Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
17.03.10
17:21 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 8: Für eine gleichwertige Ausbildung von Lehrern aller Schularten

Presseinformation der SPD-Landtagsfraktion

Kiel, 17.03.2010 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 8, Gesetz zur Lehrerbildung – Lehrerbildungsgesetz (Drucksache 17/281)

Martin Habersaat:

Für eine gleichwertige Ausbildung von Lehrern aller Schularten

Die Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN haben ihren Entwurf eines Lehrerbil- dungsgesetzes neu eingebracht, den sie schon Ende 2007 vorgelegt hatten. Er geht von der sicher unstrittig richtigen Erkenntnis aus, dass Lehrerinnen und Lehrer so gut wie möglich darauf vorbereitet werden müssen, die real existierenden jungen Men- schen in den real existierenden Schulen und Schulstrukturen zu unterrichten, die sie nach der Beendigung ihres Studiums vorfinden.

Die Reformen der Lehrerausbildung, die in den letzten Jahren vorgenommen wurden, haben zu einer solchen realistischen Ausbildung bereits beigetragen, wenn ich auch als „L.i.A.“ der ersten Stunde schon vor ein paar Jahren an anderer Stelle Optimie- rungsbedarfe angezeigt habe.

Unser Ziel muss eine gleichwertige Ausbildung für alle Schularten sein und lang- fristig eine Lehramtsstruktur, die in der Perspektive gleiche Besoldungen vorsieht. Es ist heute nicht mehr wie früher, wo die Inhaber des 1. Staatsexamens den berüchtigten „Praxisschock“ erlitten, wenn sie zum ersten Mal vor einer Klasse standen, weil sie mit einem Höchstmaß an wissenschaftlicher Fachqualifikation, aber einem Minimum an pädagogischer Kompetenz auf die Schüler losgelassen wurden.



Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion Postfach 7121, 24171 Kiel Verantwortlich: Tel: 0431/ 988-1305/1307 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Petra Bräutigam Fax: 0431/ 988-1308 Internet: www.spd.ltsh.de -2-



Heute haben die Referendare bereits Erfahrungen in der konkreten Arbeit in der Schu- le und sind im Studium auch mit pädagogischer Theorie vertraut gemacht worden. Aber so wie es keinen Stillstand in der Weiterentwicklung der Schule geben darf, kann es auch keinen Stillstand in der Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer geben. Andere Bundesländer machen gute Erfahrungen mit Einführungsphasen für Referendare, bevor diese bedarfsdeckend unterrichten müs- sen. Für Überlegungen zur Lehrerfortbildung findet sich sicher an derer Stelle die Ge- legenheit.

Jürgen Weber hat in der Debatte im November 2007 deutlich gemacht, dass die SPD grundsätzlich mit der Zielrichtung des Gesetzentwurfes der GRÜNEN einverstanden ist. Wir haben ihm damals dennoch nicht zugestimmt, weil es eine Verabredung in der Großen Koalition gab, die Strukturen der Lehramtsausbildung während der 16. Legis- laturperiode nicht zu verändern. Wir waren koalitionstreu.

Jürgen Weber hat damals schon darauf hingewiesen, dass in der Pädagogisierung der Lehramtsausbildung ein Risiko liegt:

Wir wissen, dass es immer einen Einstellungskorridor, gerade in den Mangelfächern, geben wird, dieser wird jedoch kleiner. Zur Zeit ist die Aufnahmefähigkeit des Ar- beitsmarktes Schule wegen neuer Stellen und des hohen Ersatzbedarfes durch Pen- sionierungen noch sehr hoch; das wird sich aber in absehbarer Zeit gründlich ändern. Die Abiturienten, die in diesem oder in den nächsten Jahren vor der Frage stehen, ob sie ein Lehramtsstudium ergreifen sollen, werden ein viel höheres Risiko der Nichtein- stellung als diejenigen haben, die sich jetzt um eine Einstellung an den Schulen be- werben.

Die Ausbildungsstruktur muss daher immer auch vor Augen behalten, dass die Studie- renden nicht eine mehrjährige akademische Ausbildung absolvieren und dann in eine -3-



Sackgasse laufen, wenn der Assistant Teacher zur Klippe wird, an der sie Schiffbruch erleiden, ohne eine andere berufliche Perspektive zu haben. Studienabschlüsse mit Vollkasko für eine lebenslange Beschäftigungsgarantie gibt es nicht, aber wir gehen davon aus, dass diese Frage in einigen Jahren sehr relevant sein wird.

Potentiellen Lehrerinnen und Lehrern muss im Rahmen ihrer Ausbildung früh die Mög- lichkeit gegeben werden, in einer umfangreichen Praxisphase ihre Eignung für ihren Berufswunsch zu überprüfen. Diese Ausbildung muss dann aber auch ermöglichen, einen anderen Weg einzuschlagen, wenn diese Eignung nicht festgestellt wird. Gut und auch für andere Studiengänge zu überlegen ist übrigens die Forderung der GRÜ- NEN, keine Wartezeiten auf dem Weg zum Master notwendig werden zu lassen.

Der Bildungsauschuss hat Ende 2007/ Anfang 2008 zwar bereits eine schriftliche An- hörung durchgeführt. Ich meine aber dennoch, dass sich der Bildungsausschuss er- neut ausführlich mit diesem Entwurf auseinandersetzen sollte, nicht nur weil der Aus- schuss in einer neuen Besetzung tagt, sondern auch, weil mittlerweile Erfahrungen bei der Umsetzung des Schulgesetzes von 2007 vorliegen, die es damals noch nicht gab und die den Fachleuten Gelegenheit geben, ihre damaligen Stellungnahmen zu modi- fizieren.