussage ist natürlich nicht sehr motivierend für potentielle Apothekeninhaber*innen. In Folge dessen suchen immer mehr jüngere Apotheker*innen, nachdem sie das 4-jährige Studium der Pharmazie, die Famulatur, das 1-jährige Praktikum und die 3 notwendigen Examen absolviert haben, lieber ein Angestelltenverhältnis. Da bieten sich nicht nur die Apotheken mit ungeliebten Wochenend- und Bereitschaftsdiensten selber an, sondern auch die Wissenschaft, die Pharma-Industrie und Versandapotheken, wo die Gehälter oft auch höher liegen.
Wenn man durch die Städte geht, haben wir eine gefühlte gute Apothekendichte. Aber das Gefühl trügt. Faktisch haben wir immer weniger Apotheken, was sich besonders im ländlichen Raum bemerkbar macht. Laut einer ABDA- Studie liegt Deutschland mit 18066 Apotheken im europäischen Vergleich tatsächlich im unteren Drittel. Das sind 22 Apotheken pro 100 000 Einwohner. In Dänemark sind es 9 und in Griechenland sind es 97 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Der europäische Durchschnitt liegt bei 32 Apotheken pro 100 000 Einwohner. In Schleswig-Holstein sind es laut Kammer aktuell 575 mit sinkender Tendenz.

1 Der Apothekenalltag ist oft durch einen erheblichen Bürokratieaufwand belastet. Ein fehlerhaft ausgefülltes Rezept oder eine nicht lieferbare Verpackungsgröße und schon geht das Telefonieren und die Rücksprache mit der Arztpraxis los. Eine Refinanzierung dieser Arbeitszeit findet nicht statt. Auch das Retaxationsverfahren ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine bürokratische Belastung.
Zu den vorliegenden Anträgen: Wichtig ist u.a. das Thema Arzneimittelproduktion und - Beschaffung. Auch andere Punkte finde ich gut und richtig. Aber wenn wir wirklich eine Versorgung in allen Regionen sicherstellen wollen, müssen wir einmal fragen, ob die pauschale Erhöhung des Fixums, also des Aufschlags je Packung, den die Apotheken bei Abgabe eines Medikaments von den Kassen erhalten, auch den Apotheken im ländlichen Raum oder Stadtteilen mit wenig Einkommen wirklich hilft. Klar würden alle Apotheken mehr Geld bekommen, was nach der letzten Erhöhung seit 2004 auch angebracht wäre. Aber bei einer pauschalen Erhöhung würden die gut laufenden Apotheken mit viel Kundschaft bessergestellt, während die Apotheken im ländlichen Bereich oder wirtschaftlich schwachen Stadtteilen, die insgesamt weniger Packungen abgeben, nur ganz gering profitieren und weiter unterfinanziert bleiben.
Eine Einführung einer regelmäßigen Pauschale für die Betriebsstätten z.B. wäre gerade mit Hinblick auf die Standortsicherung vielleicht ein besserer Ansatz. Das ist ja auch eine der Forderungen der Apotheker*innen, die uns in Gesprächen dargestellt worden sind. Die Erhöhung des Fixums würden ca. 2,7 Milliarden betragen. Ich befürchte irgendjemand müsste Bundesfinanzminister Lindner davon erst überzeugen. Irgendwie scheint das Thema Gesundheitsversorgung bei ihm sowieso keine hohe Priorisierung zu haben. Die Situation der Apotheken ist für die Gesundheitsversorgung in Schleswig- Holstein sehr wichtig. Deshalb schlage ich die Überweisung in den Sozialausschuss vor.“



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