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15. Dezember 2023 – Dezember-Plenum

Regionalpläne fürs Land sollen überarbeitet werden

Grundlegende Überarbeitung oder Weiterführung des laufenden Verfahrens? In Regionalplänen legt das Land fest, wie sich Siedlungsstruktur, Freiräume und Infrastruktur regional entwickeln sollen. Sie waren Thema einer Debatte im Landtag.

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Mehr Flächen für Gewerbe und für Industrie fordert Bernd Buchholz (FDP). Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Kontrovers wurde über die Regionalpläne Schleswig-Holsteins debattiert – also jene Pläne, in denen das Land festlegt, wie sich Siedlungsstruktur, Freiräume und Infrastruktur in den Gemeinden Schleswig-Holsteins entwickeln sollen. Im Sommer hatte das Innenministerium Kommunen, Verbände und die Öffentlichkeit über die Pläne des Landes informiert und ein Beteiligungsverfahren durchgeführt – die eingegangenen Vorschläge sollen im weiteren Verfahren ausgewertet und in die Pläne eingearbeitet werden.

Die FDP stellt sich in einem Antrag, der mit den Stimmen von CDU, Grüne und SSW abgelehnt wurde, gegen die Fortführung des Verfahrens und verlangt eine grundlegende Überarbeitung der Regionalpläne. Man weise in den Plänen viel zu wenige Flächen für Gewerbe und für Industrie aus, bemängelte Bernd Buchholz (FDP). Wer den Wohlstand der Menschen im Land erhöhen wolle, müsse das Wirtschaftswachstum steigern und Unternehmen ins Land holen. Voraussetzung sei dafür die Ausweisung von Produktionsflächen. Man habe aber feststellen müssen, „dass das Gegenteil der Fall ist“, sagte Buchholz und nannte als Beispiel die Neuansiedlung von Northvolt in Heide. Die Fläche dafür stehe zwar im Plan, „aber ein weiterer Zuliefererbetrieb, der sich da ansiedeln könnte, ist nicht mehr vorgesehen“. Schleswig-Holstein wolle emissionsfreies Industrieland werden, doch von dieser Zielsetzung fände sich nichts in den Plänen.

Extremen Bürokratieaufwand verhindern

Dem widersprach Thomas Jepsen (CDU). Eine Anpassung der Regionalpläne mit Blick auf die eingegangenen Stellungnahmen sei zwar wichtig und nötig. „Was wir aber nicht machen sollten ist, zum jetzigen Zeitpunkt eine grundlegende Überarbeitung zu beschließen“. Beteiligungsverfahren und Grundlagenerstellung seien dann vergebens gewesen und die benötigte Raumplanung würde extrem verzögert. „Der FDP-Antrag würde einen extremen Bürokratieaufwand nach sich ziehen. Das kann nicht unser Interesse sein“, befand Jepsen.

Auch Ulrike Täck (Grüne) sprach sich für eine Weiterführung des Verfahrens aus. Der Prozess sei transparent, beteilige Bürgerinnen und Bürger und brächte viele Bedürfnisse in Einklang. Ihn jetzt infrage zu stellen, wäre ein fatales Signal, so Täck, die zudem die in den Regionalplänen ausgewiesenen Grünzüge verteidigte. Eine Reduzierung dieser Flächen „würde einem Abbau der Lebensqualität vor allem im dicht besiedelten Hamburger Umland gleichkommen.“

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Spricht sich für das aktuelle Verfahren aus: Ulrike Täck (Grüne). Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Aktuelle Entwürfe können nicht punkten

Birgit Herdejürgen (SPD) stellte klar, dass man den Antrag der FDP unterstützen wird. Es gäbe Strategien und Zielbeschreibungen der Landesregierung, bei denen jetzt schon klar sei, dass sie sich wiedersprechen und dass „diese Konflikte mit den vorliegenden Regionalplänen nicht aufgelöst werden.“ Um klimaneutrales Industrieland zu werden, bräuchte man Industrie. Doch die aktuellen Entwürfe seien „nicht ausreichend vorausschauend und flexibel, um in der Konkurrenz zu anderen Standorten punkten zu können“, so Herdejürgen.

