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07.10.10
10:37 Uhr
SSW

Silke Hinrichsen zu TOP 29 - Stand der Integration in Schleswig-Holstein

Presseinformation
Kiel, den 7. Oktober 2010 Es gilt das gesprochene Wort



Silke Hinrichsen
TOP 29 Stand der Integration in Schleswig-Holstein Drs. 17/905

Die Landesregierung hatte 2008 in ihrem Integrationskonzept für mein Dafürhalten
erstmals in dieser Deutlichkeit keinen Zweifel daran gelassen, dass „Integrationsdefizite
als strukturelle Probleme wahrgenommen werden müssen“ (Drs. 16/2188, Seite 4).
Die jetzigen regierungstragenden Fraktionen wollen zwei Jahre später davon nichts
mehr wissen. Die Fragen fokussieren auf individuelle Verfehlungen der Migrantinnen
und Migranten, wie die Ablehnung von Integrationsangeboten und dem Abbruch von
Kursen und anderes. Dementsprechend sind auch die Fragen im Berichtsteil des
vorliegenden Antrages formuliert. So individuell die Defizite nach Meinung der
Regierungsfraktionen sind, so individuell sind auch die Lösungen zugeschnitten:
Integration, so zumindest der Text der vorangestellten Entschließung, ist Aufgabe der
Landesregierung und des Integrationsbeauftragten.
Das ist falsch. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 2
Und genau daran hapert es oftmals: Diskriminierung ist alltäglich und steht einer
Integration im Wege – da können sich die Migranten noch so integrationswillig zeigen.
Es gibt jedoch Ansätze dies zu ändern:
Als Beispiel sei genannt: Die Antidiskriminierungsstelle hat einige Unternehmen für die
Anonymisierung von Bewerbungsunterlagen gewinnen können. Hintergrund ist der
Umstand, dass allein türkisch klingende Namen die Bewerberin oder den Bewerber
automatisch von einem Bewerbungsgespräch ausschließen. Durch die Anonymisierung
soll gewährleistet werden, dass ausschließlich die bisherigen Leistungen und das
„knowhow“ des zukünftigen Mitarbeiters bzw. Mitarbeiterin ausschlaggebend für die
Einstellung sein sollen. Heutzutage noch reine Zukunftsmusik!



Die ganz alltäglichen Integrationshindernisse sind zu beseitigen. In einer Gesellschaft, in
der die soziale Schere immer weiter auseinanderklafft, wird man immer mit den Fingern
auf die vermeintlich Schwächsten zeigen. Genauso ist es derzeit in Deutschland, wo ein
Großverdiener mit Migranten-Bashing enorme Aufmerksamkeit erzielt.
Eine offene Diskussion der bestehenden Integrationsprobleme, wie vom Antrag
gefordert, ist das nicht. Bloß weil man etwas laut sagt, von dem man behauptet, es
werde in Deutschland ignoriert, ist es nicht automatisch richtig.
Eine offene Diskussion jedenfalls sieht anders aus: sie würdigt alle Sachverhalte,
individuelle und strukturelle und sollte auf einen Konsens bzw. eine tragfähige Lösung
ausgerichtet sein. Das ist derzeit bedauerlicherweise nicht der Fall. 3
In Deutschland bestehen teilweise noch manifeste Integrationsdefizite. Dabei würde
unsere Gesellschaft durch die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger, ob sie nun Hans
oder Hassan heißen, enorm gewinnen.
Ich bin gespannt, ob die Landesregierung bereit ist, sich dieser Herausforderung zu
stellen.