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27. April 2018 – Top 34: Grundschullehrer

Pläne für bessere Bezahlung ernten nicht nur Lob

Obwohl alle Fraktionen die von der Landesregierung angekündigte Höherbesoldung der Rektoren und Lehrer an Grundschulen begrüßen, sorgt das Thema für Streit im Landtag.

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Grundschullehrer sollen bis spätestens 2026 in eine höhere Besoldungsgruppe aufsteigen. Foto: dpa, Peter Steffen

Die AfD sorgt sich um den Rektoren-Nachwuchs an Grundschulen. Ohne Zahlen zu nennen, spricht die Fraktion von „bereits vakanten Schulleiterstellen“ und befürchtet mit Blick auf „die anstehende Pensionierungswelle“ weiter Besetzungsengpässe. Mögliche Schritte, um die Leitungsposten an den Grundschulen attraktiver zu machen, soll die Landesregierung bis zum Juli in einem Maßnahmenpaket darlegen. Die Kernforderung der AfD – die nach mehr Lohn – ist wenige Tage nach Vorlage des Antrages bereits in der Umsetzung. So kündigte das Bildungsministerium Mitte April an, die Gehälter von Schulleitern und deren Stellvertretern zum 1. August 2019 zunächst um eine halbe und im Jahr darauf um eine volle Besoldungsstufe anzuheben.

Opposition will schnellere Anhebung der Besoldung

Bis 2026 sollen dann auch die die 7.000 Lehrer an den 473 Grundschulen in Schleswig-Holstein nach und nach von Besoldungsstufe A12 nach A13 aufsteigen, hieß es aus der Staatskanzlei. Danach werden bereits jetzt die Lehrer an den weiterführenden Schulen bezahlt. Aus der Opposition kam allerdings bereits Kritik: So monierte SSW-Schulexpertin Jette Waldinger Thiering per Pressemitteilung, dass die Grundschullehrer erst in acht Jahren „genauso fair“ bezahlt werden sollen wie alle anderen Lehrkräfte – „und das trotz sprudelnder Einnahmen in der Landeskasse“.

Kurz vor Redaktionsschluss der Antragsvorlagen forderten die Koalitionsfraktionen die Landesregierung auf, dem Plenum über die geplante Anhebung der Besoldung von Lehrkräften an Grundschulen zu berichten.

GEW: Massiver Lehrermangel an Grundschulen droht

In ihrem vorliegenden Antrag führt die AfD einen „erheblichen zeitlichen Aufwand“ für die Schulleiter durch Vergleichsstudien, Früh- und Spätbetreuung, DaZ-Zentren, Elternkontakte, Infoabende in den Kitas, Steuerung multiprofessioneller Teams sowie der Vor- und Nachbereitung der Lehrerkonferenzen an. „Nicht selten sind die Schulleitungen an den Ganztagsschulen bis in den späten Nachmittag hinein in der Schule anwesend“, heißt es weiter.

Schätzungen des Deutschen Lehrerverbandes gehen davon aus, dass bundesweit derzeit an weit mehr als jeder zehnten Grundschule die Leitungsstelle unbesetzt ist. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, sagte dazu: „Der Job ist stressig, lohnt sich finanziell kaum und wird mit immer mehr Aufgaben überfrachtet.“

Auch ein Mangel an Grundschullehrern in Schleswig-Holstein wird zunehmend beklagt. So geht die GEW in Schleswig-Holstein davon aus, dass landesweit bis zum Jahr 2025 um die 1.500 Lehrkräfte fehlen werden. Aktuell unterrichten an den über 600 Grundschulen in Schleswig-Holstein rund 5600 Pädagogen, davon 55 Prozent in Teilzeit.

(Stand: 23. April 2018)

Obwohl alle Fraktionen die von der Landesregierung angekündigte Höherbesoldung der Rektoren und Lehrer an Grundschulen begrüßen, sorgt das Thema für Streit im Landtag. So monieren SPD und SSW, dass die 7.000 Grundschullehrer erst in acht Jahren vollständig in die Besoldungsstufe A13 aufsteigen sollen.

Die Landesregierung will die Besoldung der Grundschullehrer schrittweise auf das Niveau ihrer Kollegen an den anderen Schulen erhöhen. Demnach sollen bis 2026 alle Lehrer von Besoldungsstufe A12 nach A13 aufsteigen. In einem ersten Schritt ist vorgesehen, die Gehälter von Schulleitern und deren Stellvertretern zum 1. August 2019 zunächst um eine halbe und im Jahr darauf um eine volle Besoldungsstufe zu erhöhen. Ab 2020 sollen stufenweise alle Lehrer folgen.

„Wir tun, was wir haushaltsrechtlich vertreten können“, wies Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die Vorwürfe von SPD und SSW im Plenum zurück. Die stufenweise Anhebung der Gehälter werde „strukturell absehbar 33,5 Millionen Euro“ kosten. Hinzu komme, so Prien, dass die Jamaika-Koalition weitere bildungspolitische Prioritäten wie die hundertprozentige Unterrichtsversorgung und die Einstellung von mehr Sonderpädagogen im Blick haben müsse. Die Berichterstattung der Ministerin hatten die Koalitionsfraktionen beantragt.

SPD sieht nationalen Wettbewerb um Lehrer

Noch in den Haushaltsdebatten hätten CDU, Grüne und FDP die von seiner Fraktion geforderte Besoldungserhöhung als „unsinnig“ bezeichnet, erwiderte Ralf Stegner (SPD). Er kritisierte weiter, dass die Koalition kurz vor der Kommunalwahl auf den Kurs der SPD „eingeschwenkt“ sei. Grundsätzlich dürfe der Beruf des Grundschullehrers „nicht erst 2026 attraktiver werden“, da Schleswig-Holstein bei der Gewinnung von Lehrkräften im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern stehe, betonte Stegner.

Diesem Urteil schloss sich Jette Waldinger-Thiering (SSW) an. Es sei „schwer zu vermitteln“, dass sich Lehrkräfte acht Jahre gedulden müssen, dass sie „für gleiche Arbeit gleichen Lohn bekommen“.

FDP wirft SPD „Heuchelei“ vor

Es handele sich nicht um einen „fixen Coup, sondern um solide Finanzpolitik“, sagte Ines Strehlau (Grüne), und ihr Koalitionskollege Tobias Loose (CDU) stellte fest, dass mit dieser Entscheidung deutlich werde, dass der Jamaika-Koalition Grundschullehrer genauso wichtig seien wie andere Lehrkräfte. Dies sei auch „bitter nötig“, da sich die Anforderungen für das Grundschullehramt verändert hätten, so Loose.

Christopher Vogt (FDP) erinnerte daran, dass sich die ehemalige Küstenkoalition unter der Führung der SPD in der vergangenen Legislaturperiode nicht zu einer höheren Besoldung von Grundschullehrer hatte durchringen können. Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Stegner warf er deshalb „Heuchelei“ vor.

Die AfD begrüßte den Kurs der Jamaika-Koalition. Die schrittweise Erhöhung der Besoldung sei ein überfälliger Schritt, um den Beruf des Grundschullehrers attraktiver zu machen, meinte Frank Brodehl. Seine Fraktion hatte kurz vor der Ankündigung der geplanten Besoldungsstruktur seitens der Landesregierung einen Antrag für eine bessere Bezahlung vorgelegt.

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