Der SSW, vertreten durch Lars Harms, benannte zwei Punkte, warum man den FDP-Antrag nicht unterstützen werde. Zum einen würde bei den Vorschlägen der FDP der nördliche Landesteil zu wenig Berücksichtigung finden – zum anderen würde zu eindeutig am Natur- und Landschaftsschutz gespart. „Das ist 90er-Jahre Politik, das können wir uns nicht mehr erlauben“, so Harms. Der Alternativantrag von CDU und Grüne zur Weiterführung des Verfahrens wurde gegen die Stimmen von SPD und FDP und bei der Enthaltung des SSW angenommen.

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Den Norden nicht vergessen: Lars Harms SSW Foto: Landtag, Sönke Ehlers
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Soll erleichtert werden: Der Wohnungsbau im Norden. Foto: dpa, Marcus Brandt

Auf sieben Veranstaltungen hat das Innenministerium im Sommer Kommunen, Verbände und die interessierte Öffentlichkeit über die Pläne des Landes zur regionalen Weiterentwicklung informiert. Bis zum 9. November konnten Träger öffentlicher Belange, aber auch Bürgerinnen und Bürger im ersten Beteiligungsverfahren Stellungnahmen zu den Entwürfen der Pläne abgeben und Änderungen vorschlagen. Die Regionalpläne geben vor, wie sich Siedlungsstruktur, Freiräume und Infrastruktur in den drei Planungsräumen im Land entwickeln sollen. Darin sind zum Beispiel Siedlungsachsen, Kernbereiche für den Tourismus und überregionale Standorte für Gewerbegebiete ausgewiesen. Um Windenergie an Land, Fotovoltaik oder großflächigen Einzelhandel geht es dagegen nicht. Diese Themen werden in anderen Plänen geregelt.

Die FDP-Fraktion fordert jetzt in einem Antrag von der Landesregierung die grundlegende Überarbeitung der Entwürfe der Regionalpläne für alle drei Planungsräume, um vor allem die Ausweisung von Wohn-, Gewerbe- und Industrieflächen zu erleichtern, etwa im Planungsraum III im Hamburger Umland, entlang der Fehmarnbeltachse und entlang der Entwicklungsachsen der Autobahnen 1, 20, 21 und 23. Sie verlangt eine Definition der konkreten Ziele hinter der übergeordneten Strategie des „Klimaneutralen Industrielandes“ und Darlegung der Maßnahmen in Bezug auf die Regionalpläne, des Weiteren eine Reduzierung der Planungstiefe zur Flexibilisierung der kommunalen Handlungsmöglichkeiten und ein flexibleres Flächenrecycling zur Ermöglichung, insbesondere von Großprojekten.

WT.SH personell und finanziell besser ausstatten

Als weitere Maßnahme verlangt die FDP, die WT.SH zu stärken, damit diese künftig den Ankauf und die Entwicklung von Flächen betreiben kann. Hierzu müsse die WT.SH personell und finanziell ausgestattet werden. Die WT.SH (Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH) ist eine Gesellschaft des Landes, der Industrie- und Handels- sowie der Handwerkskammern und der Hochschulen. Sie unterstützt die Gründung und Weiterentwicklung von Unternehmen.

In einem Alternativantrag bitten die Fraktionen von CDU und Grünen die 
Landesregierung, die eingegangenen Vorschläge in den bis zum 9. November abgegebenen Stellungnahmen für die Regionalpläne wohlwollend zu prüfen und gegebenenfalls zu berücksichtigen.

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Soll erleichtert werden: Der Wohnungsbau im Norden. Foto: dpa, Marcus Brandt

Antrag der FDP
Drucksache 20/1703

Alternativantrag CDU/GRÜNE
Drucksache 20/1736