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25. August 2021 – August-Plenum

Afghanistan: Parla­ment begrüßt Auf­nahme­bereit­schaft der Regierung

Große Einigkeit im Plenum: Der Landtag setzt sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem kriegsgebeutelten Land ein und fordert vom Bund, weiter Hilfe zu leisten. Doch nach der Machtübernahme durch die Taliban drängt die Zeit.

Touré Aminata Grüne Plenum
Aminata Touré (Grüne): „Wir wissen, dass es eine deutsche Verantwortung gibt.“ Foto: Thomas Eisenkrätzer

Die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und die Abgeordneten des SSW haben sich in einem interfraktionellen Antrag geschlossen für die Aufnahme von Schutzsuchenden in Schleswig-Holstein ausgesprochen und die Bundesregierung aufgefordert, bei der Evakuierung von Menschen in Afghanistan schnelle Hilfe zu leisten und sich an internationalen Hilfsaktionen zu beteiligen. Ausdrücklich begrüßten die Fraktionen die schnelle Zusage der Landesregierung gegenüber dem Bund sogenannte Ortskräfte im Norden aufzunehmen. Angeschoben hatte die Debatte ein Antrag der Abgeordneten des SSW zu einem Abschiebestopp, der nach der Entwicklung auf Bundesebene für erledigt erklärt wurde.

„Wir sind uns bewusst, dass die Schutz suchenden Menschen aufgrund der politischen Lage in Afghanistan längerfristig bei uns leben werden, so dass wir diese von Anfang an gut in unsere Gesellschaft integrieren müssen“, heißt es in dem interfraktionellen Antrag. Und weiter: „Der Landtag unterstützt die Landesregierung in dem Anliegen, den Fokus auf jene Menschen zu richten, die durch Beruf, politisches Engagement oder allein durch die Verbindung zu Verwandten vor Ort unseren besonderen Schutz bedürfen.“

Schnelle Hilfe gefordert

Midyatli, Serpil SPD Plenum
Serpil Miyatli (SPD): „Schleswig-Holstein redet nicht nur über Humanität, Schleswig-Holstein handelt auch so.“ Foto: Thomas Eisenkrätzer

„Wir haben Menschen gesehen, die sich verzweifelt an Flugzeugen festklammern und in den Tod stürzen“, sagte der Vorsitzende des SSW im Landtag, Lars Harms, mit Blick auf die dramatische Lage am afghanischen Flughafen in Kabul. Angesichts dieser Lage würde der SSW nicht nur sogenannte Ortskräfte aus Afghanistan aufnehmen. „Wir müssen jetzt jede Kapazität nutzen, die wir haben“, so Harms. In den Landesunterkünften gebe es mindestens 2.000 freie Plätze.

„Schleswig-Holstein redet nicht nur über Humanität, Schleswig-Holstein handelt auch so“, lobte die neue Fraktionsvorsitzende der SPD, Serpil Midyatli. Der Fokus müsse nun auf schnellen Evakuierungen liegen, denn die werde Zeit knapp. In weniger als einer Woche, am 31. August, plane die Nato, abzuziehen.

Verantwortungsvolle Auswahl treffen

Ostmeier, Barbara CDU Plenum
Barbara Ostmeier (CDU): Schutzbedürftigkeit der Menschen muss oberstes Kriterium sein. Foto: Thomas Eisenkrätzer

„Die Situation in Afghanistan hat jeder einzelne von uns mitbekommen und sie macht uns so betroffen, weil wir wissen, dass es eine deutsche Verantwortung gibt“, sagte die Abgeordnete Aminata Touré (Grüne). „Wir machen hier im Land keine Außenpolitik“, so Touré, das sei eine Verantwortung, die der Bund trage. „Aber ich bin froh, dass wir bekräftigen, dass wir aufnahmebereit sind.“

„Heute heißt es schnelle Hilfe“, sagte auch Barbara Ostmeier (CDU). Doch es könnten nicht alle Flüchtlinge aufgenommen werden. „Wir werden eine verantwortungsvolle Auswahl treffen müssen“, so die Christdemokratin. Die Schutzbedürftigkeit der Menschen müsse dabei das oberste Kriterium für eine Aufnahme sein.

Innenministerium bündelt Asylanfragen

Die ersten 20 geflüchteten Ortskräfte aus Afghanistan sind mit ihren Familien in der Nacht auf Mittwoch in Schleswig-Holstein angekommen. Das Land habe zudem bereits mehr als 50 Hilferufe von Menschen an den Krisenstab der Bundesregierung weitergeleitet, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Das Innenministerium hatte zuvor eine entsprechende Mail-Adresse eingerichtet. „Weitere Schreiben werden aktuell vorbereitet, mit denen rund 200 Personen zur Einreise vorgeschlagen werden“, so Sütterlin-Waack.

Weitere Redner:
Jan Marcus Rossa (FDP), Claus Schaffer (AfD)

Nach dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan und der unerwartet schnellen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban ist die Situation am Flughafen Kabul in Afghanistan weiterhin dramatisch. Tausende warten immer noch darauf, aus dem Land rauszukommen. Rund um den Airport herrscht Chaos. Zum Auftakt seiner Tagung will der Landtag in Kiel die Situation beleuchten und insbesondere über die Aufnahme von Flüchtlingen beraten. Die Fraktionen wollen dem Vernehmen nach bis Debattenbeginn einen aktuellen Antrag erarbeiten – ursprünglich war vom SSW ein inzwischen von der Bundesregierung verhängter Abschiebestopp gefordert worden.

In Schleswig-Holstein hatte die Landesregierung vergangene Woche ein eigenes Programm zur Aufnahme von Menschen aus Afghanistan aufgelegt. Es richtet sich vornehmlich an Frauen, Kinder und Schwestern von Afghanen, die in Schleswig-Holstein leben. Nach Angaben des Innenministeriums vom Dienstag könnte es dabei um etwa 300 aufzunehmende Frauen und Kinder gehen. „Unabhängig von diesem geplanten Programm gilt unsere Zusage weiterhin, unter anderem sogenannte Ortskräfte aufzunehmen“, sagte Landes-Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).

(Stand: 23.08.2021)

Vorherige Debatte zum Thema:
März 2019

Antrag

Sofortiger Abschiebestopp nach Afghanistan
Antrag der Abgeordneten des SSW – Drucksache 19/3176
Alternativantrag der Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und der Abg. des SSW – Drucksache 19/3239